Das Haus Zamis 19 und 20
Das letzte Siegel und Flucht aus dem Centro Terrae
von Ralf Schuder
Bei einem Familientreffen verkündet Michael Zamis,
dass er Asmodi eine offizielle Kampfansage machen und ihn stürzen will.
Ein Mitglied des Zamis - Clans soll dann seinen Platz einnehmen. Georg wendet sich derweil an Coco und ermutigt sie, ihren Plan, Merlin zu befreien zu vollenden, da die Dämonen des Zentrums auch für die schwarze Familie eine Bedrohung sind.
Entgegen der Anweisung ihre Vaters, die
Familie zu unterstützen, begibt sie sich nach Wales, wo sie sich mit Oirbsen
trifft.
Dieser erklärt ihr, dass es sich bei dem letzten
Siegel um ein Runenschwert handelt, das sich in einer alternativen Realität
befindet. Nach einigem Hin und Her kann Coco das Siegel an sich nehmen und
endlich ins centro terrae vorstoßen.
Asmodi, der über Cocos Plan, Merlin zu befreien im
Bilde ist, lässt sie gewähren, da sie so vielleicht eine mögliche Invasion der
Zentrumsdämonen verhindert. Im centro angekommen, gelingt es Coco und Oirbsen,
sich bis zu Merlins Burg durchzukämpfen, wo sie mithilfe des entsprechenden
Siegels die magische Flammenwand verschwinden lassen, die Merlin einst als
Schutz vor den Dämonen errichtete, was die Burg jedoch auch zum Gefängnis werden
ließ.
Nachdem Coco und Oirbsen einen ersten Angriff der
Dämonen abgewehrt haben, greift auch Merlin in den Kampf ein und lässt den Aton-Stern
im centro terrae detonieren.
Damit sorgt er nicht nur für die Vernichtung eines
größeren Bereichs dort, sondern verhindert auch eine Invasion der
Zentrumsdämonen, weil diese das Siegel benötigen, um die Erde in eine
schwarzmagische Sphäre zu verwandeln.
Dennoch gelingt es einigen Gegnern, in die Burg
einzudringen und es kommt zum Kampf, bei dem Oirbsen stirbt. Allerdings hat
Merlin seine Persönlichkeit auf drei Personen in verschiedenen Zeiten
aufgeteilt, weshalb er in der Gestalt Ralf Winters weiterlebt.
Mit Merlins Hilfe kann Coco das centro terrae
verlassen, allerdings teilt er ihr mit, dass sie und alle anderen Beteiligten
in Kürze alles vergessen werden, was im Zuge seiner Rettung geschah...
- Erschienen am 6. Juli 2021 und 20. Juli 2021
-
Titelbilder: Mark Freier
Mit diesen beiden Romanen endet
nun also ein Zyklus, der vor über vierzig Jahren abrupt unterbrochen und erst
dreißig Jahre später fortgesetzt wurde.
Dass es überhaupt dazu kam,
verdanken wir zum einen Dennis Erhardt, der die „Coco Zamis“-Serie im Zaubermond
Verlag startete und dabei sehr akribisch alle zuvor erschienenen Romane
berücksichtigte, und zum anderen Ralf Schuder, der sich hier einer
Herausforderung stellte, die man nur als gewaltig bezeichnen kann.
Nachdem ihm die direkte
Fortsetzung des Zyklus ja bereits mit Bravour gelungen ist, durfte der Leser
gespannt sein, wie oder ob der Autor es geschafft hat, ihn nicht nur zu einem
Ende zu bringen, sondern auch die noch verbliebenen Rätsel zu lösen, die Ernst
Vlcek damals ungelöst lassen musste.
Da wäre, um mit dem letzten
Punkt zu beginnen, etwa das Rätsel um den Gnom Oirbsen, der Coco in dreifacher
Gestalt und in verschiedenen Zeiten bzw. Realitäten begegnete, was doch zu
einiger Verwirrung führte.
Dass hier Merlin seine Hand im
Spiel hatte, schien offensichtlich, ebenso wusste man, dass er mit den Zeiten /
Zeitebenen jonglierte, um seinen Plan zu verwirklichen, demzufolge war es nur
noch ein kleiner Gedankensprung zur Lösung:
Um seinen treuen Gefährten
nicht zu verlieren, wurde seine Persönlichkeit halt auf drei verschiedene
Figuren aufgeteilt. Wäre Oirbsen also bereits zu einem früheren Zeitpunkt
gestorben, hätte sein Alter Ego Ralf Winter übernommen.
Eine verhältnismäßig einfache,
aber schlüssige Lösung. Ein anderes Problem, das gelöst werden musste war der
Plan der Zentrumsdämonen, sich an die Oberwelt zu begeben, um den ganzen
Planeten in eine schwarzmagische Sphäre zu hüllen.
Auch hier hat man sich einer
einfachen aber wirkungsvollen Lösung bedient: Die Zentrumsdämonen benötigen
nämlich unbedingt eines der Siegel, um diesen Plan in die Tat umzusetzen,
insofern liegt auch hier natürlich die Lösung auf der Hand.
Das Siegel muss vernichtet
werden, und nachdem es Coco und Oirbsen gelungen ist, die Flammenwand zu
beseitigen (ebenfalls mithilfe eines Siegels) und Merlin wieder voll
einsatzfähig ist, dürfte hier niemand mehr daran gezweifelt haben, dass ihm das
auch gelingen würde, womit wir bei der kritischen Betrachtung wären.
Bis zum Schlusskampf in der
Burg hat man hier nämlich nie wirklich den Eindruck, Coco und ihr Gefährte
könnten sich im ach so gefährlichen centro terrae wirklich in ernster Gefahr
befinden.
Zum einen verfügt man mit dem
Runenschwert über eine mächtige Waffe, die passenderweise sehr wirkungsvoll im
Kampf gegen die Zentrumsdämonen ist, zum anderen kommt natürlich auch hier
wieder Cocos Lieblingszauber, der schnellere Zeitablauf zum Einsatz, mit dem
sie sich aus beinahe jeder ausweglosen Situation retten kann.
So sehr der Autor sich auch
bemüht, die Dämonen des Zentrums noch böser, gefährlicher und grausamer
darzustellen, als die Kollegen von der Oberwelt, wirklich überzeugt ist man
davon eher nicht, zumal sich die Grausamkeiten ironischerweise auch eher im
Kampf der Dämonen untereinander zeigen.
Denn natürlich gibt es auch
hier Intrigen und Rangeleien um die Herrschaft. Immerhin lässt man so am Ende
noch ein Hintertürchen für eine mögliche Rückkehr zu diesem Thema offen.
Allerdings ist es eher
fraglich, ob es dazu kommt, da der weise Merlin schließlich beschlossen hat,
Coco und auch ihre Familie alles vergessen zu lassen, was mit seiner Rettung zu
tun hat. Insofern könnte man auch davon ausgehen, dass die Macher diesen ganzen
Themenkomplex hier endgültig abschließen wollten.
Ebenso fragt man sich, ob Cocos
Begegnung mit einem gewissen Dorian Hunter nun unbedingt sein musste. Zwar bot
sich ein Crossover hier durchaus an, weil der gute Mann sich im zeitgleich
erschienen Dorian Hunter - Buch am selben Ort aufhielt, aber letztlich wirkt er
hier nur wie ein Fremdkörper und in der Handlung völlig deplatziert.
Unterm Strich bleiben jedoch
noch mehr als genug positive Aspekte und Eindrücke hängen. Schuder versteht es
wie schon im vorherigen Band ausgezeichnet, die Figuren darzustellen, auch Coco
selbst agiert längst nicht mehr so blauäugig und naiv wie in früheren Bänden,
und anstatt den Leser einfach mit einer Fülle von namenlosen Dämonen zu
langweilen, erschafft er noch ein hierarchisches System im centro terrae, das
in sich stimmig wirkt, wenn man mal das schon erwähnte Fehlen einer echten
Bedrohung durch diese Kreaturen außer Acht lässt.
Auch Merlin selbst wird so
dargestellt, wie man ihn bereits erlebt hat, wobei der Autor es schafft, diese
“Überfigur” mit einer gewissen Würde auftreten zu lassen, die ihrem eigentlich
unverständlichen Jonglieren mit Zeiten und Realitäten immerhin einen Hauch
Glaubwürdigkeit verleiht.
Letztlich hat Ralf Schuder es
geschafft, alle losen Handlungsfäden dieses zwar nicht unbedingt komplexen aber
durch die Spielereien mit verschiedenen Zeiten und Realitäten doch recht
verworrenen Zyklus zu entwirren und ihn zu einem zwar vorhersehbaren, aber
annehmbaren und konsequenten Ende zu bringen.
Ohne Übertreibung darf man
sagen, dass seine Beiträge dabei nicht die schlechtesten, sondern nach Vlceks
“Das kalte Herz” tatsächlich sogar die besten waren.
© by Stefan Robijn
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen