Das Hospiz
von Rick Jones
Joey Cavallo ist gerade einmal
dreiunddreißig Jahre jung und er lebt eigentlich eher in den Tag hinein, als
etwas zu tun, was eine Spur seiner Existenz im Leben hätte hinterlassen können.
Und wirklich viel Zeit hat Joey hierfür offenbar auch nicht mehr, denn er ist schon so gut wie Tod.
Bauchspeicheldrüsenkrebs im vierten Stadium ist jedenfalls keine Vorhersage für ein langes Leben.
Und damit er seine letzte Zeit nicht alleine verbringen muss, erhält er einen Platz in einem Hospiz.
Doch Joey würde gerne noch etwas in seiner verbleibenden Zeit tun, um seinem Leben zumindest noch einen kleinen Sinn zu geben.
Doch genau danach sieht es nicht mehr wirklich aus. Als er nämlich mit einer
schwarzen Limousine im einsam gelegenen Hospiz mit Namen ÜBERGÄNGE gebracht
wird, sieht selbst der Chauffeur fasst schon aus wie ein Zombie und Dr. Kezmet
strahlt mit seinen offenbar blinden, milchigen Augen geradezu eine Aura des
Bösen aus.
Aber auch der riesenhafte Milo,
welcher hier in der Einrichtung offenbar das Mädchen für alles ist, löst eine
ständige Bedrohung unter den weiteren Patienten Jackson, Susan, Taylor, Conrad
und Angie aus, die sich ansonsten den lieben langen Tag mit Kartenspielen
vertreiben.
Nur Joey hat nicht vor, in
dieser Weise auf seinen Tod zu warten. Und schnell ahnt er, dass es hier
absolut nicht mit rechten Dingen zugeht. Denn was sind das für bedrohliche
Geräusche in der zweiten Etage, die man als Patient nicht betreten darf?
Warum liegt das Hospiz ständig
in einem seltsamen, dichten Nebel und wieso scheint das große Buntglasfenster
in Joeys Zimmer mit dem Engel Michael im Kampf gegen den Dämon Beelzebub sich
ständig immer ein wenig zu verändern?
Als Joey dann auch noch selbst
Fragen bei Dr. Kezmet stellt, statt auf dessen übergriffige Äußerungen zu
seiner Person zu antworten, versucht er mehr von den anderen Personen zu
erfahren, die hier ihre letzte Lebenszeit verbringen.
Doch auch die sind zuerst eher
verschwiegen oder reden um den heißen Brei herum, weil sie offenbar höllische
Angst haben vor dem, was sie im zweiten Stock erwarten könnte.
Joey weiß nämlich nicht, dass
es da oben nur zwei Zimmer gibt. Der Raum mit der Nummer 200 ist durch ein
schweres Schloss verschlossen und über der Tür hängt ein seltsam strahlende
Kreuz.
Und auch der andere Raum mit der Nummer 201
ist verschlossen ... und das aus einem sehr guten Grund, denn dahinter lauert
ein dunkler Sammler der Seelen, ein Todesbote, welcher keine Empathie kennt und
jeden in die Hölle holt, der in seine grausamen Fänge gerät.
Doch haben Joey und die anderen
Todgeweihten überhaupt noch eine Chance, sich gegen Dr. Kezmet und seinem
verlängerten Arm Milo zu wehren? Oder können sich Joey und die anderen denn
überhaupt noch sicher sein, das sie noch leben? Die Akten in Dr. Kezmets Büro
sprechen da nämlich irgendwie eine völlig andere Sprache.
- Das Hospiz
- Autor: Rick Jones
- Umschlaggestaltung: Michael Schubert
- Übersetzung: Peter Mehler
- ISBN: 978-3-95835-888-1
- Taschenbuch ca. 286 Seiten
- Luzifer Verlag
-
Deutsche
Erstveröffentlichung: Mai 2024
„Das Flehen der älteren Frau wurde zu einem qualvollen Heulen, als sie sich dem Bösen stellen musste, das in diesem Raum hauste. Es war ein Wesen jenseits aller Vorstellungskraft, eine alptraumhafte Manifestation der Angst.“ (Das Hospiz/Seite 11)
Wisst ihr noch, was man uns als Kinder mal erzählt hat? Das wenn man
stirbt, unsere Seele die Himmelstreppe hoch muss, wo Petrus am Himmeltor dann
entscheidet, wer denn nun in den Himmel kommt und wer wieder nach unten in die
Hölle muss.
Tja, verabschiedet euch mal von dieser Erzählung. Denn der Autor Rick
Jones nimmt dies als Grundlage für seinen hier vorliegenden Horror-Roman "DAS
HOSPIZ". Was uns der Autor hier aber auf ca. 286 Seiten bietet ist wesentlich
mehr als das. Es ist, könnte man sagen, die Vorhölle oder das Fegefeuer. Nur
eben das es hier keine faire Auswahl zu geben scheint.
Und mit diesem Grundgerüst wagt sich Jones auch an eine Thematik, die ich
so in dieser Form noch nie in der Horrorliteratur geboten bekommen hatte. Denn
hier holt man nicht die üblichen Verdächtigen wie Vampire, Werwölfe, Zombies
oder andere Monster hervor.
Vielmehr geht es hier um den ewigen Kampf von Gut gegen Böse aus der
Sicht von Todgeweihten, die offenbar eh nur noch über eine kurze Lebensspanne
verfügen.
Der Roman glänzt dabei weniger durch heftige Gewaltdarstellungen (die
gibt es zwar auch hier oder da in Verbindung mit dem Raum 201) oder
ausgiebig-blutigen Beschreibungen.
Dafür gelingt es Jones hier eine ganz besonders finstere Atmosphäre mit
seinen Sätzen und Kapiteln aufzubauen, die man selbst als Leser recht schnell
als durchaus bedrohlich empfindet.
Und das liegt daran, dass die Handlung innerhalb des Hospiz ständig einem
surrealen bis bizarrem Albtraum ähnelt, welcher auch beim lesen seine Spuren
hinterlässt. Und am Ende gibt es eben keine strahlende Himmelpforte auf einer
weißen Wolke und einen weißbärtigen, netten, aber auch gerechten Mann wie
Petrus.
Was allerdings etwas ärgerlich sein dürfte, sind so manche holprigen
Sätze, wo man als Beispiel die fehlerhaft eingesetzten Artikel im Satz locker
hätte sehen müssen. Da liegt der Fehler aber sicherlich nicht beim Autor Rick
Jones, der hier einen äußerst interessanten Roman abseits des Genre-Mainstream
abgeliefert hat, sondern wohl eher bei einer nicht sehr sauberen Übersetzung.
Ein Lektorat hat es hier daher wohl dann auch nicht gegeben um hier vom
Übersetzer Peter Mehler eben noch mal etwas nachbessern zu lassen.
Doch alleine schon das Thema und die intensive Art des Autors, hier mit
einer verstörend-dunklen Atmosphäre die außergewöhnliche Handlung zusätzlich
aufzuwerten, macht diesen Roman wieder absolut lesenswert.
© by Konrad Wolfram
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen