Gespenster-Krimi 166
Das Nest der Harpyie
von Camilla Brandner
Die junge Engländerin Tessa Harlett kann durchaus
schnell zu einem regelrecht zickigen Bies mutieren, was ihr Freund Thabani auch
noch lernen muss, der eigentlich in der "International Business School"
Wirtschaftswissenschaften studiert und hierfür sogar aus Simbabwe (Afrika) nach
England gekommen ist.
Und so nimmt das Übel seinen Lauf, denn Tessa macht Thabani in der Nacht eine Szene, springt dann aus dem Auto und verschwindet in einem Wald, den eigentlich nicht einmal die Polizei von Dentonville freiwillig betreten würde.
Denn immer wieder verschwinden hier zumeist junge Männer und
tauchen danach nie wieder auf. Und das liegt an Lady Eliza Wharburton, welche sich
ehemals den okkulten Dingen zugewandt hatte und junge Männer sexuell umgarnte,
um danach wie ein Vampir ihre Lebenskraft aufzusaugen, ihr Fleisch zu essen und
danach ihre Haut im Keller ihres Dower House als Wandschmuck zu verwenden.
Und dies tat sie so lange, bis sie während eines
Maskenball an einen echten Mönch geriet, der das Böse in ihr erkannte und dafür
sorgte, das genau dieses sich nun auch äußerlich zeigen sollte. Und so nahm sie
die schreckliche Form einer Harpyie an, mit der sie auch viele Jahrzehnte
danach im Wald immer noch ihre Opfer sucht.
Dumm nur das gerade Tessa nun nach so langer Zeit in
ihre Krallen gerät. Denn Eliza will sich in grausamer Weise in der Hülle ihres
Körpers einnisten um wieder frei auf Jagd nach jungen Männern gehen zu können,
während die Seele von Tessa in einem dunklen Winkel ihres eigenen Körpers ein
jämmerliches Dasein fristen soll. Außerdem will sie auch wieder bedenkenlos
außerhalb des Waldes und den Ruinen des Dower House nach Opfern jagen.
Aber auch Thabanis Professor, Dr. Noah Corony weiß
genau um die düsteren Legenden um das Hotel Glorial, welches einmal der
Hauptsitz der Whaburtons war, oder aber auch den Ruinen des Dower House,
welches versteckt mitten im schaurigen Wald liegen soll. Und er greift daher
zum einzigen Mittel, welches nach seiner Meinung noch Rettung für den jungen
Thabani bringen könnte.
Denn die Harpyie hat längst ihre Krallen nach dem
jungen Afrikaner ausgestreckt. Und diese Rettung könnte sein Freund Professor
Jonathan Pike sein, der sich in okkulten Dingen ebenso auskennt wie sein
Vorbild, der Geisterdetektiv Thomas Carnacki in den dreißiger Jahren.
Doch kann der Geisterjäger Pike der Harpyie im
Körper der jungen Tessa noch Einhalt gebieten und das Leben von Thabanis noch
retten? Und wer ist eigentlich dieser Elmer Burton, der ohne Angst in den
langen Wintermonaten im dann geschlossenen Hotel Glorial ein und ausgehen kann,
auch wenn die Harpyie dann dort ebenfalls auf die Jagd nach Männern geht?
- Erschienen am 15. Februar 2025
-
Ein Einzelroman von Camilla Brandner
„Aus dem Dickicht kroch schwerfällig ein mannslanger Wurm, dick wie ein Schiffsmast, bläulich weiß und mit einem Kranz fleischiger Tentakel bestückt, der wie eine Halskrause wirkte.“ (Gespenster.Krimi/Band 166, "Das Nest der Harpyie"/Seite 10)
Am besten fange ich mal ganz
einfach meine Kritik damit an, dass ich es sehr interessant fand, hier etwas
vom "Geisterdetektiv Thomas Carnacki" zu lesen. Denn Carnicki
ist hier keine Erfindung seitens der Autorin Camilla Brandner.
Vielmehr stammen die
Erzählungen um den "Geisterdetektiv Carnacki" vom britischen Autor William Hope Hodgson (geboren 1877 und gestorben 1918) und wurden vor einigen
Jahren auch gesammelt in einer Hardcover-Ausgabe unter dem Titel „CARNACKI,
DER GEISTERDETEKTIV“ in der Reihe "H.P. Lovecrafts Bibliothek des
Schreckens" im Festa Verlag veröffentlicht (ist mittlerweile aber seit
längerem beim Verlag bereits ausverkauft).
Aber die Idee, Garnacki hier
einzubauen ist schon mal eine schöne Idee, zumal der Autor William Hope Hodgson
in Deutschland nicht wirklich breit bekannt sein dürfte.
Aber auch der Aufbau des Romans „DAS NEST DER HARPYIE“ von Camilla Brandner konnte mich hier zuerst gespannt durch die Seiten mitnehmen. Nun ja, zumindest bis zur Seite 51, denn ab da ging der weitere Handlungsverlauf nämlich leider rapide abwärts.
Vorsicht Spoiler!
Und das liegt an der Harpyie
Eliza im Körper von Tessa, die sich in der Nacht einfach nur ab einer
Tankstelle völlig strunzdumm verhält. Das bringt sie nämlich in ein Krankenhaus
wo sie wegen ihrer Tobsucht dann fixiert wird und eine Infusion in einer
Kochsalzlösung erhält.
Und wer aufmerksam gelesen hat,
der weiß, für dämonische Kreaturen ist Salz wie ein tödliches Gift. Also heißt
es für Eliza raus aus dem Körper von Tessa und ab dann hat die rumänische
Krankenschwester Raluca mit einem Eimer Streusalz ihren großen Auftritt.
Oder anders gesagt, das Böse
wird hier ganz locker ohne einen Geisterjäger Pike und seinem okkulten Wissen
endgültig aufs Kreuz gelegt. Nur versinkt dabei leider auch die Spannung völlig
ins Bodenlose.
Und da man die Harpyie damit
schon auf Seite 56 entgültig in Richtung Hölle geschickt hatte, hieß es nun mit
aller Gewalt noch die folgenden Seiten mit leicht belanglosen Inhalten zu
füllen, wobei man hier auch erfährt, das Elmer Burton eigentlich ein Nachfahre
der Harpyie Eliza ist (Familienmitglieder werden nun mal von ihr nicht
gefressen), der regelmäßig in den Wintermonaten die Dämonin mit blutigen Steaks
und Pornofilmen auf dem Großbildschirm des Hotel Glorial bei Laune gehalten
hatte.
Und ja, hier habe ich nun
ordentlich gespoilert. Allerdings ist das immer noch nicht so schlimm wie der
Umstand, das man sich nämlich als Leser etwa ab der Seite 51 plötzlich langsam
wahrlich nur noch veräppelt vorkommt.
Denn eines Geisterjägers hat es
hier im Roman absolut nicht bedurft, da die Harpyie sich ja im finalen Bereich
schon selbst durch eigene Dummheit in jedes Fettnäpfchen gesetzt hat, welches
sie finden konnte. Und dabei war alles doch vorher so interessant und spannend
aufgebaut gewesen.
Insgesamt frage ich mich da
schon, was sich Camilla Brandner hierbei gedacht haben mag. Denn am Ende hätte
ich den Roman ehrlich gesagt eher in die nächste Tonne gefeuert, anstatt ihn in
meiner GK-Sammlung abzulegen.
Auf ein solches
"Comedy-Ende" ohne cleveren Gag kann ich jedenfalls in einem „GESPENSTER-KRIMI“
locker verzichten. Und Nein, auch das eher durchwachsene Cover konnte mich
nachträglich hier nicht mehr wirklich milde stimmen. Sorry, aber dieses Ende
war eine einzige Zumutung und schreit sicherlich nicht nach einer Wiederholung.
© by Konrad Wolfram
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