Translate

Dienstag, 17. Oktober 2023

Brennen muss Rom

Gespenster-Krimi 115

Brennen muss Rom

von Michael Schauer

Das man Geistern, Monstern und Dämonen eben nicht nur in alten Gemäuern und Schlössern das Handwerk legen muss, wie es mittlerweile wohl auch irgendwie überholt, oftmals in den typischen Heftromanen des Horror-Genre war, dürfte auch bei der letzten Leserin und dem letzten Leser durchgedrungen sein. Und da scheint im „GESPENSTER-KRIMI“ auch der Autor Michael Schauer bereits eine lohnende Alternative aufgetan zu haben.

Brennen muss RomDenn der hat hier bereits einen ganz eigenen Helden kreiert der bereits im alten Rom zu Zeiten des römischen Kaiser Nero den Kampf gegen die Kräfte der "Finsteren" aufgenommen hat. 

Und dieser Held mit Namen Castor Pollux hat innerhalb der Reihe „GESPENSTER-KRIMI“ auch schon das eine oder andere Abenteuer gegen die dunklen Mächte des Bösen bereits bestanden.

Das Umfeld verspricht also mal recht neue Ideen und interessante Auseinandersetzungen. Und das bei einem Kaiser von Rom, dem man auch nicht gerade unvorsichtig entgegentreten sollte, auch wenn Nero offensichtlich selbst nichts mit den Kräften des Bösen im Bunde stehen mag. 

Denn auch der Mensch scheint ja Schrecken entfesseln zu können, die den dämonischen Kräften kaum nachstehen. Und damit beginnt auch Band 115 der Bastei-Reihe „GESPENSTER-KRIMI“ mit dem hübschen Titel ...„BRENNEN MUSS ROM“

Senator Polo Tabinus jedenfalls hat es geschafft, in den Augen des  Kaiser Nero in Ungnade zu fallen. Und der hat einen recht subtilen wie erschreckenden Bestrafungskatalog, um ungeliebte Senatoren wieder auf eine unterwürfige Linie zu bringen.

Und so bleibt Tabinus nichts anders übrig, als seine geliebte Marina einer kleinen geselligen Runde seitens Nero zuzuführen, wo sie von diesen sexuell nach Strich und Faden missbraucht wird. Und wieder im eigenen Heim zurück, nimmt sich Marina noch in der gleichen Nacht durch das öffnen der Pulsadern bei einem Bad das eigene Leben.

Polo Tabinus, der dies alles durch seine offene Art verschuldet hatte, bleiben danach nur zwei Möglichkeiten, um selbst am Leben zu bleiben. Möglichkeit Nummer Eins wäre, wieder als Senator den Speichellecker zu geben, oder sich mit anderen Leidensgenossen - in Möglichkeit Nummer Zwei - einem Rachefeldzug gegen den Kaier anzuschließen.

"Ist er tot?", fragte der Senator.

"Noch nicht. Aber es wird nicht mehr lange dauern. Ein Dutzend Herzschläge gebe ich ihm, dann ist es vorbei."

(Gespenster-Krimi/Band 115: "Brennen muss Rom"/Seite 14)

Und Polo Tabinus sieht sich recht schnell hinsichtlich der zweiten Möglichkeit, denn er ist eben nicht der einzige Senator, den Nero so wieder auf recht hässliche Art auf Linie getrimmt hatte. Doch auch eine recht hässliche wie gefährliche alte Hexe mit farblich zwei völlig verschiedenen Augenfarben und dem Namen Cassia mischt hier bei dieser Verschwörung gegen Nero fleißig mit, wobei die sieben Senatoren nicht einmal ahnen, dass es sich bei Cassia um eine Halbdämonin handelt, die äußerst gefährlich ist und in einem eher jugendlich-schönen Körper bereits das Bett mit Nero geteilt hatte.

Und mittels eines nicht gerade recht schnellen Ritual, bei dem es auch noch sieben potentiell ausgesuchter Opfer bedarf, wollen die Senatoren mit Cassia den verbannten Feuerdämon Colso wieder in die Welt der Menschen holen. Das Ziel dabei ist nicht nur Nero zu vernichten, sondern auch ganz Rom in Flammen zu setzen, da laut Cassia die ewige Stadt selbst immer wieder Herrscher vom Schlage eines Tiberius, Caligula oder eben auch Nero hervorbringen würde.

Dummer Weise wurde aber auch die junge wie hübsche Griechin Zoe durch die Berührung seitens Cassia als eines der sieben Opfer auserwählt. Und die ist wiederum die Freundin von Kimon, welcher wiederum ein enger Verbündeter von Castor Pollux ist, der im Auftrag Roms und des Kaisers den Kampf gegen die finsteren Mächte aufgenommen hatte.

Cassia kennt natürlich Pollux und mag ihn im Kampf nun wirklich nicht unterschätzen. Deshalb soll Senator Polo Tabinus dessen Freundin und Geliebte, die junge Florentina durch seine Leibwächter, den ehemaligen Gladiatoren aus dem Cirkus Maximus in ihre Gewalt bringen lassen.

Dadurch soll Pollux einerseits unter Druck gesetzt werden und andererseits, will man ihn zwingen, auch Zoe freiwillig im Austausch gegen Florentina den Verschwörern zuzuführen. Doch fasst wäre Florentina die Flucht sogar selbst gelungen, wären da nicht die bereits toten Opfer, die plötzlich nicht mehr so tot sind, wie sie eigentlich hätten sein sollen.

Doch kann es Pollux und Kimo überhaupt noch gelingen, Cassia und die Verschwörer und damit auch den Feuerdämon Colso aufzuhalten und dabei auch noch das Leben der jungen Frauen zu retten? Oder geht die Rechnung vielleicht auch für die Guten nicht so aus, wie sie es sich erhofft hätten und was zudem tausenden von Römern das Leben kosten könnte?

  • Erschienen am 7. März 2023
  • Neuer Roman
  • Castor Pollux 7

Zuerst muss man mal sagen ...das es MICHAEL SCHAUER hier durchaus gelingt, mein Kopfkino bildhaft in Richtung des römischen Reich einzunorden. Egal ob er es nun über die Beschreibung des römischen Senat, den engen Gassen und den Armenvierteln von Rom in Szene setzt, oder ganz einfach in der Beschreibung typischer römischer Köstlichkeiten wie Eier, Fisch, gegrillte Spatzen oder einer scheinbar beliebten Fischsoße umsetzt.

Und das man die frühe römische Feuerwehr damals als "Vigiles" bezeichnete, ist auch eine hübsche kleine Lehrstunde, wenn man in dieser Sache früher in der Schule eher weniger im Unterricht aufgepasst hatte, als es eben um die alten Römer ging.

 In Sachen Sex im alten Rom geht der Autor zwar nicht in die Details, weil man bei Bastei und der leidigen Selbstkontrolle bei den Heftromanen hier natürlich immer noch ein Auge darauf hat. Das es aber auch in diesem Punkt eher bei den alten Römern etwas deftiger zuging, verheimlicht uns der Autor aber trotzdem nicht.

Ich weise da z.B. nur einmal auf einen Bordellbesuch eines Zenturio der Prätorianergarde hin, der hier auch zu Beginn eines neuen Kapitel kurz beschrieben wird. Und auch Florentina weiß kurz darauf hinzuweisen, dass unser Held Castor Pollux in Sachen Libido durchaus auf Hochspannung gepolt ist. Das macht ihn gegenüber den moralisch doch eher verkorksten Beschreibungen der recht bekannten Geisterjäger im Heftroman durchaus recht sympathisch.

Was die Handlung betrifft, so wurde ich auch hier recht positiv überrascht. Denn unter dem Autor Jason Dark (Helmut Rellergerd) und seinem Geisterjäger JOHN SINCLAIR (um ihn mal als ewig lohnendes Beispiel seitens Bastei zu präsentieren), bekam man ja die bösen Monster und Dämonen nur zu oft als windige Maulhelden präsentiert, die dann am Ende mit den Wunderwaffen dann doch recht unspektakulär von der Platte geputzt wurden. Da war also so ein Dämon nicht selten eben auch eher nur Fassade ohne einen wirklichen Wert.

Da ist z.B. die Halbdämonin Cassia schon irgendwie eine andere Hausnummer. Sie ist nicht mit blinder Selbstüberschätzung gesegnet, scheint ihre Schwächen zu kennen und sucht nach Lösungen, um das Risiko für sich möglichst zu minimieren, ohne vorher jede Menge dummes Zeug in die Richtung des Helden von sich zu geben.

Das bringt zumindest den Helden Castor Pollux in gewisse Schwierigkeiten, die er nicht mal eben mit einem besonderen Kreuz, einer niedlichen Dämonenpeitsche oder (wie beim Prof. Zamorra) einem Amuett mal eben so nebenbei wegwedeln kann. 

Das auch Pollux hier die eine oder andere kleine Hilfestellung in Form eines Spiegel aus Bronze oder eines schwarzen Stein erhält, bleibt zwar hier nicht völlig aus, wobei diese mystischen Hilfsmittel aber positiver Weise auch keine überkandidelten Allzweckwaffen sind, die innerhalb der Handlung gleich jegliche Spannung gnadenlos abtöten können.

Aber auch am Ende ist eben überraschender Weise nicht nur Friede, Freude und Eierkuchen angesagt, auch wenn man den Feuerdämon besiegen konnte. Denn der Kampf forderte einfach zu viele Opfer, als das man hier von einem Sieg des Guten hätte faseln dürfen. Und die bösartige Cassia dürfte auch noch einiges in der Hinterhand haben, was zukünftige Abenteuer des Helden aus dem alten Rom betrifft.

Mein Fazit:

In Sachen Zeit und Ort, wie auch hinsichtlich der inneren Logik bei der Auseinandersetzung zwischen Gut und Böse hat in diesem Roman der Autor Michael Schauer für mich eigentlich alles richtig gemacht und so ganz nebenbei auch fleißig an der Spannungsschraube gedreht, ohne kurz vor der finalen Auseinandersetzung dann mit einer Wunderwaffe doch noch sprichwörtlich zusammenzuklappen wie ein plötzlich sehr spannungsarmes Kartenhaus.

Dabei war ich mir im Vorfeld nicht so ganz sicher, ob die Verbindung dämonischer Wesen mit dem alten Rom wirklich so gut funktionieren würde. Denn auch sogenannte Grusel-Western sind eher zu fasst 98 Prozent mit großer Vorsicht zu genießen, weil es da meistens an allen Ecken und Kanten der Handlung einfach nur unglaubwürdig zieht wie Hechtsuppe, um hier mal diesen Vergleich etwas zu bemühen.

Auch recht interessant war noch die Seite 33, wo der Autor uns im Gespenster-Krimi-Special noch einen kleinen geschichtlichen Einblick in die damalige Zeit hinsichtlich des realen Kaiser Nero und dem Brand von Rom nach dem heutigen Kenntnisstand der Geschichtsforschung vermittelt.

Ob man mir hier "zur Spannung noch die Gänsehaut" verpassen kann (zumal im eher seichteren Heftroman), mag ich irgendwie mal zu bezweifeln, denn in Sachen Horror bin ich doch auch literarisch wesentlich härteres gewohnt. Aber Spaß machen solche schnell von der Hand gelesenen Romane aus der Reihe „GESPENSTER-KRIMI“ durchaus, wenn man hier frische Autoren ranlässt, die mal mehr oder auch mal weniger aus dem eingeschleiften Standardniveau der früheren Autoren (Autorinnen waren ja hier eher dünn gesät) wie Helmut Rellergerd oder Friedrich Tenkrat und Co. ausbrechen können und dies von Verlagsseite auch dürfen.

Auf der anderen Seite bin ich eh kein wirklicher Freund mehr von sogenannten Endlosserien wie „JOHN SINCLAIR“ oder „PROFESSOR ZAMORRA“ und Co. (im Heftroman-Format), weil man hier zwangsläufig irgendwann mal über jedes vernünftige Maß an Logik und Umsetzung hinausschießt, was dann aber auch schnell negativ zu Lasten von Spannung und Atmosphäre der Handlung gehen kann.

Und so hoffe ich mal im nächsten „GESPENSTER-KRIMI „(Band 116) unter dem Titel "DER KULT" wieder einen gut durchdachten, hübschen Einzelroman lesen zu dürfen. Zumindest erhält man in dem vorliegenden Band 115 als Vorgeschmack schon mal einen kleinen Einblick in die Aufzeichnungen des Jesuitenpater Santiago aus dem Jahre 1640.

Es kann durchaus also wieder spannend werden (hoffe ich jedenfalls), womit wir uns dann hier auch in Sachen „GESPENSTER-KRIMI“ sicherlich bald wieder lesen werden. Und auf ein zukünftiges weiteres Abenteuer von Castor Pollux im alten Rom bei der Bezwingung der finsteren Mächte freue ich mich natürlich auch schon irgendwie.

© by Konrad Wolfram

1 Kommentar:

Rainer Schmidt hat gesagt…

Das Titelbild stammt von Silber Grusel-Krimi Nr. 55: Corrida der Dämonen. Es ist auch auf Larry Brent Nr. 65: Corrida der Dämonen, Geister-Schocker Nr. 7: Der Dämon mit dem blutigen Schwert und der Larry Brent Gesamtausgabe Nr. 27: Dämonen (Blitz Verlag) zu finden.