Der Fliegenmann
von Vincent Voss
Ganz in der Nähe von Wackendorf II. gibt es einen Bachlauf, an dem eine sehr alte Eiche steht.
Doch diesen Ort mögen weder die
Kinder des nahen Kindergarten, noch die Tiere des Waldes. Auch die kleine Mia
empfindet Angst in der Nähe dieses Baumes.
Aber auch die Erwachsenen meiden diesen Ort im Wald,
bis sechs Jahre später die 1000 Jahre alte Eiche umstürzt und etwas freisetzt,
was eigentlich nicht in diese Welt gehört.
Und an diesem Tag dringt ein seltsamer Sturm bis hinein in den Gottesdienst der örtlichen Kirche.
Und es scheint geradezu, als
würde damit ein dunkles Wesen dort gerade Mia heimsuchen wollen.
Doch dieses dunkle Wesen scheint nur ihr Zwillingsbruder
Jonas sehen zu können, welcher bei einem Unfall fasst ertrunken wäre und seit
dem an einer geistige Behinderung leidet.
Doch Jonas ist nicht dumm, sondern eben nur etwas
anders, und er liebt seine Schwester Mia über alles und will sie daher auch vor
dem Bösen beschützen. Doch weiß er nicht wie, denn dieses dämonische Wesen ist
stark. Sehr stark sogar und hat offenbar gerade in Mia sein perfektes Opfer
auserwählt.
Amelie Fischer wiederum ist Professorin am Hamburger
Institut für Ethnologie und hat bereits schon einmal auf einer Expedition
Bekanntschaft mit einem übernatürlichen Wesen gemacht, welches äußerst
erschreckend und sehr gefährlich war.
Doch als sie sich nun dem Fall des Mädchen Mia
Baumann annimmt, trifft sie auch mit dem Titularbischof und Exorzisten Markus
Jakobus zusammen, um so gemeinsam der vom Bösen gepeinigten Familie zu helfen.
Dabei scheint es nicht nur ungewöhnlich zu sein, das Mia gerade während eines Gottesdienstes innerhalb der Kirche von einem Dämon besessen wurde.
Diese dunkle Kreatur, der stets eine Schar von Fliegen folgt, ist auch
ein Dämon, der offenbar jederzeit im Körper des Mädchens ein und ausfahren
kann. Oder ist dieser Dämon sogar aus einem noch unbekannten Grund noch an
einem anderen Ort gebunden?
Mit der Zeit jedenfalls wird nicht nur die Familie
Baumann und damit auch Markus Jakobus und Amelie Fischer immer mehr von dem
abgründig-boshaftem Dämon übelst manipuliert und angegriffen. Auch andere
Personen und besonders deren Leben werden im näheren Umfeld immer mehr zur
Zielscheibe des Dämon.
Und so machen sich Amelie und Markus auch auf
geschichtliche Spurensuche um herauszufinden, mit was für einem Dämon der
Finsternis sie es hier zu tun haben. Doch dann stellt sich sogar heraus, dass
sie es hier nicht nur mit einem sehr gefährlichen Erzdämon der Hölle zu tun
haben, sondern die Ereignisse zu seinem jetzigen auftreten sogar bis ins dunkle
Mittelalter des Jahres 1023 zurückreicht.
Doch es ist auch Eile geboten, denn der Dämon tötet
im weiteren Umfeld und damit ist eben nicht nur das Leben von Mia akut bedroht,
in deren Körper sich der Dämon wie ein Parasit einnistet. Aber auch Jonas
scheint seit seinem Unfall über eine
besondere Gabe zu verfügen, welche vielleicht gegen den Dämon hilfreich sein
könnte.
- Der Fliegenmann
- Autor: Vincent Voss
- Zweiter Horror/Thriller mit der Ethnologin Amelie Fischer
- Umschlaggestaltung: Timo Kümmel
- Illustrationen: Jörg Neidhardt
- ISBN: 978-3-96629-029-6
- Taschenbuch ca. 448 Seiten
- Verlag: Torsten Low
-
Deutsche Erstveröffentlichung: April 2023
„Kälte wehte zu Jonas, Kälte, die es selbst im Winter nicht gibt. Und es stinkt. Jonas würde den schwarzen Mann am liebsten anschreien, anspringen oder seine Eltern um Hilfe holen, aber etwas in ihm weiß, weiß wirklich zu 1000 Prozent, dass das der falsche Weg ist. Dann macht der schwarze Mann ihn tot.“ (Der Fliegenmann/Seite 111)
Vorab sei gesagt, dass man hier durchaus zwei, drei kleine Szenen auch vom Autor Vincent Voss geboten bekommt, die man sicherlich auch z.B. aus dem Film „DER EXORZIST“ (1973) her kennen dürfte.
Aber man muss hier ehrlicherweise auch sagen, dass man beim Thema
"Besessenheit" auch wirklich nur unglaublich schwer an diesem
Klassiker in Buch und Film von William Peter Blatty vorbei kommt.
An anderer Stelle musste ich
aber auch etwas schmunzeln, wenn der örtliche Pastor z.B. auf den Namen Ulf
Unverdorben hört, oder eine Pastorin in Hamburg den Nachnamen Dornenvogel
trägt.
Wem fällt da nicht gleich der
berühmte Fernsehmehrteiler „DIE DORNENVÖGEL“ (1983) wieder ein. Und auch bei
dem Zitat "Wo Gott eine Kirche baut, baut der Teufel eine Kapelle
daneben" vom Reformator Martin Luther, klingelte es gleich bei mir.
Denn dieses Zitat taucht auch
im von mir immer wieder gespannt und oft gesehenen Horrorfilm „THE UNHOLY“
(2021) auf. Und auch hier trägt das Böse ein Gewand, ähnlich einer
mittelalterlichen Kutte eines Mönch.
Solche Elemente mit
Wiedererkennungswert machen hier aber die Handlung an sich sogar durchaus
interessant, weil sie eigentlich nur eine Grundlage bilden für ein sehr
lebendiges Kopfkino beim Lesen.
Denn der Erzdämon, dessen Namen
ich hier aber nicht verraten will (gehört hat man ihn sicherlich schon einmal
und "Pazuzu" ist es nicht), ist durchaus in seiner Handlungsweise
absolut boshaft, hinterhältig und kann auch psychisch hier enorm verletzend
austeilen.
Dabei bleibt er jedoch nicht
einfach nur im Körper seines kindlichen Opfers wie ein Parasit haften, sondern
entfaltet auch an anderen Orten seine finsteren bis sogar tödlichen
Aktivitäten.
Die Stärke des Roman „DER
FLIEGENMANN“ liegt dabei in seinen unheilvollen Passagen, welche eine Bedrohung
fasst schon für seine Leser greifbar macht. Doch Vincent Voss ruht sich darauf
nicht etwa aus, sondern bringt uns auch die einzelnen Charaktere und deren
Sichtweisen im Roman sehr nahe.
Und als wäre dies nicht genug,
verbindet er die Handlung im Jahre 2023 auch mit Ereignissen um einen vom
christlichen Glauben abtrünnigen Mönch des Benediktinerordens mit Namen Anselm
von Pfortingen aus dem Jahre 1023, welcher eben damals schon von diesem Höllenfürsten
selbst umsessen wurde.
Angst, dass die Handlung damit
irgendwann im Verlauf eher überfrachtet erscheint, braucht man indessen als
Leser nicht zu haben. Denn Vincent Voss versteht es hier meisterhaft, alles
lebendig miteinander zu verknüpfen und dabei die Spannungsschraube trotzdem
immer weiter anzuziehen.
Was mir allerdings am Ende
gefehlt hat war die Stelle, wo man hinsichtlich der Kommissarin der Polizei
noch alles zum Guten hätte auflösen müssen. Da hätte der Roman dann auch für
einen sauberen Abschluss hierbei gerne noch ein paar Seiten mehr haben dürfen.
Abgerundet wird der Roman
überdies noch mit einem recht ansprechenden wie einfachen Cover von Timo
Kümmel, als auch mit einigen hübschen Illustrationen im Innenteil seitens Jörg
Neidhardt.
© by Konrad Wolfram
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