Gespenster-Krimi 161
Der Leichentuch-Fresser
von Henry Cardell
Lady
Enderby taucht unvermittelt mit Detective Cief Inspector Ferrow von der
National Crime Agency (NCA) in der privaten Wohnung von Isaac Finley auf.
Der sitzt hier nicht nur auf bereits gepackten Umzugskisten um die Stelle als Butler (und Kampfgefährte gegen das Böse) im Battlecrease House in Gerrads Cross bei Lady Mildred Enderby anzutreten. Er steht als Butler auch leider in Boxershorts und Unterhemd in der Tür.
Der
Anlass ist hierfür jedoch ein sehr dringlicher, denn an der Umzäunung des
Friedhof, direkt an der Kirche der kleinen Gemeinde von Dreary in West Sussex
hatte ein betrunkener junger Mann, der gerade von einer Party kam, die
offensichtlich mumifizierte Leiche einer offenbar weiblichen Person
vorgefunden.
Das
Problem ist nur, dass sie nicht mumifiziert sein dürfte, denn es handelt sich
hier nach den ersten Untersuchungen um eine noch recht junge Frau, die sich
erst vor wenigen Tagen noch glücklich auf einer Reise befand.
Deshalb
hat Inspektor Ferrow seine alte Freundin Lady Enderby eingeschaltet. Denn hier
kann es sich nur um etwas handeln, was man eher als etwas Paranormales und sehr
böses bezeichnen dürfte. Und so macht man sich gemeinsam auf, um dieses Rätsel
zu lösen und das offensichtliche Böse zu stoppen.
Doch
bis auf die alte wie leicht seltsame Greta, die sich ständig auf dem Friedhof
nahe der Kirche aufhält, erhalten sie sehr wenige verwertbare Informationen.
Denn sie spricht von einem zweiten, längst verlassenen Friedhof draußen,
irgendwo im Wald, wo man des Nachts sogar seltsame Geräusche hören können soll.
Zwar
müsste der alte Dorfpriester - Reverend Collins - mehr darüber wissen. Aber der
stellt sich offenbar dumm, obwohl in seiner Wohnung eine alte Karte hängt, auf
dem genau dieser Waldfriedhof von ihm selbst eingezeichnet ist.
Doch
schon in der Nacht überschlagen sich die Ereignisse in Dreary, denn ein
Maskierter überfällt Lady Enderby im Hotel und versucht sie zu erwürgen. Zwar
kann Ferrow die Tat verhindern, doch Lady Enderby fällt in eine tiefe Ohnmacht
und der Maskierte konnte entkommen.
Isaac
Finley stürmt daraufhin Hals über Kopf los, um den geheimnisvollen Friedhof im
Wald und damit auch das Monster zu finden, welches offenbar auch von zumindest
einem Menschen geschützt wird.
Doch
er gerät hier sofort in eine Falle des Maskierten und findet sich danach
gefesselt an einem Baum wieder, während ein untoter Nachzehrer gerade dazu
übergehen will, ihm die gesamte Lebensenergie auszusaugen.
Können
Chief Inspektor Ferrow und Lady Enderby jetzt noch Finleys Leben retten, und
was noch wichtiger erscheint, da diese Kreatur des Bösen offensichtlich an den
Waldfriedhof gebunden zu sein scheint ist, wer dessen maskierter Helfer ist?
Aber es stellt sich auch die Frage, welche Rolle der 78-jährige Reverend
Collins in diesem schrecklichen Spiel einnimmt?
- Erschienen am 7. Dezember 2024
- Von Henry Cardell
-
Neuer
Roman um den Geisterjäger Isaac Finley
„Bei
dem, was laut Ihnen aussieht wie eine alte Mumie, handelt es sich in
Wirklichkeit um ein Mädchen namens Susan Winters." Er machte eine
theatralische Pause. "Sie feierte vor drei Tagen ihren neunzehnten
Geburtstag!" (Gespenster-Krimi/Band 161, "Der
Leichentuch-Fresser"/Seite 15)
Ich fange zum Roman „DER LEICHENTUCH-FRESSER“ von Henry
Cardell am besten erst einmal mit den ersten zwei Dritteln der Handlung an.
Cardell schafft es hier wieder eine recht interessante Spannung langsam
aufzubauen.
Aber auch einige recht witzige Szenen und Dialoge (z.B.
seitens Inspektor Vince Ferrow) wissen hier die Handlung sehr positiv
aufzuwerten. Jedenfalls macht der Roman hier (noch) richtig Spaß und die Seiten
lassen sich flüssig und mit reichlich Spannung lesen.
Das wäre auch toll, wenn es so bliebe. Nur leider
schleift Lady Enderby, die mich immer noch an die Schauspielerin Margaret Rutherford
(„Miss Marple“-Filme ab 1961) erinnert, Finley mit herum, ohne ihm auch nur
eine wirklich brauchbare Vermutung oder gar Information mitzuteilen.
Gut, sie gibt ihm den Hinweis und ein Foto der Karte aus
der Wohnung des Reverend, aber das war es dann auch schon. Nichts also davon,
dass sie hinter der Kreatur einen Nachzehrer vermutet und nichts davon, wie man
den eventuell besiegen könnte, was sie aber offenbar weiß. Dafür stürmt unser angehender Geisterjäger recht kopflos
und ohne Verstand gleich mitten in der Nacht mit einer Taschenlampe in den
Wald.
Und lag Lady Enderby noch vorher in einer tiefen Ohnmacht
nach dem Mordversuch an ihr, so scheint sie plötzlich recht flott wieder zur
Olympia-Reife aufzustreben und entsorgt den Untoten auch gleich im Handstreich
und ohne wirkliche Komplikationen gleich selbst. Ferrow hat indessen nichts zu
tun, außer eben halt unseren angehenden Geisterjäger Finley wieder von seinen
Fesseln am Baum zu befreien.
Und dann werden noch die letzten Romanspalten dafür genutzt, dass des Monsters Helferlein sich mal so richtig ausgiebig ausheulen kann, um sich dann gleich danach aber auch selbst per Selbstmord in die wohlverdiente Hölle zu begeben. Aber da lag bei mir die Spannung auch bereits längst wieder völlig am Boden, was die laufende Handlung betraf.
Im Grunde bekommt man also hier einen wirklich gelungenen
Auftakt, welcher am Ende allerdings leider im Stil der 70er und 80er Jahre des
Gruselromans wieder schnell am Rande der Spannungslosigkeit endet. Da hätte der
Autor sicherlich auch mehr aus dem Nachzehrer herausholen können, der im
Volksglauben ja als Untoter bzw. Wiedergänger den bekannteren Vampiren recht
nahe kommt.
Das eine betagte alte Dame die erst recht gebrechlich
erscheint, dann plötzlich auch noch mal eben solch ein Monster mit der Axt von
der Platte räumt, kann man mir hier allerdings auch nicht glaubhaft verkaufen.
Das letzte Drittel des Roman ist daher hier leider zu
sehr an die typischen frühen Gruselromane angelehnt, wo man das Monster der
Woche nicht selten eher spannungsfrei, kaum logisch nachvollziehbar und flott
über die Klinge springen lässt.
Das kleine rotgefärbte Smily auf schwarzem Hintergrund
bei der schaurigen Figur auf dem Cover des Romans (statt einem Gesicht) hätte
mich hier vielleicht vorwarnen sollen. Der "neue Geisterjäger" im „GESPENSTER-KRIMI“
sollte jedenfalls in Sachen Finale wirklich noch etwas besser werden.
© by Konrad Wolfram
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