Das Haus Zamis 6
Der Rattenfänger
von Ernst Vlcek
Damit Coco sich der Schwarzen
Familie gemäß weiterentwickelt, schickt ihr Vater sie nach Trinidad, wo der
Dämon Makemake sie unter seine Fittiche nehmen soll.
Bei ihrer Ankunft wird sie
von Anhängern des Roten Hahns abgefangen, ein weiterer auf Trinidad aktiver
Dämon und Gegenspieler Makemakes.
Dessen Diener befreit Coco und bringt sie zum Anwesen des schrulligen Ornithologen Winston Bendix, bei dem sie Quartier bezieht.
Coco erkundet die Gegend und trifft auf einen Jungen, der sie
zu dem Amerikaner Frank Jenkins führt.
Dieser erklärt ihr unter
Hypnose, dass er für einen Exorzisten arbeitet, der sich Rattenfänger nennt und
Makemake zur Strecke bringen will, um Trinidad vom Bösen zu säubern.
Nach einem Angriff des Roten
Hahns auf das Anwesen des Ornithologen entpuppt dieser sich als Makemake, und
Coco erfährt, dass er längst schwach und degeneriert ist. Sie ruft Merlin
zurate, der empfiehlt, dass Makemake sich vom Bösen abkehrt, um noch einmal
seine Kräfte freizusetzen, was dieser auch tut. Schließlich warnt Merlin Coco
vor einem Verräter, der ihr Schicksal beeinflussen wird.
Als sie sich kurz darauf mit
dem Rattenfänger trifft, erkennt sie in ihm diese Person. Ungeachtet dessen
macht sie ihm klar, dass der Rote Hahn die Wurzel des Bösen ist, worauf er zur
Zusammenarbeit bereit ist.
Unter Zuhilfenahme einiger
Hinweise kann Coco dem Roten Hahn eine Falle stellen und anhand der Indizien
schließlich herausfinden, dass er mit dem Rattenfänger identisch ist. Sie
konfrontiert ihn damit, und es kommt zum Kampf, bei dem der Dämon schließlich
vernichtet wird.
- Erschienen am 5. Januar 2021
- Erstveröffentlichung: Im Jahr 1979 als „Dämonenkiller Taschenbuch 52: Coco und der Rattenfänger”
- Titelbild: Mark Freier
Mit diesem Roman wird die
bereits im letzten Heft begonnene Handlung um den “Rattenfänger” fortgesetzt
und abgeschlossen, wobei Ernst Vlcek hier die sicher nicht ganz leichte Aufgabe
hatte, an die Ereignisse des letzten Bandes anzuknüpfen bzw. auf zurückliegende
Ereignisse Bezug zu nehmen, da nach Erscheinen des letzten Coco Zamis -
Taschenbuchs immerhin zwei Jahre vergangen waren.
Das hat er im Großen und Ganzen
gut gemeistert, der Leser der Heftserie merkt von dieser zeitlichen Kluft
nichts, es sei denn, er wundert sich über die Aussage, dass Coco in ihren
Bettgefährten Gerhard Pusch verliebt gewesen sein soll, denn das war sie nicht,
was ja vor allem in Bezug auf den Verlust ihrer Hexenkräfte nicht ganz
unwichtig ist.
Auch in diesem Roman findet
sich natürlich wieder jemand für die einsamen Stunden, wobei die entsprechende
Figur diesmal immerhin etwas mehr Handlungsrelevanz besitzt, auch wenn der
ganze Überbau mit dem Liebeszauber und den diesbezüglich in Erscheinung
tretenden Nebenfiguren die Handlung letztlich nur auf Länge strecken.
Die Erkenntnis, dass der
Rattenfänger (der Name ergibt eigentlich keinen Sinn) und der ominöse Rote Hahn
am Ende ein und dieselbe Person sind, dürften die meisten Leser dann auch lange
vor einer Coco Zamis gehabt haben, denn diese Entwicklung scheint dermaßen
verlockend, dass sie sehr schnell vorherzusehen ist.
Etwas überraschender erscheint
da die wundersame Wandlung des Dämons Makemake (auch wenn dessen Tarnidentität
als schrulliger Ornithologe ebenfalls erratbar ist), denn dass ein Dämon
einfach mal eben so dem Bösen entsagen und zu einem “normalen” Menschen werden
kann, wobei hier auch noch ungeahnte letzte Kräfte mobilisiert werden, das
widerspricht doch ein wenig den bis dahin bekannten Gesetzen und
Gepflogenheiten innerhalb der Schwarzen Familie.
Bis es dazu kommt, zieht sich
die Handlung um die feindlichen Lager doch etwas sehr in die Länge, wobei die
Hahnenkämpfe, bei denen die Kontrahenten ihren Geist in das Geflügel schlüpfen
lassen und sich dann gegenseitig zerfleischen, immerhin für etwas Action
sorgen. Und auch die Idee, einen geschwächten “Ex-Dämon” vor seinem
ahnungslosen Gegner schützen zu müssen, darf als durchaus originell durchgehen.
Wirkliche Spannung kommt hier
aber dennoch erst am Ende auf, als bei Coco endlich der Groschen gefallen ist,
um wen es sich bei dem Rattenfänger handelt, wobei der entsprechende
Schlusskampf dann auch sehr schnell vorbei ist.
Streng genommen kann Coco den
Roten Hahn nur deshalb besiegen, weil dieser bei dem Hahnenkampf mal eben von
einem ihrer Helfer getötet wird, da sein Körper während des Kampfes - mächtiger
Dämon hin oder her - nun mal wehrlos und angreifbar ist.
Dass auch Merlin hier wieder
einen kurzen Auftritt hat, fällt zwar nicht unbedingt negativ ins Gewicht,
zumal wenn man weiß, dass diese Figur in absehbarer Zeit noch eine wichtige
Rolle spielen wird, allerdings lässt man ihn hier bereits zum zweiten Mal die
Kastanien aus dem Feuer holen bzw. entscheidende Hinweise geben, was nicht nur
dem weisen Magier sondern auch dem Leser ein leicht genervtes Seufzen entlockt.
Am Ende darf man aber zu dem
Schluss gelangen, dass Vlcek sich hier nach dem “Teufelsschüler” immerhin etwas
gesteigert hat (wobei wie gesagt zwei Jahre dazwischen liegen) auch wenn der
eine oder andere Leser froh darüber sein dürfte, dass er wohl nie wieder etwas
über einen “magischen Hahnenkampf” oder den hier extrem überstrapazierten
Begriff einer “magischen Steelband” wird lesen müssen…
© by Stefan Robijn
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