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Donnerstag, 1. Dezember 2022

Der Tod liegt in der Luft

Young Sherlock Holmes 1

Der Tod liegt in der Luft

von Andrew Lane

Der vierzehnjährige Sherlock Holmes ist ganz und gar nicht darüber erfreut, als er von seinem älteren Bruder Mycroft erfährt, dass er seine Schulferien nicht zu Hause verbringen kann.

Grund hierfür ist, dass das Regiment seines Vaters nach Indien abkommandiert wurde und seine Mutter gesundheitlich nicht auf der Höhe ist. So bringt ihn Mycroft, der aus beruflichen Gründen ebenfalls keine Zeit für seinen jüngeren Bruder hat, zu Onkel Sherrinford nach Farnham, den Sherlock überhaupt nicht kennt.

Damit Sherlock auch während seiner Ferien etwas lernt, hat Mycroft den Südstaatler Amys Crowe als dessen Hauslehrer engagiert, der mit seiner Tochter Virginia nach England gekommen ist. 

Während seiner Streifzüge durch die Gegend von Farnham lernt Holmes den vierzehnjährigen Matthew Arnatt, genannt Matty, kennen, der Holmes auf die Todeswolke aufmerksam macht, die er während eines Todesfalles beobachtet hat.

Damit ist die Neugierde von Sherlock Holmes geweckt, der zusammen mit Matty dem Geheimnis der Todeswolke auf den Grund gehen will. Dabei bekommt er Unterstützung von Amys Crowe und dessen Tochter Virginia.

Bei ihren Ermittlungen kommen Sherlock und Matty schließlich einem gewissen Baron Maupertuis  in die Quere, dessen Ziel die Vernichtung des British Empire ist…

Fans, die in dem Roman „DER TOD LIEGT IN DER LUFT“ einen Holmes erwarten, der über seine vollständigen (detektivischen) Fähigkeiten verfügt, werden zwar etwas 'enttäuscht' sein, aber schließlich ist Sherlock Holmes gerade erst vierzehn Jahr alt und steht erst am Beginn seiner 'Karriere'.

Zwar verfügt Holmes schon über die eine oder andere Kombinationsfähigkeit, ist aber weit von dem Meisterdetektiv der späteren Jahre entfernt. Und gerade diese Unbedarftheit von Holmes, macht den größten Reiz des Buches von Andrew Lane aus.

Holmes ist ein ganz 'normaler' Junge, der noch viel zu lernen hat und dabei auch Fehler macht. Und da springt Amys Crowe in die Bresche, der von Mycroft Holmes engagiert wurde, den jungen Sherlock zu unterrichten. Und nicht nur in schulischen Belangen.

So erfährt der Leser als stiller Beobachter, wie sich der junge Sherlock Holmes in seinem ersten Abenteuer bewährt. Dabei bekommt er rege Unterstützung von Matty (mein heimlicher Favorit im Roman), der den noch recht unbedarften Holmes aus den gefährlichsten Situationen heraushaut (und das im wahrsten Sinne des Wortes), in die Sherlock bei seinen Ermittlungen immer wieder gerät.

Ein kleines Manko des Romans ist allerdings die etwas gewöhnungsbedürftige Idee mit den 'tödlichen' Bienen, die sehr unglaubwürdig wirkt. Aber auch der Bösewicht Baron Maupertuis, der eher wie eine überdrehte und schlechte Kopie von Moriarty wirkt, kommt im Roman nicht so recht zur Geltung und wirkt ziemlich farblos.

Zudem haben wir ein Finale und die bisweilen sehr unglaubwürdigen Action-Szenen, die eher an die „SHERLOCK HOLMES“-Filme mit Robert Downey Jr., erinnern und nicht so recht in die Romanhandlung eines jungen Sherlock Holmes gehören. Etwas   mehr Glaubwürdigkeit und etwas mehr Nähe zur Realität hätte dem durchaus gut getan.

Dafür kann  „DER TOD LIEGT IN DER LUFT“, neben dem unbedarften Sherlock Holmes, Matty, Amys Crowe sowie dessen Tochter Virginia, auch mit den übrigen Figuren des Romans punkten, die alle etwas skurril wirken.

Hier hätten wir einmal die Mitglieder der Familie Holmes, die anscheinend alle ihre seltsamen Macken haben und bisweilen gesundheitlich und psychisch nicht so recht auf den Posten sind.

Holmes Onkel Sherrinford verfasst religiöse Broschüren und Predigten für Gemeindepfarrer  und hält sich den ganzen Tag in seiner Bibliothek auf. Nur zum Frühstück, Mittag- und Abendessen taucht er auf, spricht aber am Tisch kein Wort. Anna Holmes ist das genaue Gegenteil ihres Mannes. Sie führt ständige Monologe, auch während des Essens.

Auch Sherlock Holmes Mutter, die nur am Rande erwähnt wird, scheint eine angedeutete psychische Krankheit zu haben.

Sehr unsympathisch wirkt dagegen Mrs Eglantine, die Hauswirtschafterin von Sherrinford und Anna Holmes. Sie ist laut Aussagen von Mycroft keine Freundin der Familie Holmes . Und so verhält sie sich auch gegenüber Sherlock, der in Farnham nicht willkommen ist. Warum das so ist, erfährt der Leser leider nicht. Was schade ist.

Auch sonst kann man gespannt sein, wie sich Sherlock Holmes im Verlauf der Buch-Serie „YOUNG SHERLOCK HOLMES“ entwickeln wird. Außerdem steht die Frage im Raum,  ob Matty der Serie erhalten bleibt. Denn er ist im Roman das Salz in der Suppe. Denn ohne ihn wäre der Roman „DER TOD LIEGT IN DER LUFT“ halb so interessant und abwechslungsreich.

Young Sherlock Holmes 1
Der Tod liegt in der Luft
(Originaltitel: Death Cloud)
von Andrew Lane
Aus dem Englischen von Christian Dreller
Taschenbuch
Fischer Verlag

© by Ingo Löchel

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