Gespenster Krimi 123
Der Dämon von Talamh
von Morgan D.
Crow
Es sind wohl nicht gerade die dezentesten Morde, wenn
zwischen den kleinen Ortschaften Lower Laurel und Upper Laurel den
entsprechenden Opfern im Todeskampf die Köpfe förmlich abgerissen werden.
Die Gräueltaten eines gewöhnlichen Menschen sind es sicherlich nicht. Und als dann auch noch Arthur Wallace, ein guter Freund und Mitarbeiter von Professor Harker von seiner Ehefrau Jennifer bestialisch ermordet aufgefunden wird, ruft dies eben nicht nur Harker auf den Plan, bei dem Arthur Wallace ganz in der Nähe gerade mit Ausgrabungen beschäftigt ist.
Und diese drehen sich um eine faktisch über Nacht
verschwundene okkulte Sekte, welche man unter dem Namen "Die Gemeinschaft
von Talamh" gekannt hatte und von einem gewissen Gauner mit Namen Marvin
Metzner geführt wurde, der sich hierfür auch den Künstlernamen Alfonso
Miraculaedere zugelegt hatte.
Aber auch Lady Elize Fitzgibbon, eine sehr gute Freundin
von Professor Harker, erhält offenbar schnell recht exklusive Hinweise zu den
Morden, die sich gerade ereignen. Und das trotz der Informationssperre, die
Detective Chief Inspector Pringle über diese mysteriösen Fälle verhängt hat.
Denn es ist der ehemalige Schauspieler und etwas
exzentrische Boris Price, der Elize umgehend mittels eines Telegramm zumindest
erst einmal kurz informiert und sie so samt Harker auch umgehend zu sich
einlädt, um weiteres hinsichtlich dieser seltsamen Morde zu erörtern. Denn
Arthur Wallace war hierbei absolut kein Einzelfall.
Doch recht schnell merken Harker und Elize, dass selbst
Price ihnen nicht alle Karten offen auf den Tisch legt. Denn laut Harker hatte
Metzner damals als kleiner Gauner mit seiner obskuren Sekte von Talamh nie
einen wirklichen Draht zum wahren Okkultismus oder möglichen Elementargeistern
gehabt.
Zwar übte man okkulte Praktiken aus, die man jedoch eher
als simplen Hokuspokus bezeichnen konnte. Auch war der Glaube dieser Sekte nie
wirklich in eine negative Richtung für andere Menschen oder ihr Umfeld
ausgelegt gewesen, wie man es z.B. beim Satanismus vorfindet.
Doch etwas muss dabei wohl aus reinem Zufall passiert
sein, so das die Gemeinschaft von Talamh offenbar ungewollt einen Dämon des
Bösen angerufen hatte, bevor die Sekte dann urplötzlich wie vom Erdboden
verschwand. Sollte vielleicht genau dieser Dämon nun nach so vielen Jahren
wieder erwacht sein um nun erneut eine Spur seines morbiden Schreckens zu
ziehen?
Schon recht bald stoßen Lady Eliza Fitzgibbon, Professor Harker wie auch Boris Price auf ein erschreckendes Monster mit Hörnern und einem Ziegenkopf, welches offenbar gezielt seine Opfer auswählt und mit normalen Waffen niemals aufzuhalten ist.
Doch was steckt dahinter, dass dieser
Dämon offenbar in Panik gerät, als er den in Gold gefassten Lapislazuli - einen
blauen Schmuckstein - an der Halskette von Lady Fitzgibbon erblickt? Und wer
ist Matthew Wood, den Price offenbar aus einer alten Freundschaft heraus zu
decken versucht? Und steckt hinter der Philosophischen Gesellschaft wirklich
ein okkulter Geheimbund?
Die Zeit wird für unsere Freunde jedenfalls knapp, denn
jemand, der offenbar hinter den blutigen Taten des Dämons steht, hat sie längst
ins mörderische Visier genommen…
- Erschienen am 27. Juni 2023
- Neuer Roman
- Ein neues Abenteuer mit Eliza Lady Fitzgibbon
"Je näher Eliza dem genannten Zimmer kam, je intensiver wurde der Gestank nach Blut und Tier. Auch die Spuren der Verwüstung wurden immer deutlicher. Kratzer hatten die Wand aufgeschlitzt, als hätte man eine Hacke oder ein vergleichbares Werkzeug horizontal daran entlanggezogen. Unregelmäßig und tief.“ (Gespenster-Krimi/Band 122: "Der Dämon von Talamh"/Seite 15 bis 16)
Eine Sache muss ich hier dem Autor Morgan D. Crow lassen.
Er weiß mit der Seitenzahl eines Heftroman umzugehen und seine Geschichte
perfekt einzubetten, ohne gegen Ende in Panik verfallen zu müssen, weil man
plötzlich ja die Story schnell zum Abschluss bringen muss, da die Seiten
schlicht knapp werden.
Mit diesem Problem hatten ja nicht wenige Autoren aus dem
Bereich des Heftroman schon früher zu kämpfen gehabt, so das sie den Bösewicht
dann eher recht unspektakulär von der Herdplatte putzen mussten. Und dies ist
natürlich nicht gerade förderlich, wenn es um ein spannendes Finale des Roman
geht.
Einer der dies durchaus gut mal ab und zu versemmeln
konnte, war ja Jason Dark (Helmut Rellergerd), der die Gegner von JOHN SINCLAIR
dann auch schon mal ohne viel Spektakel mal eben mit einer der Superwaffen über
die Klinge springen ließ, weil er nicht mehr genug Raum (oder Seiten) im Roman
hatte, um ein wirklich spannendes Finale umsetze zu können.
Und solche Romane wirken auf mich als Leser dann meist
wie eine riesige Enttäuschung. Mal ganz davon abngesehen, dass ich mir von
einem gestandenen Autor auch mehr erwarte. Hier jedenfalls schafft es Morgan D.
Crow es von der ersten bis zur letzten Seite eine perfekt durchdachte
Geschichte zu erzählen und diese auch auf einem gleichbleibend hohem Niveau bis
zur letzten Seite umzusetzen.
Dabei gelingt es ihm sogar mittels Nennung von diversen
Ortschaften und Namen, aber auch ländlichen Beschreibungen und menschlichen
Eigenarten, mir als Leser das britische Flair von 1926 bildhaft nahe zu
bringen.
Auch das fehlte mir mitunter häufiger bei Jason Dark,
auch wenn seine Romane mit dem Geisterjäger JOHN SINCLAIR nicht selten in
England oder gerade sogar in London selbst spielen sollten. Denn in manchen Romanen
von ihm hätte man die Stadt London auch im Vorfeld in Gelsenkirchen umbenennen
können, was mir beim Lesen damals mitunter eben sicherlich nicht wirklich
aufgefallen wäre.
Dabei muss ich aber durchaus zugeben, dass ich bei den ersten zwei bis drei Seiten durchaus auch bei „DER DÄMON VON TALAMH“ Schwierigkeiten hatte, in die besagte Handlung problemlos rein zu kommen. Denn ich hatte hier irgendwie zuerst das Gefühl, es nicht mit einem neuen Roman zu tun zu haben, sondern eher mit einem aus den frühen 1980er Jahren, der hier schlicht dazwischen geschoben würde.
Dass ich mit diesem ersten Gefühl aber
meilenweit daneben lag, merkte ich dann doch recht schnell und der Autor wusste
dann auch gekonnt, die Spannungsschraube langsam aber beständig immer weiter
anzuziehen.
Es handelt sich hier aber auch nicht um den ersten Roman
hinsichtlich Professor Harker oder Lady Fitzgibbon und ihrem Butler mit Namen
Dillinger. Sie hatten wohl bereits einige Auftritte im „GESPENSTER-KRIMI“, wie
zuletzt etwa im Band 111 mit dem Titel „DIE BESTIE VON BALDOON“, den ich leider
nicht gelesen hatte.
Was allerdings auch interessant war, ist, wie viele
Figuren der Autor hier locker in der Handlung unterbringen konnte, die mir als
Leser recht gut im Gedächtnis hängen geblieben waren, ohne mir dabei das
negative Gefühl zu vermittelten, es würde hier das sinnvolle Maß für einen
Heftroman eher überschritten.
Ganz im Gegenteil, es passte irgendwie alles, ohne zu
weit vom eigentlich roten Faden der Handlung abzuweichen und behinderte so eben
auch nicht die positive Weiterentwicklung der Handlung.
Mein Fazit
Wie ihr bestimmt gemerkt habt, habe ich hier zum Roman „DER
DÄMON VON TALAMH“ die üblichen Zitate aus der Handlung bewusst nur aus dem ersten Drittel des Roman gewählt. Das liegt
zum einen daran, dass ich hier schlicht nicht zu viel verraten wollte. Denn
selber lesen dürfte wohl sicherlich eher euer persönliches Spannungsgefühl
heben. Und zum anderen ist die Geschichte auch sehr komplex geraten, so dass
man schnell Gefahr läuft, etwas zu spoilern, was ich nun sicherlich auch nicht
möchte.
Man sollte aber auch sicherlich - und das wäre hier wohl
mein einziger richtiger Kritikpunkt - nicht hinter jedem Dämon einen Menschen
verstecken, der diesen quasi (zumindest zeitweise) steuert und so gezielt auf
bestimmte Opfer ansetzt. Das so ein Dämon, wie im Roman beschrieben, durchaus
auch selbst genügend Intelligenz besitzt, sollte man daher nicht nur in der
Handlung erwähnen, sondern eben diesen Umstand auch entsprechend Geltung
verschaffen.
Ein Dämon muss dann auch nicht zu einem übertriebenen
Maulheld mutieren, sondern sollte durchaus intelligent, vielleicht etwas bizarr
aber stets auch glaubhaft, gefährlich und düster auftreten. Dazu müssen sich
aber auch nicht wenige Autoren (und Autorinnen) mal von dem Aberglauben lösen,
der Mensch wäre so etwas wie die Krone der Schöpfung und müsste innerhalb einer
Romanhandlung auch in dieser Weise seine Kreise ziehen.
Prinzipiell ist auch der Roman „DER DÄMON VON TALAMH“ aus der Reihe „GESPENSTER-KRIMI „wieder ein recht positives Lesevergnügen gewesen, welches ich eigentlich nur jedem empfehlen kann, der im Bereich der düsteren Phantastik auch eine eher schnellere Lesekost zu schätzen weiß.
Insgesamt
betrachtet würde ich beim GESPENSTER-KRIMI aber auch mal gerne den einen oder
anderen Roman lesen, welcher in der Gegenwart spielt und nicht gerade mit einem
alten Schloss oder einer viktorianischen Villa aufwartet.
Denn warum sollte z.B. ein Dämon nicht auch in einem der
typischen Wolkenkratzer oder grauen Wohnsilos sein dunkles Unwesen treiben? In
diesem Sinne, bis zum nächsten „GESPENSTER-KRIMI“ (Band 124) mit dem Titel „DAS
ERBE DES HEXENMEISTERS“ seitens der Autorin Camilla Brandner.
© by Konrad Wolfram
1 Kommentar:
Das Titelbild stammt von OCCU Nr. 33: Der Magier von den Sternen
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