Dorian Hunter 104
Das Narbengesicht
von Derek Chess
(Dirk Hess)
Der
zu untotem Leben erwachte schwarze Samurai Tomotada will das Tomokirimaru
wieder an sich bringen, jenes legendäre Schwert, das sich nun in einem Museum
in Tokio befindet.
Unterwegs trifft er auf das “Narbengesicht”, ein Freak, der durch einen orakelnden Keramikkopf vor dem Samurai gewarnt wurde. Tomotada macht ihn mithilfe der Maske zu seinem Diener und schickt ihn zum Museum, um das Schwert zu besorgen...
...wohin
sich auch Coco, der als Steiner auftretende Hunter und Yoshi begeben, während
Abi Flindt bei einem Alleingang auf den Samurai trifft und nur mit knapper Not
entkommt.
Als
Hunter nach einem Kampf gegen ein paar Freaks schließlich das Schwert in den
Händen hält, erinnert er sich an eine weitere Episode aus seinem fünften Leben,
in welcher er als Tomotada einen mit einer Botschaft versehenen Goldbarren an
den “Drachenfürsten” liefern und diesen anschließend töten soll, was er nach
einigem Hin und Her auch tut.
In
der Gegenwart wird Hunter klar, dass Olivaro damals bereits gegen andere
Dämonen intrigierte und den Samurai dafür einspannte. In der Gestalt eines
Freaks kann er zwar in deren Versteck eindringen, verliert aber bei den
anschließenden Kämpfen das Schwert, welches Tomotada wieder an sich nimmt.
Auch
der orakelnde Kopf verschwindet spurlos, was es damit auf sich hat, bleibt
somit noch unklar. Abi Flindt erfährt, dass der Dämonenkiller noch lebt,
allerdings sorgt Coco per Hypnose dafür, dass er es wieder vergisst.
- Erschienen am 23. August 2022
- Erstveröffentlichung: Am 27. Juli 1976 als „Dämonenkiller Band 101“
- Titelbild: Mark Freier
Dass dieser zweite Band des “Samurai”-Zyklus es schwer
haben würde, gegen den starken Jubiläumsband zu bestehen, war sicherlich
absehbar. Dennoch hat Hess hier nicht unbedingt seinen schlechtesten Beitrag
zur Serie abgeliefert, auch wenn dieser erst in der zweiten Hälfte einigermaßen
überzeugen kann.
Das liegt vor allem an der missglückten Titelfigur aber
auch daran, dass die Nebenhandlung gerade im ersten Drittel doch wieder sehr in
die Länge gezogen wird und letztlich nur dazu dient, Hunter auf die Spur der
Freaks zu bringen und auf den orakelnden Kopf aufmerksam zu machen, dessen
Geheimnis hier natürlich noch nicht gelüftet wird.
Die Figur des Narbengesichts ist aber der wohl größte
Schwachpunkt des Romans. Diese Figur und ihr ganzes Umfeld wirken einfach
völlig fehlkonstruiert und deplatziert, zumal die Aussage, dass ein Freak
seinerseits Freaks erschaffen kann im Widerspruch zu früheren Angaben steht.
Dann wäre da noch der “Hypnoblick”, der bereits wirkt, wenn man sich nur den
entsprechenden Film anschaut, das alles ist doch ein ziemlicher Unsinn.
Doch für die Angaben im Expose kann der Autor natürlich
nichts, und mit der durchaus spannenden und selbst im Vergleich mit dem
Vorgänger überzeugenden Vergangenheits-Episode schafft er es dann auch, das
Ruder nochmal herumzureißen, auch wenn dieser Abschnitt leider nur
vergleichsweise kurz ausfällt. Die Dialoge, die Kämpfe, die Darstellung des
Samurai, das alles wird sehr detailliert und packend geschildert und nahtlos an
die vorherigen Ereignisse angefügt.
Auch der Showdown in der Gegenwart bietet noch eine Prise
Action und Spannung, auch wenn sich die Ereignisse hier doch etwas chaotisch
überschlagen, wobei auch noch Abi Flindt auftaucht und gerettet werden muss.
Dass Dorian Hunter hier allerdings das Schwert, bei dem es sich
ja bekanntermaßen um einen wertvollen und vor allem sehr wichtigen Gegenstand
handelt, sofort wieder verliert - nicht weil es ihm im Kampf abgenommen wird,
sondern weil er stolpert - lässt die Spannungskurve dann schnell wieder nach
unten abgleiten.
Am Ende merkt man doch sehr deutlich, in welchem
Abschnitt der Autor sich hier am wohlsten gefühlt hat, und es ist schade, dass
er sich darin nicht etwas länger austoben durfte.
Vielleicht hätte
ein Kurt Luif sich getraut, die Vorlage etwas flexibler umzusetzen, da wäre dem
Leser doch einiges erspart geblieben. Dennoch hat Hess hier im Großen und Ganzen
eine solide Arbeit abgeliefert.
© by Stefan Robijn
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