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Donnerstag, 12. Mai 2022

SF-Autor H. G. Wells

H(erbert) G(eorge) Wells wurde am 21. September 1866 in bescheidenen Verhältnissen in Bromley (heute ein Stadtteil Londons), England, geboren.

Er ging in Bromley zur Schule und  besuchte danach die „Morley's Academy“. 1880 begann Wells eine Lehre in einer Tuchhandlung in Windsor, die er jedoch schon nach einem Monat wieder beendete.

Kurze Zeit später arbeitete er als Hilfslehrer an einer Schule in Somerset, und war im Januar 1881 einen Monat Apothekergehilfe in Midhurst.

Im April 1881 versuchte er es nochmals als Lehrling im Tuchhandel, dieses Mal in Southsea. Aber nach zwei Jahren ertrug er die Lehre nicht mehr länger und ging wieder seiner Wege.

Mit 16 Jahren erhielt Wells eine Stellung als Hilfslehrer im Progymnasium in Midhurst. 1884 bekam er ein Stipendium von einem Guinee in der Woche für die „Normal School of Science“ (heutiges „Imperial College of Science“) in South Kensington, London.

Drei Jahre studierte er Physik, Chemie, Geologie, Astronomie und Biologie, letzteres bei Professor Thomas Henry Huxley, einem brillanten, aber polemischen Wissenschaftler, der die Evolutionstheorie von Darwin vertrat.

Wells' Jahre mit Huxley formten in ihm die Ideen, die er später in seinen Büchern vertrat, nämlich dass das Christentum Unfug und der Mensch ein weiterentwickelter Affe sei.

Während seiner Studienzeit hatte er beim Fußballspiel einen ernsten Unfall, an dessen Folgen er noch viele Jahre litt. In dieser Zeit schrieb er seine erste Kurzgeschichte „THE CHRONIC ARGONAUTS“, deren Erfolg ihn ermutigte, weiter schriftstellerisch tätig zu sein.

Im Juli 1888 kehrte er nach London zurück und wurde 1889 Mitglied des Lehrerkollegiums der „Henley House School“ in Kilburn. Im Oktober 1890 bestand er mit Auszeichnung seine akademische Prüfung in Zoologie an der Londoner Universität.

Von 1891bis 1893 bekam er die Stelle eines Tutors für Biologie am College für Fernstudium der Universität. Nach Studienabschluss war er Mitbegründer der "Royal College of Science Association" und ihr erster Präsident.

1891 heiratete Wells seine Kusine Isabel Mary Wells, die er aber 1894 für eine andere Frau, Amy Catherine Robbins, eine ehemalige Schülerin, verließ. 1893 begann er dann Kurzgeschichten, Essays und Buchbesprechungen für Zeitschriften wie „The Pall Mall Gazette“, die „St. James's Gazette“, „Black and White“, „New Review“ und „The Sunday Review“ zu schreiben. Im selben Jahr wurde sein erstes bedeutendes Werk veröffentlicht, das Sachbuch „A Textbook of Biology“.

1895 heiratete er Amy Catherine Robbins. Seine erste Ehe mit seiner Kusine hatte er bereits gelöst. Aus seiner zweiten Ehe gingen zwei Söhne hervor, George Philip (1901) und Frank (1903).

Wells hatte während er mit Catherine verheiratet war, mit mehreren Frauen mehr oder minder längere Beziehungen.

Darunter mit Margaret Sanger, mit der Schrifstellerin Amber Reeves (mit der er eine Tochter, Anna-Jane (1909), zusammen hatte) sowie mit der berühmten Journalistin und Reiseschriftstellerin Rebecca West (ihren gemeinsamen Sohn Anthony zog sie alleine groß) Odette Keun und Moura Budberg. Von 1910-1913 hatte er eine Beziehung mit Elizabeth von Arnim.

Wells Frau Catherine wusste von seinen vielen Affären, sie blieb aber bis zu ihrem Tod im Jahre 1927 mit ihm verheiratet.

1895 gab Wells mit „DIE ZEITMASCHINE“ sein Romandebüt, das als Pionierwerk der modernen Science Fiction gilt. Es folgten „DIE INSEL DES DR. MOREAU“ (1896), „DER UNSICHTBARE“ (1897) und „DER KRIEG DER WELTEN“ (1898)

1900 baute sich Wells in Sandgate in der Nähe von Folkestone ein Haus, in dem er fast ein Jahrzehnt wohnte. Dort schrieb er 1901 auch seinen ersten Bestseller:„Anticipations“, einen Band von Essays über soziologische Probleme.

Es folgten Werke wie  „The Sea Lady“ (1902), „The Food of the Gods“ (1904), „Kipps“ und „A Modern Utopia“ (beide 1905), „In the Days of the Comet“ (1906), „The War in the Air“ (1908), „Tono Bungay“, „Anne Veronica“ (beide 1909) und „The History of Mr Polly“ (1910).

Zunächst dem Marxismus nahe stehend, wandelte sich Wells schließlich zum Sozialisten. Von 1903 bis 1908 gehörte er der Fabian Society an, in der er seine Idee, das dem modernen Menschen zur Verfügung stehende technische Potential gezielt zur Förderung des Fortschritts und zum Wohle der Allgemeinheit eingesetzt werden solle, angemessen vertreten sah. Die Fabian Society verließ er  jedoch nach einer heftigen Kontroverse mit George Bernard Shaw wieder.

1909 zog er nach London und kaufte 1912 ein Haus in Easton Park in der Nähe von Dunmow, Essex. 1911 erschien sein Roman „The New Machiavelli“, in dem Wells  eine neue Richtung in seinem schöpferischem Werken einschlug, nämlich die der Ideen- und Problemromane, in dem die Handlung der soziologischen und ideologischen Botschaft untergeordnet wurde.

Die Werke „Marriage“ (1912), „The Passionate Friend“s (1913), „The Wife of Sir Isaac Harman“ (1914) und „The Research Magnificent“ (1915) gehören ebenfalls zu dieser Kategorie. Wells schrieb auch mehrere Dutzend Kurzgeschichten, von deren „THE COUNTRY OF THE BLIND“ (1911) wohl die bekannteste ist.

1918 wurde er kurze Zeit Propagandaleiter gegen Deutschland in Lord Northcliffes Komitee für Propaganda gegen den Feind. 

Nach dem Ersten Weltkrieg schuf Wells die historische Abhandlung „DIE GRUNDLINIEN DER WELTGESCHICHTE“, die sich als großer Erfolg erwies. Darüber hinaus machte er sich für die Idee des Völkerbunds stark und stand dem PEN-Club vor.

Auch seine nachfolgenden Werke „Science of Life“ (1929)„The Work Wealth und „Happiness of Mankind“ (1932), waren von ihm dazu bestimmt, die Idee der Schaffung eines Weltstaates populär zu machen. Seiner Ansicht nach war dies die einzige Alternative zu einem Rückfall in die Barbarei und der endgültigen Vernichtung. 1934 erschien seine zweibändige Autobiographie „Experiment in Autobiography“.

Weltberühmt wurde das von Orson Welles inszenierte Hörspiel „War of the Worlds“ von 1938. Die Ausstrahlung führte zu einer Massenpanik in den USA, weil die Zuhörer die fiktive Reportage für eine wirklichkeitsgetreue Dokumentation ansahen.

Der Zweite Weltkrieg war für Wells schließlich die Bestätigung dafür, dass die Menschheit tatsächlich die Herrschaft über die von ihr selbst entfesselten Kräfte verloren hatte und unaufhaltsam der eigenen Vernichtung entgegentrieb.

In seinem Spätwerk zeichnet sich eine eher pessimistische Weltsicht ab, die besonders deutlich in seinem letzten Werk, dem Sachbuch „DER GEIST AM ENDE SEINER MÖGLICHKEITEN“ (1945), hervortritt.

H. G. Wells verstarb am 13. August 1946 nach längerer Krankheit in London.

© by Ingo Löchel

Roman-Bibliographie

  • 1895: Die Zeitmaschine (The Time Machine)
  • 1895: Der Besuch (The Wonderful Visit)
  • 1896: Die Insel des Dr. Moreau (The Island of Doctor Moreau)
  • 1896: The Wheels of Chance
  • 1897: Der Unsichtbare (The Invisible Man)
  • 1898: Der Krieg der Welten (The War of the Worlds)
  • 1899: Wenn der Schläfer erwacht (When the Sleeper Wakes/The Sleeper Awakes)
  • 1900: Love and Mr Lewisham
  • 1901: Die ersten Menschen auf dem Mond (The First Men in the Moon)
  • 1902: The Sea Lady
  • 1904: Die Riesen kommen (The Food of the Gods and How It Came to Earth)
  • 1905: Wie wird man Millionär? (Kipps)
  • 1905: Jenseits des Sirius (A Modern Utopia)
  • 1906: Im Jahre des Kometen (In the Days of the Comet)
  • 1908: Der Luftkrieg (The War in the Air)
  • 1909: Tono-Bungay (Tono-Bungay)
  • 1909: Ann Veronica
  • 1910: Mr. Polly steigt aus (The History of Mr Polly)
  • 1911: The New Machiavelli
  • 1912: Die Geschichte einer Ehe (Marriage)
  • 1913: The Passionate Friends
  • 1914: The Wife of Sir Isaac Harman
  • 1914: Befreite Welt (The World Set Free)
  • 1915: Bealby (Bealby: A Holiday)
  • 1915: Boon (als Reginald Bliss)
  • 1915: The Research Magnificent
  • 1916: Mr. Brittlings Weg zu Erkenntnis (Mr Brittling Sees It Through)
  • 1917: The Soul of a Bishop
  • 1918: Joan and Peter: The Story of an Education
  • 1919: Unsterbliches Feuer (The Undying Fire)
  • 1922: Geheimkammern des Herzens (The Secret Places of the Heart)
  • 1923: Menschen, Göttern gleich (Men Like Gods)
  • 1924: Der Traum (The Dream)
  • 1925: Christina Albertas Vater (Christina Alberta's Father)
  • 1926: Die Welt des William Clissold (The World of William Clissold)
  • 1927: Meanwhile
  • 1928: Mr. Blettsworthy auf der Insel Rampole (Mr. Blettsworthy on Rampole Island)
  • 1930: Der Diktator oder Mr. Partham wird allmächtig (The Autocracy of Mr. Parham)
  • 1932: The Bulpington of Blup
  • 1933: The Shape of Things to Come
  • 1936: The Croquet Player
  • 1937: Brynhild
  • 1937: Kinder der Sterne (Star Begotten)
  • 1938: Apropos of Dolores
  • 1938: The Brothers
  • 1939: Der heilige Terror (The Holy Terror)
  • 1940: Babes in the Darkling Wood
  • 1940: All Aboard for Ararat
  • 1941: You Can't Be Too Careful

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