Hesperus
Das Flüstern der Schuld
von Bernhard Grendel-Grim
Salerno im Jahre 1505.
Eigentlich hatte der Dämon Hesperus die Weisung von Luzifer selbst, Rom in
einem Strudel der Sünden zu Fall zu bringen.
Doch nun hat er beschlossen, in
Salerno nach dem Fall des Kloster di Fontebuio sich eine kleine Auszeit zu
nehmen um die dortigen Seelen dem Abgrund näher zu bringen.
Dabei stößt er dann auch schnell auf ein passendes Opfer in Gestalt des Patrizier Francesco di Lupo, der so einiges an Schuld in seinem Geist zu verdrängen sucht.
Und dazu zählt nicht nur der
Schrecken seiner Kindheit, wo er wegen eines Spielzeug nur einen kurzen
Augenblick seine kleine Schwester aus den Augen ließ, welche kurz darauf von
einem Pferdefuhrwerk getötet wurde. Nein, auch in finanziellen Dingen treibt er
die Gilde fasst schon an den Rand einer Katastrophe.
Als Giacomo, einer der Brüder
der Gilde ihn zum Rücktritt auffordert, kommt es durch das Flüstern von Stimmen
in Francescos Kopf und die damit aufkommende blinde Wut zu einem blutigen
Unfall.
Zwar lässt Francesco
eigenhändig die Leiche danach im Boden seines Arbeitszimmers unter einer
schweren Marmorplatte verschwinden, doch das dunkle Flüstern in seinem Kopf
will einfach nicht mehr aufhören.
Hesperus, der zu Beginn gerade
die Seele von Francesco di Lupo als Opfer für den Teufel auserkoren hatte,
gerät indessen offenbar selbst in eine Falle. Denn der Dämon Bogdan betrachtet
Salerno als sein persönliches Jagdrevier.
Und so tappt Hesperus in dessen
Falle, als er sich vom Blut und Fleisch eines mildtätigen Mannes, eines von
Sünden reinen Bettlers und gar einer Nonne von völliger göttlicher Reinheit
nährt.
Denn deren reines Blut scheint
ihm wie Säure alle dunkle Kraft zu rauben, so dass Bogdan ihn an einem Heiligen
Kreuz binden und aufs grausamste foltern kann.
Doch Hesperus, welcher so nun düstere
Visionen des gekreuzigten Nazareners durchleiden muss, wäre kein wahrer Dämon,
wenn er nicht ansetzend an der überheblichen Eitelkeit des Dämons Bogdan,
diesem einen hinterlistigen Pakt vorschlagen würde.
Während dessen wird das
Flüstern der Schuld im Kopf von Francesco immer extremer und scheint ihn in den
Wahnsinn treiben zu wollen. Als dann auch noch Bruder Bartolomeo, der
Inquisitor nach Salerno kommt, lassen die Stimmen im Kopf des Patrizier ihn
seine blutige Tat gestehen.
Doch bevor Francesco wegen
dieser Tat gerichtet werden kann, verlangt der Inquisitor, von Francesco
weitere Geständnisse hinsichtlich teuflischer Untaten durch die Folter zu
erpressen.
Als jedoch später Francesco in
den Flammen des Scheiterhaufens sein Ende findet, breitet sich das Flüstern der
Schuld in ganz Salerno aus und führt zur Katastrophe aus Angst, Blut und Sünde.
Und in diesem Augenblick lacht nur noch einer ... der Dämon Hesperus.
- Hesperus - Das Flüstern der Schuld
- Horror-Novelle (Band 2)
- Autor: Bernhard Grendel-Grim
- Taschenbuch ca. 231 Seiten
- Verlag: Independently published
- Erstveröffentlichung: Dezember 2024
-
ISBN:
979-8300917302
„Hesperus riss weiter, sein Biss war wild und ungezähmt, während seine Finger die Brust des Mannes aufrissen. Das Geräusch von brechenden Knochen hallte durch die Gassen, gemischt mit dem dumpfen Klatschen von Fleisch auf Stein. Als es vorbei war, ließ Hesperus den Körper fallen.“ (Hesperus - Das flüstern der Schuld/Seite 47)
Der Autor Bernhard Grendel-Grim (was sicherlich ein Pseudonym sein
dürfte) hat sich hier wie er selbst schreibt, durchaus einerseits von der
Geschichte "Das verräterische Herz" von Edgar Allan Poe inspirieren
lassen. Andererseits lässt er seinen Dämon Hesperus hier aber auch das tun, was
er meisterlich versteht, Er manipuliert aufs teuflischste Opfer.
Dabei fällt das Böse und die erschreckende Dunkelheit nie wirklich von
außen auf die betreffenden Personen. Vielmehr sind die Mechanismen schon in den
Opfern selbst angelegt, etwa durch Schuld, Ängste, Eitelkeit oder Gelüste der
Macht.
Und genau mit diesen Voraussetzungen gelingt es dem Dämon Hesperus, die
Eskalation des Schreckens bis zum Exzess zu treiben und so unweigerlich seine
Opfer in den höllischen Abgrund zu ziehen.
Aber auch das wirken des Dämon Bogdan ist recht interessant. So führt er
scheinbar vernichtende Schläge gegen Hesperus aus, indem er diesen mit der
unbefleckten Reinheit mehr und mehr zu zerstören trachtet. Hierfür führt er den
Dämon immer wieder in kräftezehrende Visionen, in denen dieser selbst dem
gekreuzigten Jesus Christus begegnet.
Strahlende Helden oder Geisterjäger sucht man aber auch in diesem Roman
vergeblich. Und das folgt einer durchaus nachvollziehbaren Logik, denn die
Menschen werden hier ja mit etwas konfrontiert, was sie nicht einmal wirklich
in seinen Handlungen verstehen können. Und genau das macht eine besondere, sehr
finstere Spannung aus, die einen geradezu an die Seiten bannt.
So ganz kommt der Roman dabei aber auch nicht ohne ein paar wenige, aber
blutige stellen aus. Aber schließlich ist dies eine Horror-Novelle, da sollte
dies sicherlich auch nicht völlig fehlen.
Aber genau wie im ersten Band mit dem Titel "Hesperus - Die Pforten
des Verderbens", kann auch dieses Taschenbuch wieder mit einer gut
aufgebauten finsteren Atmosphäre punkten, welche die Leserschaft dabei auch
sehr nahe an eine Zeit des Aberglaubens und der täglichen Schrecken des
fanatischen Glaubens führt, die wir uns sicherlich so Heute nicht mehr
vorstellen können.
Und so hoffe ich hier am Schluss, das es nicht zu lange dauern möge, bis
der Autor wie angedacht, seinen Dämon der Sünden wieder in einem dritten Band
die Pforten der Hölle öffnen lässt. Spannend und äußerst interessant sind sie
allemal und das eben auch ohne die üblichen Klischees zu bedienen, welche man
nur zu oft in vielen Romanen des Genre finden kann.
© by Konrad Wolfram
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen