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Dienstag, 10. Dezember 2024

Der Leichentuch-Fresser

Gespenster-Krimi 161

Der Leichentuch-Fresser

von Henry Cardell

Lady Enderby taucht unvermittelt mit Detective Cief Inspector Ferrow von der National Crime Agency (NCA) in der privaten Wohnung von Isaac Finley auf.

Der sitzt hier nicht nur auf bereits gepackten Umzugskisten um die Stelle als Butler (und Kampfgefährte gegen das Böse) im Battlecrease House in Gerrads Cross bei Lady Mildred Enderby anzutreten. Er steht als Butler auch leider in Boxershorts und Unterhemd in der Tür.

Der Anlass ist hierfür jedoch ein sehr dringlicher, denn an der Umzäunung des Friedhof, direkt an der Kirche der kleinen Gemeinde von Dreary in West Sussex hatte ein betrunkener junger Mann, der gerade von einer Party kam, die offensichtlich mumifizierte Leiche einer offenbar weiblichen Person vorgefunden.

Das Problem ist nur, dass sie nicht mumifiziert sein dürfte, denn es handelt sich hier nach den ersten Untersuchungen um eine noch recht junge Frau, die sich erst vor wenigen Tagen noch glücklich auf einer Reise befand.

Deshalb hat Inspektor Ferrow seine alte Freundin Lady Enderby eingeschaltet. Denn hier kann es sich nur um etwas handeln, was man eher als etwas Paranormales und sehr böses bezeichnen dürfte. Und so macht man sich gemeinsam auf, um dieses Rätsel zu lösen und das offensichtliche Böse zu stoppen.

Doch bis auf die alte wie leicht seltsame Greta, die sich ständig auf dem Friedhof nahe der Kirche aufhält, erhalten sie sehr wenige verwertbare Informationen. Denn sie spricht von einem zweiten, längst verlassenen Friedhof draußen, irgendwo im Wald, wo man des Nachts sogar seltsame Geräusche hören können soll.

Zwar müsste der alte Dorfpriester - Reverend Collins - mehr darüber wissen. Aber der stellt sich offenbar dumm, obwohl in seiner Wohnung eine alte Karte hängt, auf dem genau dieser Waldfriedhof von ihm selbst eingezeichnet ist.

Doch schon in der Nacht überschlagen sich die Ereignisse in Dreary, denn ein Maskierter überfällt Lady Enderby im Hotel und versucht sie zu erwürgen. Zwar kann Ferrow die Tat verhindern, doch Lady Enderby fällt in eine tiefe Ohnmacht und der Maskierte konnte entkommen.

Isaac Finley stürmt daraufhin Hals über Kopf los, um den geheimnisvollen Friedhof im Wald und damit auch das Monster zu finden, welches offenbar auch von zumindest einem Menschen geschützt wird.

Doch er gerät hier sofort in eine Falle des Maskierten und findet sich danach gefesselt an einem Baum wieder, während ein untoter Nachzehrer gerade dazu übergehen will, ihm die gesamte Lebensenergie auszusaugen.

Können Chief Inspektor Ferrow und Lady Enderby jetzt noch Finleys Leben retten, und was noch wichtiger erscheint, da diese Kreatur des Bösen offensichtlich an den Waldfriedhof gebunden zu sein scheint ist, wer dessen maskierter Helfer ist? Aber es stellt sich auch die Frage, welche Rolle der 78-jährige Reverend Collins in diesem schrecklichen Spiel einnimmt?

  • Erschienen am 7. Dezember 2024
  • Von Henry Cardell
  • Neuer Roman um den Geisterjäger Isaac Finley

„Bei dem, was laut Ihnen aussieht wie eine alte Mumie, handelt es sich in Wirklichkeit um ein Mädchen namens Susan Winters." Er machte eine theatralische Pause. "Sie feierte vor drei Tagen ihren neunzehnten Geburtstag!" (Gespenster-Krimi/Band 161, "Der Leichentuch-Fresser"/Seite 15)

Ich fange zum Roman „DER LEICHENTUCH-FRESSER“ von Henry Cardell am besten erst einmal mit den ersten zwei Dritteln der Handlung an. Cardell schafft es hier wieder eine recht interessante Spannung langsam aufzubauen.

Aber auch einige recht witzige Szenen und Dialoge (z.B. seitens Inspektor Vince Ferrow) wissen hier die Handlung sehr positiv aufzuwerten. Jedenfalls macht der Roman hier (noch) richtig Spaß und die Seiten lassen sich flüssig und mit reichlich Spannung lesen.

Das wäre auch toll, wenn es so bliebe. Nur leider schleift Lady Enderby, die mich immer noch an die Schauspielerin Margaret Rutherford („Miss Marple“-Filme ab 1961) erinnert, Finley mit herum, ohne ihm auch nur eine wirklich brauchbare Vermutung oder gar Information mitzuteilen.

Gut, sie gibt ihm den Hinweis und ein Foto der Karte aus der Wohnung des Reverend, aber das war es dann auch schon. Nichts also davon, dass sie hinter der Kreatur einen Nachzehrer vermutet und nichts davon, wie man den eventuell besiegen könnte, was sie aber offenbar weiß.  Dafür stürmt unser angehender Geisterjäger recht kopflos und ohne Verstand gleich mitten in der Nacht mit einer Taschenlampe in den Wald.

Und lag Lady Enderby noch vorher in einer tiefen Ohnmacht nach dem Mordversuch an ihr, so scheint sie plötzlich recht flott wieder zur Olympia-Reife aufzustreben und entsorgt den Untoten auch gleich im Handstreich und ohne wirkliche Komplikationen gleich selbst. Ferrow hat indessen nichts zu tun, außer eben halt unseren angehenden Geisterjäger Finley wieder von seinen Fesseln am Baum zu befreien.

Und dann werden noch die letzten Romanspalten dafür genutzt, dass des Monsters Helferlein sich mal so richtig ausgiebig ausheulen kann, um sich dann gleich danach aber auch selbst per Selbstmord in die wohlverdiente Hölle zu begeben. Aber da lag bei mir die Spannung auch bereits längst wieder völlig am Boden, was die laufende Handlung betraf.

Im Grunde bekommt man also hier einen wirklich gelungenen Auftakt, welcher am Ende allerdings leider im Stil der 70er und 80er Jahre des Gruselromans wieder schnell am Rande der Spannungslosigkeit endet. Da hätte der Autor sicherlich auch mehr aus dem Nachzehrer herausholen können, der im Volksglauben ja als Untoter bzw. Wiedergänger den bekannteren Vampiren recht nahe kommt.

Das eine betagte alte Dame die erst recht gebrechlich erscheint, dann plötzlich auch noch mal eben solch ein Monster mit der Axt von der Platte räumt, kann man mir hier allerdings auch nicht glaubhaft verkaufen.

Das letzte Drittel des Roman ist daher hier leider zu sehr an die typischen frühen Gruselromane angelehnt, wo man das Monster der Woche nicht selten eher spannungsfrei, kaum logisch nachvollziehbar und flott über die Klinge springen lässt.

Das kleine rotgefärbte Smily auf schwarzem Hintergrund bei der schaurigen Figur auf dem Cover des Romans (statt einem Gesicht) hätte mich hier vielleicht vorwarnen sollen. Der "neue Geisterjäger" im „GESPENSTER-KRIMI“ sollte jedenfalls in Sachen Finale wirklich noch etwas besser werden.

© by Konrad Wolfram

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