Tobias
Krampitz: Noch bin ich 33 Jahre jung und lebe im beschaulichen Nienburg/Weser in
Niedersachen.
Dort gehe ich auch meinem eigentlich komplett langweiligen Beruf als Speditionskaufmann in der Abrechnung nach, der mich im Regelfall nicht genügend auslastet, sodass ich zumindest in der Theorie genug Zeit und Energie zum Schreiben meiner Bücher aufbringen kann.
Ingo Löchel: Wie sind Sie zum Schreiben gekommen?
Tobias Krampitz: Meine ersten Schritte in die Schreiberei dienten dem banalen Zweck meine Deutschnote in der Realschule von einer 4 auf eine 3 zu verbessern. Das ist mir gelungen und bereitete mir sogar Vergnügen, weshalb ich am Ball geblieben bin.
Mein Hauptaugenmerk lag jedoch damals noch beim Zeichnen.
Unglücklicherweise gelang es mir irgendwann nicht länger, die Bilder in meinem
Kopf auf diese Art und Weise freizulassen, weshalb ich mich verstärkt aus das
Schreiben konzentrierte.
Ingo Löchel: 2019 gaben Sie meines Wissens mit „DIE BÜRDE DES ZERFALLS“ Ihr Roman-Debüt. Wie kam es dazu?
Tobias Krampitz: Die Veröffentlichung erfolgte erst ein Jahr später und war je nach Erzählweise ein langer, aber auch kurzer Weg. Eigentlich arbeitete ich an einer anderen Geschichte, lernte zu der Zeit aber meine jetzige Lektorin kennen, die mich auch heute noch als ihren Padawan bezeichnet und sehr viel über das Schreiben und Veröffentlichen beigebracht hat.
Als mir bewusst wurde, was noch alles an Arbeit auf mich
wartete, bis ich das aktuelle Projekt zu veröffentlichen könne, beschloss ich,
es auf Eis zu legen und mit etwas gänzlich neuen anzufangen. Daraus wurde dann
die Bürde des Zerfalls.
Ingo Löchel: Können Sie den Lesern kurz etwas zur Handlung des Romans erzählen?
Tobias Krampitz: Bei der Bürde des Zerfalls handelt es sich um eine Dilogie, die als Heldenreise beginnt und mit einer Königsquest endet.
Im ersten Teil begleitet der Leser den Menschen Boris, einen jungen Todeswächter, der gegen seinen Willen in eine Welt voller Dreck, Blut und Gewalt getrieben wird. Gemeinsam mit dem Vampir Festus und dem Werwolf Konrad (Im Buch dauerhaft Wolf genannt) sieht er sich gezwungen eine brutale Mordserie aufzudecken, infolgedessen er von einer Intrige in die Nächste stolpert.
Im zweiten Teil übernimmt dann Festus das Ruder des
Protagonisten. Der Kampf gegen den Spinnenkönig, der bereits im ersten Teil
eskaliert, steigert sich zu einem ausgewachsenen Krieg. Überschattet von Verrat
und Heimtücke muss er sich seiner eigenen Vergangenheit stellen, um gegenüber
Freunden und Feinden bestehen zu können.
Ingo Löchel: Wie kamen Sie auf die Idee zum Roman “DIE BÜRDE DES ZERFALLS“ bzw. zu Ihrem Fantasy-Zyklus „DIE GHULWALD-CHRONIKEN“?
Tobias Krampitz: Auf dem Dachboden einer guten Freundin, entdeckte ich ein Landschaftsbild, sehr düster und kalt. Ein verdrehter Baum mit herabhängenden Ästen, unzähligen Klauenfingern gleich, im Vordergrund. Im Hintergrund ist ein Wald zu erkennen, deren Bäume erwecken den Eindruck, als wollten sie sich von ihrem unglücklichen Artgenossen abgrenzen.
Das ganze Bild umgibt ein Nebelschimmer. Die Atmosphäre
des Bildes brannte sich in mein Gehirn ein und beflügelte mich zu dem, was
später die Ghulwaldchroniken geworden sind. Die Freundin hat mir das Bild zum
Einzug in meine Wohnung geschenkt, wo es in meinem Arbeitszimmer hinter meinem
PC an der Wand hängt.
Ingo Löchel: Wie lange haben Sie an Ihrem Debüt-Roman geschrieben?
Tobias
Krampitz: Das effektive Schreiben von Band 1 hat mich vier Monate gekostet und Band 2
danach fünf oder sechs Monate. Die Überarbeitung hatte ich erst angefangen, als
ich die Rohfassung beider Bücher beendet hatte. Die Überarbeitung inklusive
Lektorat kostete mich aber fast ein Jahr.
Ingo Löchel: Einer der Protagonisten von “DIE BÜRDE DES ZERFALLS“ ist Boris Schwarzhain. Wie würden Sie ihn beschreiben? Ist er ein bodenständiger Charakter oder genau das Gegenteil?
Tobias Krampitz: Für mich ist Boris eher das genaue Gegenteil von Bodenständigkeit. Er ist ein genusssüchtiger Feigling, der mit seinem Schicksal hadert und für jedes Unglück das ihm widerfährt, andere verantwortlich macht.
Wäre Boris eine in der Realität existierende Person, die
ich vor Beginn seines Abenteuers kennengelernt hätte, würde ich mit hoher
Wahrscheinlich sagen: "Meine Fresse, was ein Kotzbrocken!"
Glücklicherweise ist er mit seinen Aufgaben gewachsen und konnte bei den
meisten Lesern im Laufe der Geschichte Sympathien gewinnen, über die er vorher
nicht verfügte.
Ingo Löchel: Boris Schwarzhain ist ein Mitglied der Todeswache, der unter Hauptmann Herbstreich dient. Was genau ist die Todeswache und was ist ihre Aufgabe?
Tobias
Krampitz: Die Todeswache ist ein Instrument zur Bekämpfung der Untotenplage, die den
Ghulwald seit Anbeginn der Zeit heimsucht. Wer auch immer im Ghulwald stirbt,
wird bei Ermangelung von Sicherheitsmaßnahmen, als Untoter zurückkehren und die
Lebenden heimsuchen. Die Todeswächter sorgen dafür, dass diese Wiedergänger so
schnell wie möglich in ihre Gräber zurückkehren.
Ingo Löchel: Unterstützung bekommt Boris in “DIE BÜRDE DES ZERFALLS“ von Festus Pest, der dem Zirkel der weißen Haut angehört. Wer genau ist Festus Pest und was ist der „Zirkel der weißen Haut“?
Tobias Krampitz: Zu Beginn der Geschichte ist Festus Pest ein Kopfgeldjäger und Totengräber. Im Dorf Sargwald kümmert er sich um die Bestattung der Verstorbenen und sorgt dafür, dass die Toten auch tot bleiben. Das passt auch zu seiner Tätigkeit als Kopfgeldjäger, die er als Angehöriger des Zirkels der weißen Haut ausübt.
Beim Zirkel der weißen Haut, handelt es sich um einen
losen Zusammenschluss aus vampirischen Kopfgeldjägern, die in kleinen Gruppen
oder als Einzelpersonen auf die Jagd nach ihren Artgenossen oder andere
mächtige Untote gehen. In dieser Funktion fungieren sie auch als verlängerter
Arm der Todeswache, die außerhalb derer Zuständigkeiten operieren kann. Diese
Unterstützung lassen sie sich allerdings teuer bezahlen.
Ingo Löchel: Wer sind die weiteren Mitstreiter von Boris und Festus?
Tobias
Krampitz: Zu den wichtigsten Mitstreitern gehören Konrad Wolker, ein junger Werwolf,
der immer nur Wolf genannt wird, die Vampire Conor Vargul und Famine Donatien,
zwei Freunde von Festus aus dessen Jugend, sowie die Orkschamanin Krähe Kaltfuß
Grunznase.
Ingo Löchel: Ihr Gegner ist der Spinnenkönig. Wer genau ist das?
Tobias Krampitz: Der Spinnenkönig ist eine uralte Kreatur, die einer Spezies von Gestaltwandlern angehört, die von den Menschen fälschlicherweise als Werspinnen bezeichnet werden. Das liegt daran, dass ihre wahrhaftige Gestalt am ehesten an eine riesige Spinne erinnert. Insgesamt existieren sieben Werspinnen, von denen in den Ghulwaldchroniken zwei eine Rolle spielen.
Der Spinnenkönig ist im Leben von Festus Pest und
besonders seinem Freund Conor bereits seit frühester Zeit eine unheilvolle
Konstante. Angetrieben wird er durch das Verlangen im von allen Göttern
verlassenen Ghulwald zur alles bestimmenden Gottheit aufzusteigen.
Ingo Löchel: Was genau ist der „Ghulwald“?
Tobias Krampitz: Ursprünglich wurde der Ghulwald von den namensgebenden Ghulen bevölkert, die jedoch von den Vampiren und Menschen an den Rand der Ausrottung getrieben wurde.
Beim Ghulwald selbst handelt es sich um eine verfluchte Waldlandschaft, die den Toten keine Ruhe gestattet. Wer stirbt wird wiederkehren, es sei denn, ihm wird der Kopf abgetrennt oder zerschmettert.
Das Gebiet, das den Ghulwald umfasst, beinhaltet drei verschiedene Herrschaftsgebiete. Im Norden und im Südosten befinden sich die Königreiche Tenebor und Nosfala, die von Menschen regiert werden.
Im Südwesten hingegen befinden sich die freien Baronien,
eine wilde und anarchistische Ansammlung unabhängiger Herrschaften, an deren
Spitze die Vampirbaronie stehen. An den Grenzen zu den Baronien endet die
Zuständigkeit der Todeswache, weshalb sie hier die Unterstützung des Zirkels
benötigen.
Ingo Löchel: Wer zeichnete die Fantasy-Karte für Ihre Romane?
Tobias
Krampitz: Die Karte wurde in ihrer jetzigen Form von Nina Döllerer gezeichnet, die
auch für die Covergestaltung zuständig ist. Den Rohentwurf der Karte habe ich
allerdings selbst gezeichnet.
Tobias Krampitz: Beim Fürst der toten Kirche schlüpft der Leser in die Rolle von Conor Vargul, der bereits in der Bürde des Zerfalls sein Unwesen getrieben hat. Wer die Bürde gelesen hat, weiß, dass Conor sehr viel Chaos verursacht und Schaden angerichtet hat.
Um Wiedergutmachung zu leisten, zieht er in Begleitung
der Orkschamanin Krähe aus, um seiner Erzfeindin entgegenzutreten, mit der ihn
weitaus mehr verbindet als eine langjährige Feindschaft.
Ingo Löchel: Ist Ihr Fantasy-Zyklus damit abgeschlossen oder erscheinen noch weitere „GHULWALD“-Romane?
Tobias
Krampitz: Die Reihe ist auf insgesamt fünf Romane ausgelegt. Es folgen also noch zwei
weitere.
Ingo Löchel: Haben Sie literarische Vorbilder, die Sie bei Ihren Fantasy-Romanen inspirieren?
Tobias Krampitz: Spezifische literarische Vorbilder habe ich nicht und versuche auch niemanden nachzueifern. Dennoch lasse ich mich gerne von den Werken anderer Autoren inspirieren. Besonderen Einfluss hatte dabei wahrscheinlich "Das Lied von Eis und Feuer" von George R. R. Martin, weil ich zum ersten Mal richtige Grauzonen Charaktere kennengelernt habe, die eine Einordung in Gut und Böse vollkommen zunichtemachen.
Die größte Inspiration erlange ich jedoch aus der
Geschichtsschreibung. Kein Fantasy-Autor ist in der Lage sich Geschichten
auszudenken, die grausamer sind als die Realität.
Ingo Löchel: Was unterscheidet Ihrer Meinung nach Ihre Fantasy-Romane von anderen Werken dieses Genres?
Tobias Krampitz: Ich weiß nicht, ob ich mich damit wirklich von anderen Autoren unterscheide. Ich wollte Geschichten schreiben, die ich selbst gerne lesen würde, ohne darüber nachzudenken, was die potentiellen Leser davon halten könnten. Die Bücher sollen in erster Linie mir selbst gefallen.
Ich wollte eine düstere Atmosphäre und extreme Brutalität
kombinieren mit einer ordentlichen Prise Galgenhumor. Ich wollte Charaktere
erschaffen, die einerseits Sympathien erwecken, aber in ihrem moralischen
Denken und Handeln eine Flexibilität aufweisen, mit der sie auch eine Karriere
als Bösewicht hätten einschlagen können. Darüber hinaus strebe ich an, dass
sich jeder Band deutlich vom Vorgänger abhebt, ohne ihn in Meeren aus
vergossenen Blut zu ertränken.
Ingo Löchel: Alle Ihre bisherigen Romane erschienen im Selbstverlag. Was sind die Vor- und Nachteile?
Tobias Krampitz: Die Vorteile sind ein hohes Maß an kreativer Freiheit, die nur von der Überzeugungskraft des Lektorats begrenz werden können, die vollständige Kontrolle über das geistige Eigentum sowie die Zeit und Nerven, die eingespart werden können, wenn man keine Verlagsbewerbungen schreiben muss.
Der Nachteile liegen auf der Hand. Die Kosten für Lektorat, Korrektorat, Buchsatz, Coverdesign, Sensitive Reading, Illustrationen und vieles mehr müssen komplett selbst gestemmt werden. Wer das Komplettpaket möchte, muss entweder über sehr viel Vitamin B verfügen oder tief ins Portmonee greifen.
Darüber hinaus besteht die Notwendigkeit selbst Marketing
zu betreiben, was nicht gerade einfach ist, wenn einem die Mittel fehlen, die
großen Publikumsverlagen zur Verfügung stehen. Bei kleineren Verlagen ist man
als Autor allerdings auch gezwungen eigenverantwortlich Marketing zu betreiben.
Ingo Löchel: An welchen Buchprojekten schreiben bzw. arbeiten Sie zur Zeit? Können Sie den Lesern des Online-Magazins dazu schon etwas verraten?
Tobias Krampitz: Vor wenigen Wochen habe ich die Rohfassung von Band 4 der Ghulwaldchroniken beendet, der den Titel "Die Tugend des Verrats" tragen wird.
In diesem Teil der Geschichte, die parallel zu Band 3
spielt, taucht der Leser in die Perspektive von Wolf ein. Nach einer kurzen
Besinnungspause werde ich mit der Überarbeitung des Buches beginnen.
Ingo Löchel: Herr Krampitz, vielen Dank für die Beantwortung der Fragen.
Tobias Krampitz: Ich bedanke mich, dass ich mich und meine Werke so ausführlich präsentieren durfte.
Die Fantasy-Romane des Autors Tobias Krampitz
Die Ghulwald-Chroniken
- 2020: Die Bürde des Zerfalls – Band 1
- 2021: Die Bürde des Zerfalls – Band 2
- 2023: Der Fürst der toten Kirche
- 2024: Die Tugend des Verrats
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