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Dienstag, 12. Dezember 2023

Der Schrecken von Abbadons Hill

Gespenster Krimi Band 119

Der Schrecken von Abbadons Hill

von Camilla Brandner

Alles beginnt mit den Aufzeichnungen aus der Pfarrchronik der kleinen englischen Gemeinde Fairworth im Jahre 1872. Denn diese weiß zu berichten von zwei seltsam entstellten Dorfkindern, die nicht nur ihren Opfern streiche spielten, sondern diese auch schlugen, bissen und sogar schnitten.

Selbst andere Kinder wurden von ihnen nahe am "Abertons Hill" angefallen so das der Junge Vincent mit Hilfe seiner Schwester Adele Trowman sogar schändliche Unzucht mit ihnen treiben konnten.

Und nicht wenige behaupten auch, dass der Abertons Hill nur ein abgeleiteter Name ist für die ursprüngliche Bezeichung "Abbadons Hill", der Wohnstätte eines finsteren Dämon der jüdisch-christlichen Mythologie. Die schändlichen Vorkommnisse hörten erst dann auf, als die Bewohner von Fairworth die Kinder samt ihrer bösartigen Mutter Catherine mit Knüppeln und Steinwürfen über den Abertons Hill gejagt hatten, wo sie in den vielen darunter liegenden Schächten und Gruben abstürzten.

Doch damit hatte man nur eine Atempause erhalten. Denn zu bestimmten Zeiten tauchten aus eben diesen Schächten und Gruben unterhalb des Abertons Hill immer wieder diese "Skeeritts" auf, welche finstere und grausame Gnome waren, die eigentlich nur im ersten Augenblick so aussahen wie menschliche Kinder.

Doch diesen Skeeritts gelang es auch immer mal wieder die Gier anderer Menschen für sich auszunutzen. Denn sie gruben in ihren Schächten nach Unmengen von Diamanten, was z.B. auch die schaurige Miss Cornelius auf den finsteren Plan in Fairworth rief.

Denn einerseits war Miss Cornelius selbst wegen ihres seltsamen und bisweilen einschüchterndem Wesen als böse Hexe verrufen und andererseits versorgte sie die Skeeritts heimlich an Helloween oder Allerheiligen, wenn diese ihre Höhlen in diesen dunklen Nächten verließen, mit tierischem Fleisch wie auch menschlichen Leichen, welches diese dann begierig fraßen. 

Dafür erhielt sie reichlich Edelsteine dieser Gnome, die sie zwar reich machten, allerdings auch bald mit einem teuflischen Fluch konfrontierten, welchen sie im Leben nie wieder loswerden würde.

Als später der längst im Ruhestand lebende Pfarrer Brayson im Jahre 2021 eines Abends nach einem Überfall eines der Skeeritts auf einen Ganoven am Abertons Hill, einen abgetrennten Finger dieser schrecklichen Kreatur in Kindergestalt findet, beschließt er mit Hilfe des Religionswissenschaftler und Okkultisten Jonathan Pike, dem teuflischen Treiben der abscheulichen Kreaturen einhalt zu gebieten.

  • Erschienen am 2. Mai 2023
  • Neuer Roman

"Ein Koloss von einem Mann, muskulös, ohne fett zu sein, vollbärtig, das lange gelblich-weiße Haar zu einem dicken Zopf geflochten, ähnelte er viel mehr einem in die Jahre gekommenen Hells Angel als einem diplomierten Theologen."

(Gespenster-Krimi/Band 119: "Der Schrecken von Abbadons Hill"/Seite 32 bis 33)

Doch was sind das überhaupt für Wesen, die dort unter der Erde nahe Fairworth leben. Sind es dämonische Kreaturen der Hölle oder schlicht Hybriden, entstanden eventuell gar zwischen Aliens und Menschen? Zumindest scheinen sie aber sogar erkranken und sterben zu können, was sie eigentlich von Dämonen der Hölle klar unterscheiden dürfte.

Nur die seit Jahrhunderten unter der Erde noch lebenden Geschwister Vincent und Adele scheinen weiterhin eine akute Gefahr für die Menschen von Fairworth zu sein. Allerdings kann auch die Habiger der Menschen in diesem seltsamen Fall noch zu einer unterschätzten Gefahr werden.

So richtig los geht es in diesem „GESPENSTER-KRIMI“ von Camilla Brandner eigentlich nie. Jedenfalls hat der Roman es bei mir nicht gerade leicht, die durchaus aufgekommene Spannung auch konstant zu halten. Dabei ist der Roman eigentlich recht interessant geschrieben und kommt auch bereits zu Beginn mit einigen recht interessanten Ideen daher. Was die Skeeritts allerdings am Ende nun wirklich sind, oder wo sie eigentlich herkommen, diese Antwort bleibt uns die Autorin am Ende leider irgendwie schuldig.

Gelangweilt hatte mich der Roman allerdings aber auch nicht. Ganz im Gegenteil ließ er sich doch irgendwie recht flott von der Hand in einem Rutsch lesen. Ich hätte dem Roman sogar einen zweiten Teil in 14 Tagen gewünscht gehabt, damit die offenen Fragen befriedigend gelöst werden können und es mit den Geschwister-Gnomen von Abertons Hill auch noch richtig schaurig rund geht.

Wer hier aber nun nicht gespoilert werden möchte, sollte bis zumindest zum nächsten Absatz hier einfach mal aufhören weiter zu lesen. Denn leider flachte am Ende die Handlung eher ab, weil man gegen die Skeeritts einfach nur irgend ein Unkraut auf dem Abertons Hill per Drohnen aussät, die anderswo wohl auch Untote (z.B. Zombies etc.)unter der Erde im Grab bannen können sollen.

Und die Action mit einem Hubschrauber (der sonst als fliegende Feuerwehr zur Waldbrandbekämpfung eingesetzt wird) richtet sich am Ende auch nur noch gegen jede Menge normaler Menschen, die in Habgier dort angelockt von den Diamanten der Gnome außer Rand und Band geraten.

Dabei hatte die Autorin hier zu Beginn sogar recht schwungvoll und interessant über mehrere Seiten erst einmal zeitlich ausgeholt gehabt. Denn man startet bei dem Roman im Jahre 1872, findet sich kurz darauf bei einem Ereignis im Jahre 1890 wieder, bevor die Autorin dann einen zeitlich weiten Sprung ins Jahr 1971 unternimmt, einen weiteren Zwischenstopp im Jahre 1990 (und dann auch noch mal 1992) einlegt, bevor es dann auf Seite 19 eigentlich erst im Jahre 2021 so richtig losgeht.

Ich könnte hier allerdings, was die zeitliche Vorgeschichte angeht, aber auch nirgendwo eine negative Kritik im eigentlichen Sinne ansetzen. Denn Camilla Brandner baut das ganze ja wirklich sehr ansprechen mit einer entsprechend düsteren Atmosphäre gut auf.

Nur irgendwie wollen danach Figuren wie Pfarrer Brayson und besonders Professor Pike ja nun auch noch interessant für die Leserschaft aufgebaut werden. Und wenn man sich da in einem Rahmen von eben nur ca. 63 doppelspaltigen Heftseiten plus ein paar Werbeblöcken des Verlag bewegt, ist man eventuell leider gezwungen, dem eigentlichen Übel - also in diesem Fall den gnomhaften Skeeritts - ein eher flottes und damit leider wie hier auch eher unspektakuläres Ende zu bereiten.

In jedem Fall wäre in diesem Roman mit den hier aufgegriffenen Ideen sicherlich noch wesentlich mehr an Spannung drin gewesen. Die Spannung allerdings beginnt so leider inhaltlich gegen Ende  des Roman zu kippen, was an sich gerade den weiteren Gruselfaktor betrifft, dem leider gesamt betrachtet hier auch über die gesamte Handlung hinweg die eine oder andere Spitze gut getan hätte.

Als Leser liebt man es ja, mal einen kleinen fiesen Cliffhanger eingebaut zu bekommen, damit man erst mal durchatmen muss, bevor man dann mit Spannung gleich weiterlesen muss. Denn wenn ich hier das Wörtchen "muss" eventuell durch das Wörtchen "könnte" ersetzen müsste, dann läge da eventuell in Sachen Spannung, Atmosphäre und Gruselfaktor mit Sicherheit richtig etwas im Argen. Aber das möchte und kann ich hier der Autorin sicherlich nicht vorwerfen, auch wenn in der Handlung ihres Romans unbestreitbar noch einiges an Luft nach oben drin gewesen wäre.

Mein Fazit

Ich packe meine Kritik hier zum Roman „DER SCHRECKEN VON ABBADONS HILL“ von Camilla Brandner gleich einmal bildlich mit einer Wertungsskala zusammen. Denn wenn ein Punkt der denkbar schlechteste Wert ist und fünf Punkte den absolut beste Wert darstellen, dann kommt dieser Roman aus der „GESPENSTER-KRIMI“-Reihe durchaus noch bei mir locker auf einen recht guten Durchschnitt von drei Punkten.

Ein wenig liegt dieses Problem eben auch an der Darreichungsform eines Heftroman, wo die Länge eines Roman eben auch einer eher starren Norm  unterliegt, die man eventuell nur etwas strecken oder stauchen könnte durch eine andere Schriftgröße.

Nur zahlt sich eben auch eine augenfreundliche Schriftgröße (z.B. hinsichtlich älterer Leser) eher aus, was auch der Verlag sicherlich weiß. Am Ende jedoch bleibt es bei 63 (bis maximal 64) Seiten bei einem Heftroman, wenn man nicht wie bei der Serie PERRY RHODAN zwischenzeitlich auch mal eine umfangreichere Heftroman-Sonderausgabe dazwischengeschoben bekommt.

Gut, an den Normen für dieses Medium Heftroman lässt sich also nicht beliebig drehen. Daher muss man hier weder innherhalb der Handlung eines Roman an den entsprechenden "Stellschrauben" drehen um Spannungsspitzen einzubauen und auch ein entsprechend gutes Finale bieten zu können.

Oder, wenn die vorliegende Idee durchaus auch genügend ausbaufähigen Stoff hergibt, sollte man vielleicht auch mal über einen Zweiteiler bzw. Dreiteiler innerhalb der Serie „GESPENSTER-KRIMI“ nachdenken. Bei dem grundlegenden Ideenreichtum innerhalb des Roman „DER SCHRECKEN VON ABBADONS HILL“ wäre hierbei durchaus überlegenswert gewesen, eben eventuell in dieser möglichen Form den Roman zu erweitern.

Etwas verheddert hatte sich die Autorin Camilla Brandner meiner Meinung nach allerdings bei der Unterscheidung von Geistern, Dämonen und Teufel laut der christlichen Glaubensphilosophie (siehe Seite 28/zweite Spalte). Denn sowohl die Bezeichnung als Dämon als auch als Teufel wird sehr wohl für die "gefallenen Engel" gleichsam verwendet.

Es handelt sich hier nämlich eher um zwei verschiedene Bezeichnungen für ein und dieselbe Sache. Unter dem Oberbegriff Geister bezeichnet man hingegen wiederum eher die körperlosen Erscheinungen von verstorbenen Menschen, die immer noch irgendwie an ihre irdische Existenz (gegebenenfalls auch ihrer letzten Wohnstätte auf Erden) gebunden zu sein scheinen.

In einer anderen Aussage geht man bei Geistern aber auch eventuell von sogenannten "Echos" von Verstorbenen aus, die auf Erden aber dann immer und immer wieder einen eigenen bestimmten, zeitlich recht begrenzten Lebensabschnitt durchlaufen, ähnlich dem typischen Sprung in einer Schallplatte, aber dabei - außer ihrer für Lebende sichtbare Erscheinung - keinerlei Interaktion mit dem Umfeld der Lebenden aufnehmen (können).

Die "Skerritts" aus disem Roman jedenfalls gehören sicherlich weder zu den Geistern noch zu den Dämonen oder Teufeln. Und auch wenn sie wie im Roman beschrieben, hunderte von Jahre leben, können sie durchaus z.B. vergiftet werden und auch durch diverse andere schwere Krankheiten offensichtlich sterben. Wäre dies hier also z.B. ein Roman der Serie "DORIAN HUNTER" (DÄMONENKILLER), so würde ich hier hinsichtlich dieser Beschreibung auch eher in Richtung "Freaks" tippen wollen.

Aber gut, ich will jetzt hier auch keine Erbsen zählen hinsichtlich des Medium Heftroman für gerade 2,40 Euro. Allerdings erwarte ich da von einem gestandenen Buchautor natürlich sicherlich wesentlich mehr Sorgfalt.

Wirklich witzig fand ich allerdings dagegen die kurze Beschreibung zu dem drogensüchtigen Dealer Tony (Seite 55/zweite Spalte), dem der erlebte Schrecken und die darauf im Rausch erlebten Albträume durch die Gnome Vincent und Adele so in die Knochen gefahren sind, das er danach clean wurde, nicht mal mehr alkoholische Getränke anfasste und sogar zum Veganer wurde. Wenn das also mal keine witzige Kehrtwende im Leben um die sprichwörtlich eigene Ache ist.

Gesamt betrachtet spreche ich dem Roman "DER SCHRECKEN VON ABBADONS HILL" von Camilla Brandner hier also durchaus gerne eine positive Empfehlung aus, wenn auch (oder vielleicht auch gerade weil) der Stoff ersichtlich noch eine ganze Menge Luft nach oben bereitgehalten hätte.

© Konrad Wolfram

2 Kommentare:

Rainer Schmidt hat gesagt…

Das Titelbild stammt von Larry Brent Nr. 42: Dämonenbrut.

Rainer Schmidt hat gesagt…

Das Titelbild war auch auf Geister-Schocker Nr. 29: Die Gnome des Grauens zu sehen.