Dunkle Saat
von Greig Beck
Eine einzige falsche Entscheidung kann eine
Katastrophe auslösen und das Schicksal kann einem alles nehmen was man liebt.
Diese Erkenntnisse musste Michael "Mitch"
Taylor im Krieg in Syrien und wieder zurück in den USA schmerzlich machen.
Doch er rafft sich wieder auf und beschließt als
Allgemeinmediziner in dem kleinen Städtchen Eldon mit seinen rund 1024
Einwohnern ein völlig neues Leben zu starten.
Und hier wird er nicht nur herzlichst aufgenommen, sondern hat auch gleich bei der auffallend hübschen wie jungen Vizebürgermeisterin Karen Powell einen Stein im Brett.
Und selbst zu ihrem zwölfjährigen Sohn Benji scheint
Mitch gleich einen Draht zu haben. Nur sein 79-jähriger Vorgänger Dr.
Wainwright scheint weniger gesprächig zu sein.
Und als Wainwright nicht zur Willkommensparty für
Mitch auftaucht, welche der Bürgermeister Keith Melnick für Mitch ausgerichtet
hat, macht dieser sich Sorgen und fährt direkt zu seinem Vorgänger.
Doch der alte Arzt kann nicht mehr zur Party kommen,
denn er hat aus einem unbekannten Grund heraus plötzlich Selbstmord begangen.
Das aber hinter den hübschen Häusern und den
freundlichen Menschen ein dunkles Geheimnis liegt, welches mit einer alten und
verlassenen Kalksteinmine zusammen hängt, muss sich Mitch anhand älterer Kopien
der Akten von Dr. Wainwright erst noch mühsam aneignen.
Und genau diese Akten aus den 1970er Jahren
berichten erschreckendes, was Mitch zuerst kaum glauben kann. Denn ab und an
dringt Wasser aus den Tiefen der Mine nach oben und füllen einen kleinen,
ansonsten eher ausgetrockneten See, wo verbotener Weise die Kinder im Sommer
gerne baden gehen.
Doch aus irgendeinem Grund, sei es ein Virus,
Bakterien oder etwas völlig anderes, mutieren die Menschen danach rasant, wenn
sie mit dem leicht grünlichen Wasser in Berührung kommen. Dabei verwandeln sie
sich in etwas, was weder menschlich, tierisch oder gar pflanzlich ist.
Die gesamte Transformation nannte man schon damals
das Angel-Mine-Syndrom, weshalb man das Communicable Disease Center, kurz CDC
genannt, informierte.
Die damaligen Opfer dieser ungewöhnlichen
Transformation tauchten später nie wieder auf, nachdem sie vom CDC an einem
völlig geheimen Ort in Quarantäne genommen wurden.
Doch nun ist das Wasser wieder bei der Mine
angestiegen und die ersten Kinder verändern sich wieder und benötigen blutiges
Fleisch um diese schrecklichen Veränderungen weiter zu beschleunigen.
Mitch und sein Freund aus seiner früheren
Militärzeit, Greg Samson, versuchen dem Schrecken auf die Spur zu kommen,
welcher offenbar bereits seit Jahrtausenden immer wiederkehrt.
Dabei treffen sie auch auf den alten Ureinwohner und
Schamanen Johnson Nightbird, welcher das dunkle Geheimnis der Mine von Eldon zu
kennen scheint.
Doch sollte an der Legende der Ureinwohner wirklich
etwas dran sein, dass unter der Erde eine teuflische und absolut unmenschliche
Kreatur haust, welche man als Adotte Sakima, den Baumgott bezeichnet?
- Dunkle Saat
- Autor: Greig Beck
- ISBN: 978-3-95835-650-4
- Taschenbuch ca. 292 Seiten
-
Luzifer Verlag
„Seine um sich schlagende linke Hand wurde gebissen, der Knochen knirschte, Blut spritzte. Marshal sank zu Boden und schrie vor Schmerz, als das Ding an ihm zu zerren anfing, seine Klauen bohrten sich wie Dolche in sein Fleisch.“ (Dunkle Saat/Seite 108)
Auch wenn mich der Autor Greig
Beck zuletzt mit seiner, zu einem dünnen Taschenbuch aufgeblasenen
Kurzgeschichte mit dem Titel „DAS FOSSIL“ doch recht enttäuscht hatte, so
konnte er mich nun mit seinem Horrorroman „DUNKLE SAAT“ doch wieder positiv für
sich einnehmen.
Sehr grob betrachtet könnte man
die Idee der Handlung eventuell irgendwo zwischen den Filmen „DIE DÄMONISCHEN“
(Alternativtitel: Invason der Körperfresser von 1956), „DAS DING AUS EINER ANDEREN
WELT“ (1982) und „ES“ (2017) verorten. Das ganze reichert man dann mit einem
guten Schuss Body-Horror und einer möglichen Legende der US-Ureinwohner samt
einiger durchaus sympathischer Protagonisten an.
Die Spannung steigert sich
dabei zuerst eher gemächlich, konnte mich aber als Leser durchaus ab den ersten
Seiten bereits wegen der sympathischen Figur des Mitch Taylor durchaus fesseln.
Wer am Ende jedoch unbedingt auch wissen will, was dieser Baumgott "Adotte
Sakima" ist, oder woher er denn nun gekommen ist, der dürfte hier eher
etwas enttäuscht werden.
Denn das bleibt nach wie vor im
Dunkeln der weit entfernten Vergangenheit verborgen. Man muss es eigentlich
auch nicht wissen, denn die Spannung steigert solch eine Information nämlich
nicht sonderlich. Dafür ist nämlich die laufende Handlung zuständig.
Was Greig Beck hier ähnlich wie in seiner Trilogie zur Handlung um den "Mittelpunkt der Erde" (Adaption der Geschichte von Jules Verne) wieder recht gut gelingt, ist es, seine Leserschaft schnell in eine zuerst relativ heile Welt eintauchen zu lassen, bei dem sich die dunkle Bedrohung dann aber langsam aufbaut wie eine finstere Gewitterwolke.
Oder anders gesagt, Greig Beck versteht es hier wieder
perfekt, das Kopfkino seiner Leserschaft ordentlich in Schwung zu bringen.
Aber man sollte hier auch im
Finale nun nicht zwangsläufig darauf bestehen, dass der Held am Ende
sprichwörtlich völlig siegreich dem Morgenrot entgegen reitet. Denn das reale
Leben geht bekanntlich auch mit einem Happy End eher sehr sparsam um.
Andererseits darf man sich im Vorfeld des Roman aber auch die wirklich
interessante Frage stellen, wie düstere Horror-Fantasien und eine Flasche
Mineralwasser zusammen passen könnten?
Die letzte Frage sollte
möglichst neugierig machen und wenn ihr den Roman gelesen habt, werdet ihr
sicherlich auch eine Flasche Mineralwasser mit völlig anderen Augen betrachten.
In jedem Fall wird man bei dem
Roman „DUNKLE SAAT“ mit einem sehr atmosphärischen wie überraschenden Horror
belohnt, der mich sehr schnell zu fesseln vermochte.
© by Konrad Wolfram
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