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Dienstag, 3. Juni 2025

Hesperus - Das Flüstern der Schuld

Hesperus

Das Flüstern der Schuld

von Bernhard Grendel-Grim

Salerno im Jahre 1505. Eigentlich hatte der Dämon Hesperus die Weisung von Luzifer selbst, Rom in einem Strudel der Sünden zu Fall zu bringen.

Doch nun hat er beschlossen, in Salerno nach dem Fall des Kloster di Fontebuio sich eine kleine Auszeit zu nehmen um die dortigen Seelen dem Abgrund näher zu bringen.

Dabei stößt er dann auch schnell auf ein passendes Opfer in Gestalt des Patrizier Francesco di Lupo, der so einiges an Schuld in seinem Geist zu verdrängen sucht.

Und dazu zählt nicht nur der Schrecken seiner Kindheit, wo er wegen eines Spielzeug nur einen kurzen Augenblick seine kleine Schwester aus den Augen ließ, welche kurz darauf von einem Pferdefuhrwerk getötet wurde. Nein, auch in finanziellen Dingen treibt er die Gilde fasst schon an den Rand einer Katastrophe.

Als Giacomo, einer der Brüder der Gilde ihn zum Rücktritt auffordert, kommt es durch das Flüstern von Stimmen in Francescos Kopf und die damit aufkommende blinde Wut zu einem blutigen Unfall.

Zwar lässt Francesco eigenhändig die Leiche danach im Boden seines Arbeitszimmers unter einer schweren Marmorplatte verschwinden, doch das dunkle Flüstern in seinem Kopf will einfach nicht mehr aufhören.

Hesperus, der zu Beginn gerade die Seele von Francesco di Lupo als Opfer für den Teufel auserkoren hatte, gerät indessen offenbar selbst in eine Falle. Denn der Dämon Bogdan betrachtet Salerno als sein persönliches Jagdrevier.

Und so tappt Hesperus in dessen Falle, als er sich vom Blut und Fleisch eines mildtätigen Mannes, eines von Sünden reinen Bettlers und gar einer Nonne von völliger göttlicher Reinheit nährt.

Denn deren reines Blut scheint ihm wie Säure alle dunkle Kraft zu rauben, so dass Bogdan ihn an einem Heiligen Kreuz binden und aufs grausamste foltern kann.

Doch Hesperus, welcher so nun düstere Visionen des gekreuzigten Nazareners durchleiden muss, wäre kein wahrer Dämon, wenn er nicht ansetzend an der überheblichen Eitelkeit des Dämons Bogdan, diesem einen hinterlistigen Pakt vorschlagen würde.

Während dessen wird das Flüstern der Schuld im Kopf von Francesco immer extremer und scheint ihn in den Wahnsinn treiben zu wollen. Als dann auch noch Bruder Bartolomeo, der Inquisitor nach Salerno kommt, lassen die Stimmen im Kopf des Patrizier ihn seine blutige Tat gestehen.

Doch bevor Francesco wegen dieser Tat gerichtet werden kann, verlangt der Inquisitor, von Francesco weitere Geständnisse hinsichtlich teuflischer Untaten durch die Folter zu erpressen.

Als jedoch später Francesco in den Flammen des Scheiterhaufens sein Ende findet, breitet sich das Flüstern der Schuld in ganz Salerno aus und führt zur Katastrophe aus Angst, Blut und Sünde. Und in diesem Augenblick lacht nur noch einer ... der Dämon Hesperus.

  • Hesperus - Das Flüstern der Schuld
  • Horror-Novelle (Band 2)
  • Autor: Bernhard Grendel-Grim
  • Taschenbuch ca. 231 Seiten
  • Verlag: Independently published
  • Erstveröffentlichung: Dezember 2024
  • ISBN: 979-8300917302

„Hesperus riss weiter, sein Biss war wild und ungezähmt, während seine Finger die Brust des Mannes aufrissen. Das Geräusch von brechenden Knochen hallte durch die Gassen, gemischt mit dem dumpfen Klatschen von Fleisch auf Stein. Als es vorbei war, ließ Hesperus den Körper fallen.“ (Hesperus - Das flüstern der Schuld/Seite 47)

Der Autor Bernhard Grendel-Grim (was sicherlich ein Pseudonym sein dürfte) hat sich hier wie er selbst schreibt, durchaus einerseits von der Geschichte "Das verräterische Herz" von Edgar Allan Poe inspirieren lassen. Andererseits lässt er seinen Dämon Hesperus hier aber auch das tun, was er meisterlich versteht, Er manipuliert aufs teuflischste  Opfer.

Dabei fällt das Böse und die erschreckende Dunkelheit nie wirklich von außen auf die betreffenden Personen. Vielmehr sind die Mechanismen schon in den Opfern selbst angelegt, etwa durch Schuld, Ängste, Eitelkeit oder Gelüste der Macht.

Und genau mit diesen Voraussetzungen gelingt es dem Dämon Hesperus, die Eskalation des Schreckens bis zum Exzess zu treiben und so unweigerlich seine Opfer in den höllischen Abgrund zu ziehen.

Aber auch das wirken des Dämon Bogdan ist recht interessant. So führt er scheinbar vernichtende Schläge gegen Hesperus aus, indem er diesen mit der unbefleckten Reinheit mehr und mehr zu zerstören trachtet. Hierfür führt er den Dämon immer wieder in kräftezehrende Visionen, in denen dieser selbst dem gekreuzigten Jesus Christus begegnet.

Strahlende Helden oder Geisterjäger sucht man aber auch in diesem Roman vergeblich. Und das folgt einer durchaus nachvollziehbaren Logik, denn die Menschen werden hier ja mit etwas konfrontiert, was sie nicht einmal wirklich in seinen Handlungen verstehen können. Und genau das macht eine besondere, sehr finstere Spannung aus, die einen geradezu an die Seiten bannt.

So ganz kommt der Roman dabei aber auch nicht ohne ein paar wenige, aber blutige stellen aus. Aber schließlich ist dies eine Horror-Novelle, da sollte dies sicherlich auch nicht völlig fehlen.

Aber genau wie im ersten Band mit dem Titel "Hesperus - Die Pforten des Verderbens", kann auch dieses Taschenbuch wieder mit einer gut aufgebauten finsteren Atmosphäre punkten, welche die Leserschaft dabei auch sehr nahe an eine Zeit des Aberglaubens und der täglichen Schrecken des fanatischen Glaubens führt, die wir uns sicherlich so Heute nicht mehr vorstellen können.

Und so hoffe ich hier am Schluss, das es nicht zu lange dauern möge, bis der Autor wie angedacht, seinen Dämon der Sünden wieder in einem dritten Band die Pforten der Hölle öffnen lässt. Spannend und äußerst interessant sind sie allemal und das eben auch ohne die üblichen Klischees zu bedienen, welche man nur zu oft in vielen Romanen des Genre finden kann.

 © by Konrad Wolfram

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