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Donnerstag, 17. Februar 2022

Ein Werkstattbericht zum SF-Roman „Moon Force“

Ein Werkstattbericht zum SF-Roman „Moon Force“

oder wie aus einem Bild, eine Geschichte wurde

von Jo Romic

Autoren kennen das und andere kreative Menschen ebenso. Du hörst ein Lied, du liest eine Textzeile, beobachtest das Geschehen auf der Straße oder siehst ein Bild. Allein das reicht oft schon aus, um der Beginn eines Abenteuers zu sein.

Der Start einer wundervollen Geschichte. Mit diesen Zeilen darf ich über meinen Roman „MOON FORCE“ schreiben und welche Reise ich gegangen bin, um das Buch zu schreiben, dass ich seit Sommer 2020 im Regal zu stehen habe. Es war nicht mein erstes, aber es ist etwas ganz Besonderes.

Der Funke

So weit ich mich erinnern kann, begann es spät am Abend. Ich hatte wieder einen dieser kreativen Ausbrüche, in denen ich Adobe Stock öffnete und nach passenden Bildmaterial für Coverentwürfe stöberte.

So etwas kommt häufiger vor, da ich den Gestaltungsprozess der Front eines Buches sehr reizvoll finde. In dieser Phase entstanden einige Cover, die bis heute noch nicht das Licht der Welt erblickt haben, es aber vielleicht mal werden.

Jedenfalls entdeckte ich ein Bild, dass auf mich so perfekt wirkte, dass es mich förmlich anschrie. Es zeigte drei Lichtstrahlen, die vor dem Hintergrund der Erde Richtung Mond flogen.

Sofort hatte ich eine Idee vor Augen, wie das Cover zu diesem Bild aussehen würde. Ich verschwendete keine Zeit, öffnete Photoshop und bastelte drauf los. Wenn man es genau betrachtet, musste ich nicht viel machen, um ein erstes Gesamtbild zu erschaffen.

Als ich den ersten Entwurf vor mir hatte, brauchte das Werk einen Namen. Die drei Lichtstrahlen wirkten auf mich wie Raumschiffe, die schützend ihre Patrouille flogen. Recht schnell kam ich deshalb auf „Moon Force“. Star Force war zu allgemein und gab es schon. Moon Force klang spannender und mysteriös. Ich mochte den Klang, als ich den Titel wiederholte.

Ich hatte so gleich Szenen vor meinem geistigen Auge, die einen Helden zeigten, der mit seiner Truppe die Erde beschützte. Irgendwie eine Mischung aus Stargate und Star Wars. Aber nicht sonderlich weit in der Zukunft. Gerade noch so weit, dass es real wirkte. Ich merkte es kaum, aber in diesem Moment geschah es schon.

Der Funke sprang über und war nicht mehr zu löschen. Mein Kopf drehte sich nur noch um diesen Gedanken: Aus diesem Cover muss ich einen Roman schreiben. Das war im Sommer 2019.

Ich war noch mitten in der Fertigstellung meiner Steampunk-Trilogie „Florence Fanning“ und bearbeitete den dritten Teil „Florence Fanning und die Totenarmee“, der im August erscheinen sollte.

Die Entstehung

Doch wie fängt man an eine Geschichte an zu schreiben, die völlig allein aus einem fiktiven Cover entstanden ist?

Ich fühlte mich lustiger weise wie Filmemacher, die diese Sci-Fi-B-Movies in den 50ern drehten. Produzenten hatten bereits Rechte und Poster an Kinos verkauft und brauchten nur noch einen Autor, der ihnen eine Geschichte zauberte.

Darin lag der große Reiz. Eigentlich hab ich schon, seitdem ich Geschichten kreiere, also seit meiner Kindheit auf diesem Weg Welten erfunden. Ich habe zum Beispiel das Filmposter eines angekündigten Kinofilms angekuckt und in meinem Kopf hat sich daraufhin eine Geschichte gebildet. 

So kam es, dass ich damals aus dem Plakat des Tim Burton Films „Big Fish“ ein Kurzfilmdrehbuch von einem Jungen geschrieben habe, der einen großen Fisch jagte.

Ab dem Punkt also, an dem ich das Cover von „Moon Force“ in der ersten Version erschuf, bildeten sich automatisch einige Handlungsketten und Charaktere in meinem Kopf.

Da ich in meiner letzten Trilogie eine Heldin hatte, entschied ich mich dieses Mal für einen Protagonisten, dem aber eine taffe Frau zur Seite gestellt wird, mit der er zusammen kämpft.

Doch wie kam ich auf die Geschichte?

Für mich war schnell klar, Moon Force ist eine Einheit, die die Erde beschützen sollte. Eine Fliegerstaffel, die aber auch auf dem Grund ihre Abenteuer überstehen muss.

Ähnlich wie ein Luke Skywalker der für die Rebellion mit dem X-Wing auf fremde Planeten reist und die Überbleibsel vom Imperium beseitigen muss. Die einzige Gefahr, die ich mir deshalb vorstellen konnte, waren Aliens. Aber eine klassische Invasion Geschichte wollte ich nicht.

Ich liebe es, in eine Welt hineingeschmissen zu werden. Als großer Star Wars Fan habe ich mir, das ehr unbewusst abgekuckt. Denn dort wird man in jeder ersten Episode einer Trilogie in eine Welt hineingeworfen, die es scheinbar schon so lange gibt. Man sprach von den Jedi, von der alten Republik, die es mal gab.

Diese Art Geschichten zu erzählen mag ich sehr. Auch bei Florence Fanning schuf ich erst die Vergangenheit, um sie später als „alte Zeiten“ in der Gegenwart durch die Charaktere sprechen zu lassen. Der Welt mehr Tiefe zu geben.

So ähnlich sollte es mit Moon Force werden. Ich begann die Geschichte also Jahre nach der Invasion. Was wäre also, wenn die Erde schon übernommen wurde und der Rest der Menschen auf den Mond geflüchtet ist. Das war für mich ein extrem spannender Ausgangspunkt. Den wollte ich verfolgen.

Das Schreiben

Aber wie schreibe ich nun diesen Roman? Wie oben beschrieben haben ich schon eine grobe Idee, ein Gefühl, wo es hingehen soll. Ich kann mir die Welt etwas vorstellen und habe sogar ein paar Charaktere im Kopf.

Nun muss das alles, verdeutlicht werden. Aus Träumerei muss Realität werden. Ich beginne meist mit einer sehr einfachen Struktur. Zu Beginn jeder Geschichte gibt es ein Problem, dass die Handlung antreibt.

In dem Fall fand ich den Gedanken spannend, dass die Außerirdischen, die auf der Erde leben, den Mond zerstören wollen bzw. die restliche Menschheit. Daraus entstehen Fragen, die die Geschichte vertiefen: Wieso wollen die Aliens die Menschen töten? Warum zerstören sie dafür den Mond? Braucht die Erde den Mond nicht, um attraktiv für Leben zu bleiben?

Mir war bewusst, dass die Zerstörung des Mondes eine heftige Nummer wäre. Wieso sollten die Aliens sich die Mühe machen und auch noch mit starken Konsequenzen leben. Aber es wäre nun mal eine starke Bedrohung für die Menschen.

Also dachte ich mir, dass sie die Zerstörung nur vortäuschen, um die Menschen aufzuscheuchen. Den Mond leichter angreifbar machen. Nur im Notfall würde sie den Mond, wenn alle Stricke reißen in die Luft sprengen. Denn für die Aliens war lediglich die Erde wichtig. Vielleicht hatte sie etwas mit unserem Planeten vor.

Wichtig für die Entwicklung der Handlung ist der Verlauf. Wir haben nun den Konflikt, aber wo ist die Lösung? Das Ziel unserer Helden ist also, den Mond zu schützen. Dafür müssen sie diese vermeintliche Waffe finden und vernichten. So habe ich einen klaren Handlungsverlauf: Aliens wollen Mond mit Superwaffe von der Erde aus zerstören und die Helden verhindern das.

Nächste Frage: Wie verhindern sie das? In dem Fall, die Waffe finden und zerstören. Auch aus dieser Antwort entstehen wieder viele Fragen, die beantwortet werden wollen. So entwickelt sich Stück für Stück der Plot, also die Handlung.

Dazu kommt auch, sich mit den Antagonisten zu beschäftigen. Auch der oder die haben eine Motivation, das zu tun, was sie tun.

Zu dem äußeren Konflikt nutze ich gerne auch einen inneren Konflikt. Also etwas mit dem der Held oder der Schurke in sich selber zu kämpfen hat. Da gehe ich ähnlich vor.

Alard Miller, der Held von Moon Force hat seine Familie im Krieg verloren. Er trauert und sein Leben ist lange nicht mehr das, was es mal war. Nur noch ein Haufen nichts, fast sinnlos. Die Reise auf die Erde, um die Waffe zu zerstören, nutze ich also auch um ihn die Chance zu geben, sich zu entwickeln. Ihn mit dem Verlust fertig werden zu lassen.

Auf der Erde lernt er menschliche Freiheitskämpfer kennen, die teilweise aus Soldaten entstanden sind, und trifft dort sogar seinen alten Kameraden Chuck. Dieser erzählt ihm, dass die totgelaubte Tochter von Alard doch überlebt hatte. Sie hängte sich an die Kämpfer und zog in die ersten Angriffe gegen die Aliens auf der Erde.

Die Tochter war sogar für die Beschaffung eines Codes zuständig, der Alard am Ende hilft, den Schutzschild der Superwaffe zu deaktivieren. Klingt zwar sehr „zufällig, gewollt“ aber ich liebte den Gedanken, dass er am Ende quasi mit seiner Tochter gegen die Aliens siegt.

Dem Schurken stellte ich einen Konflikt mit seinem Vater gegenüber. Im Krieg fiel der älteste Sohn und seitdem muss der letzte Nachkommen die Übernahme der Erde abschließen. Er entstammt einer Familie, die sich der Erde Herr werden muss.

Die Gründe dafür ließ ich offen, um einen zweiten Teil zu erzählen. Jedoch kann ich so viel verraten, dass die Alkuperas nicht die Herrscher-Rasse im Universum sind.

Nach und nach entsteht so die Handlung. Ich notiere mir diese mit Stichpunkten in einem Szenenumbruch. Das nutzt man so weit ich das weiß beim Drehbuch schreiben. Ist eine Art der Outline. Hier teile ich den Plot in Szenen auf mit Ort, Tageszeit und den wichtigsten Inhalten, die passieren müssen.

Am Ende entsteht je nach Roman ein 10-20-seitiges Dokument, dass wie eine Landkarte funktioniert. Ich weiß wo ich entlang muss und wenn ich spontan einen Umweg gehen möchte, weiß ich, wo ich wieder hin zurück muss.

Wenn ich also den tatsächlichen Roman schreibe, kann ich mich voll aufs Tippen konzentrieren.

Dazu erstelle ich eine Tabelle in der ich meine Wortanzahl, die ich erreichen möchte, notiere. So kann ich ungefähr errechnen, wie lange ich für den Roman brauche. Wenn ich zum Beispiel sechs Tage in der Woche jeweils zweitausend Wörter schreibe, hab ich nach fünf Wochen mit sechzigtausend Wörter circa die erste Romanfassung geschafft.

Einen Tag Pause gönne ich mir aber, also den 7. Moon Force hatte am Ende mit Überarbeitung etwa 75 tausend Wörter.

Danach beginnt die Phase der Überarbeitung, sehr wichtig. Hier lese ich den Roman mehrmals durch, um Unstimmigkeiten zu finden oder Sätze besser zu formulieren.

Im Fall von „Moon Force“ bin ich schon während der ersten Fassung, stark von meiner Outline abgewichen, habe viele Dinge neuerdacht, was dazu führte, dass sich das Skript wie ein Flickenteppich anfühlte.

Die Überarbeitungsphase mag ich eigentlich nicht sonderlich, da ich nicht immer und immer wieder den gleichen Text durchkauen möchte. Weshalb es mich dann sehr viel Kraft kostete, alles auf einen Nenner zu bringen.

Nachdem der Text im Lektorat war, gehe ich ihn dann wieder mindestens zweimal durch, damit es dann weiter zum Korrektorat geht. Also der reinen Fehlerbehebung. Jetzt sollte alles passen und keine groben inhaltlichen Dinge mehr zu bemängeln sein.

Danach gehe ich den Roman wieder mehrmals durch. Dann ist man als Autor an einem Punkt, wo man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr erkennen kann. Man hat selbst den eigenen Text irgendwann satt. Wobei das Gefühl dann wieder verfliegt, wenn man die Printversion in Händen hält und einige Stellen durchliest.

Während des Schreibens hab ich die ganze Zeit einen zweiten Band im Hinterkopf gehabt. Nachdem die Aliens besiegt wurden und die Menschen zurück auf die Erde können, gäbe es genug Möglichkeiten neue Abenteuer zu erzählen.

Somit bleibt auch die Frage, wer „Die Anderen“ sind, die kommen, sollten die Alkuperas versagen. Die Idee dazu ist nicht hundertprozentig ausgearbeitet. Ich hab viele Notizen zum zweiten Teil und wer die Anderen sein können.

Aus Spoiler-Gründe würde ich ungern hier darauf eingehen, auch um mich nicht festzufahren. Zu meiner Überraschung hat sich der Plot, den ich bis jetzt habe als uninteressant herausgestellt.

Bin nicht so Feuer und Flamme, wie ich es zu Beginn war. Weswegen ich „Moon Force 2“ erstmal auf Eis legen werde, um mir Zeit zu nehmen, den richtigen Plot zu finden. Ich denke damit kann man aber erstmal gut leben, da die Geschichte der Hauptfiguren zu Ende erzählt ist.

Aber ich bin nicht untätig und arbeite an neuen Romanideen. Die meisten in der Science Fiction Richtung und sie warten nur darauf, ans Tageslicht zu kommen.

Ich hoffe, euch hat der kleine Einblick in mein Schaffen gefallen. Solltet ihr Fragen, Anregungen oder Kritik haben, gerne her damit. Über die klassischen Socialmedia-Kanäle oder über meine Webseite könnt ihr mich direkt anschreiben.

© by Jo Romic

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