Dorian Hunter Band 72
Gefangen in den Bleikammern
von Neal
Davenport (Kurt Luif)
Als der Puppenmann Don Chapman während eines Auftrags spurlos verschwindet, vermutet Hunter, dass Hekate dahintersteckt.
Die Frage kommt auf, wann und aus welchem Grund sie ihn hassen gelernt hat, und so erinnert er sich an sein früheres Leben als Michele da Mosto, das er nach dem Tod Georg Speyers führte.
Alraune
gelingt es, ihn ausfindig machen, und als er sich im Alter von sechzehn Jahren
in Lebensgefahr befindet, offenbart sie sich ihm. Mephisto nämlich sinnt nach
wie vor auf Rache und hat sie bereits in die Wege geleitet, indem er dafür
sorgte, dass Micheles Bruder zu einem Werwolf wurde.
Alraune,
die sich unter dem Namen Selva in die Dienste der Familie begeben hat, warnt
Michele vor seinem Bruder, macht sich jedoch bei ihrem Versuch, ihn zu schützen
verdächtig und wird als Hexe verurteilt und eingesperrt.
Sie
bittet Michele, der sich noch nicht an sein früheres Leben erinnert und hin und
hergerissen ist, zwischen den Gefühlen für sie und Misstrauen, ihr ein Elixier
zu bringen, mit dem sie, wie sich später herausstellt, überleben kann, ohne die
Lebensenergie von Menschen zu benötigen.
Doch
der Plan geht schief, Alraune muss fliehen und kann Michele im letzten Moment
vor seinem Bruder retten, den sie tötet. Da Mosto weiß nicht mehr, was er
glauben soll, hält Alraune inzwischen selbst für eine Hexe und vermutet sogar,
dass seine Erinnerungen an sein früheres Leben nur von ihr eingepflanzt wurden.
So
lässt er es zu, dass sie auf eine Insel gebracht wird, auf der sich eine
Irrenanstalt befindet. Doch die Ausstrahlung der Inhaftierten kann Alraune noch
nichts anhaben, sie kann fliehen und schwört Michele wegen seines Verrats
Rache.
Als
dieser sich seines Irrtums bewusst wird, ist es zu spät. In der Gegenwart
findet Hunter Hinweise auf einen Schlangenkult und ein “blaues Kindlein”, bei
dem es sich um einen neugeborenen Dämon zu handeln scheint, doch Chapman und
eine noch unbekannte Zwergenfrau, die sich bei ihm befindet, bleiben
verschwunden. Immerhin gibt es Hinweise und Spuren, die nach Kreta führen, also
beschließt Hunter, umgehend dorthin aufzubrechen.
- Erschienen am 1. Juni 2021
-
Erstveröffentlichung: Am 30. Dezember 1975 als „Dämonenkiller Band 71“
Nach einer längeren Durststrecke mit vielen überwiegend
doch eher mittelmäßigen Einzelromanen liefert Davenport hier endlich wieder
einen “richtigen” Dämonenkiller ab, nach dessen Lektüre man wieder weiß, warum
man diese Serie überhaupt verfolgt.
Auch in diesem Roman kann die Vergangenheitsebene wieder
in einem Maße überzeugen, dass man darüber die Gegenwartshandlung beinahe
vergisst, obwohl es auch dort nicht an Spannung mangelt. Wie schon in den
vorigen Bänden, die sich mit der Entwicklung des noch neutralen Pflanzenwesens
Alraune hin zur Dämonin Hekate befassten, ist es auch hier wieder eben jene
Entwicklung, welche eine ganz eigene Spannung erzeugt, da sich der Leser
natürlich fragt, wann und wie es zu dem entscheidenden Schritt kommen mag. Die
Figur Hekate darf wohl als eine der interessantesten der Serie bezeichnet
werden, vor allem weil ihr Werdegang glaubwürdig und durchdacht geschildert
wird.
Natürlich könnte man jetzt bekritteln, dass dieser letzte
noch fehlende Schritt hin zum Bösen etwas konstruiert wirkt, da er letztlich
nur von der mangelnden Fähigkeit da Mostos, seine Erinnerungen als echt
anzuerkennen abhängt, was Alraune / Hekate eigentlich hätte bedenken und somit
sein Misstrauen nachvollziehen können, andererseits ist eine solche tragische
Wendung natürlich interessanter, als es eine unfreiwillige, etwa durch den
Einfluss Mephistos herbeigeführte Entwicklung zum Bösen hätte sein können.
Abgerundet wird das Ganze noch mit einer erneuten
Beschwörung des Dr. Faustus, welche man angesichts der beachtlichen
Handlungsfülle dieses Romans auch hätte weglassen können, zumal außer ein paar
kryptischen, orakelhaften Äußerungen nicht viel dabei herumkommt.
Davon aber abgesehen gibt es bei diesem erstklassigen
Roman nicht viel zu meckern. Etwas seltsam mutet nur an, dass Coco den
Dämonenkiller nicht nach Kreta begleiten will, weil er dort mit Hekate
“herumturteln” könnte.
Eine doch etwas seltsame Begründung, vor allem, wenn man
bedenkt, wie sehr ihr das Schicksal des Puppenmannes am Herzen liegt, um den es
bei dieser Reise ja letzten Endes auch geht.
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