Translate

Donnerstag, 11. November 2021

Ein Interview mit dem Autor Michael Breuer

Ingo Löchel: Michael, kannst Du den Lesern kurz etwas über Deine Person erzählen? 

Michael Breuer: Hallo Ingo, ich bin 47 Jahre alt und seit meiner Geburt in Köln wohnhaft. Seit etwa 2004 veröffentliche ich professionell Genre-Romane. Zuvor war ich jedoch lange Jahre im Fandom aktiv, in dem ich auch meine ersten literarischen Gehversuche bestritten habe.
Neben dem Schreiben gehe ich freilich noch einem ganz normalen Broterwerb nach, der nichts mit Geisterjägern und ähnlichem zu tun hat.

Ingo Löchel: Wie bist Du zum Schreiben gekommen?

 Michael Breuer: Drollige Geschichten habe ich eigentlich schon seit meiner frühesten Jugend zu Papier gebracht. Zeigen würde ich die allerdings heute keinem mehr. Meine Frühwerke ruhen in Kisten verpackt im Keller. Im Laufe der Achtziger Jahre veröffentlichte ich dann die ersten Beiträge in Fanzines.

Ingo Löchel: Hattest Du Vorbilder aus Deiner Kinder- oder Jugendzeit an denen Du Dich beim Schreiben Deiner Romane und Geschichten orientierst?

Michael Breuer: In meiner Jugend habe ich den Großteil der Werke von H. P. Lovecraft verschlungen, daneben Robert E. Howard und Michael Moorcock.
Hinzu kam die ganze Palette an Heftromanen des Phantastik-Genres von Geisterjägern bis hin zu Weltraumeroberern. Nimmt man meine Vorliebe zu Comics hinzu ging das ganz schön ins Taschengeld.

Ingo Löchel: Von Deiner Autorenseite ist zu entnehmen, dass Du Ende der 1980er Jahre Deine ersten Geschichten in Fan-Magazinen veröffentlicht hast. Kannst Du Dich noch an Deine allererste Geschichte erinnern, die Du geschrieben bzw. veröffentlicht hast?

Michael Breuer: Ich kann es nicht beschwören, aber die erste Geschichte dürfte ein Epos namens „Im Griff der Großen Alten“ gewesen sein. Die Story erschien 1988 in dem Fanzine „The Miscatonic Mirror“ und war die Club-Postille eines Vereins mit dem schmissigen Namen „Lovecrafts Erben“.
Leiter war der heute noch sehr umtriebige Uwe Lammers. Zu den Mitgliedern zählten so illustre Namen wie Frank Festa oder der leider viel zu früh verstorbene Malte S. Sempten.

Ingo Löchel: Bis zum Ende der 1990er Jahre erschienen eine Vielzahl Deiner Geschichten in Fan-Magazinen sowie im  Magazin "Tänzer - Das Lyrikmagazin". Du hast auch einige Geschichten zu "Bristol - The Demondestroyer" geschrieben. Was war das für eine Fan-Serie?

Michael Breuer: „Bristol“ oder, wie die Serie zunächst hieß, „Warlock“ startete im Jahr 1986. Es handelte sich um eine Parodie auf verschiedene Heftroman-Serien der damaligen Zeit. Die Geschichten wurden von verschiedenen Autoren verfasst.
Neben mir waren verschiedene ehemalige Bekannte der damaligen Kölner Phantastik-Szene beteiligt, unter anderem der ebenfalls viel zu früh von uns gegangene Winfried Brand, der kurz vor seinem Tod mit dem Wibra-Verlag von sich reden machte. Insgesamt erschienen 20 Folgen. Die beiden Abschlussbände wurden jedoch nur noch online veröffentlicht.

Ingo Löchel: 2004 gabst Du mit Professor Zamorra # 787: "Das Mordreptil" Dein Romandebüt als Autor. Wie kam es zur Zusammenarbeit mit dem Bastei Verlag? Hast Du Dich beim Verlag beworben? Oder wie muss sich das der Laie vorstellen?

Michael Breuer: Ganz genau. Zamorra habe ich immer gern gelesen und nach diversen Romanen, die ich für die berühmte Schreibtisch-Schublade verfasst hatte, habe ich mutig ein Zamorra-Exposé verfasst. Da ich gerade so schön in Schwung war, habe ich dann auch gleich den dazugehörigen Roman geschrieben und dann an den Verlag geschickt.
Das Werk fand offenbar das Wohlwollen des damaligen Redakteurs, der sich kurz darauf per Telefon bei mir meldete. Bis heute folgten dann zahlreiche weitere Zamorra-Romane.

Ingo Löchel: Am 15. November 2016 erschien mit PZ 1108: "Speer des Schicksals" Dein bisher letzter Roman der Heftromanserie. Werden in naher Zukunft noch weitere PZ-Romane von Dir erscheinen?

Michael Breuer: Auf jeden Fall. Mein nächster PZ-Roman erscheint am 02.05.2017 als Band 1120 und trägt den schmissigen Titel „Leichenwürmer aus dem All“. Darin taucht mal wieder ein neuer Gegner auf.

Ingo Löchel: 2008 wurde mit "Geister Schocker # 61" Dein Roman  "Dämonen in Köln" veröffentlicht. Drei Jahre später mit "Der Hexenturm von Köln" folgte in "Geister Schocker Sonderband # 23" die Fortsetzung. Worum geht es in den beiden Romanen? 

Michael Breuer: Eigentlich sind es sogar drei Romane. Der Sonderband „Der Hexenturm von Köln“ enthielt nämlich die beiden Texte „Schreie aus dem Hexenturm“ und „Die Leichenklinik“.
Die drei Texte gehören zu einer fünfteiligen Mini-Serie mit dem Titel „DER PARA-BULLE“. Hauptperson ist der schwer gebeutelte Kriminalhauptkommissar Lehmann, der gemeinsam mit seinem Kumpel, dem Reporter-Ass Martin Faust, unheimlichen Machenschaften in der Domstadt auf die Spur kommt.
Die beiden Abschlussbände sind jedoch bedauerlicherweise, obwohl Folge 4 schon seit Jahren fertig in meiner Schublade liegt, bis heute nicht erschienen.

Ingo Löchel: Haben Dich bei den beiden Geschichten irgendwelche Sagen der Stadt Köln inspiriert?

Michael Breuer: Der Verlagstitel „Der Hexenturm von Köln“ mag zwar darauf hindeuten, aber tatsächlich befindet sich besagtes Bauwerk in Hessen.
Die Romane spielen bis auf diese Ausnahme in Köln und im nahen Umland, aber auf konkrete Sagen nehme ich eigentlich nicht Bezug.

Ingo Löchel: Stichwort "Vampir Gothic". Ich nehme mal an, dass "Vampir Gothic".  eine Horror-Serie mir wiederkehrenden Figuren bzw. mit einem festen Team ist. Kannst Du uns kurz etwas zu der Serie erzählen?

Michael Breuer: Ich habe von 2009 bis 2014 an „Vampir Gothic“ mitgearbeitet. Die ursprünglich von Martin Kay konzipierte Serie handelt von einer Vampirin namens Alena und ihren Gefährten, die sich auf einer radikal veränderten Welt zurechtfinden müssen, nachdem ein künstlich geschaffenes Virus über hundert Millionen Todesopfer in Europa gefordert hat.

Ingo Löchel: Du hast die Horror-Serie ab 2010 zusammen mit Migue de Torres fortgeführt. Wie kam es dazu?

Michael Breuer: Nachdem sich Martin Kay nach Abschluss des elften Buches anderen Aufgaben zugewandt hatte, wurden Miguel und ich vom Romantruhe-Verlag angesprochen und machten uns dann gemeinsam mit Manfred H. Rückert daran, ein Folgekonzept auszuarbeiten, das über weitere sechs Bücher reichen sollte. Diese erschienen dann von 2010 bis 2013.

Ingo Löchel: 2013 und 2014 erschienen noch zwei Romane der Horror-Serie, die Du zusammen mit Margret Schwekendiek geschrieben hast, aus Deiner Feder. Danach kamen keine weitere Bände mehr. Wurde "Vampir Gothic danach eingestellt?

Michael Breuer: Mitnichten. „Vampir Gothic“ läuft und läuft. Mittlerweile ist Oliver Müller als Autor eingestiegen, der die Handlung gemeinsam mit Margret fortführt.

Ingo Löchel: Am 30. Dezember 2013 wurde mit "Dreizehn Seelen für den Satan" (JS # 1851) Dein erster Sinclair-Roman veröffentlicht. Wie kam es zur Mitarbeit an der Heftromanserie? Wurdest Du seitens des Bastei Verlages angesprochen, an der Serie "John Sinclair" mitzuschreiben?

Michael Breuer: Ich wurde 2013 in der Tat überraschend vom Verlag kontaktiert und angefragt, ob ich mir zutrauen würde, einen SINCLAIR-Roman zu schreiben, da es Jason Dark aus persönlichen Gründen nicht möglich sein würde, einen Abgabetermin einzuhalten. Ich sollte deshalb kurzfristig einspringen.
Das war schon eine ziemliche Hausnummer, wenn man bedenkt, wie lange Herr Rellergerd die Serie im Alleingang gestemmt hat.
Der Verlag schickte mir einen Stapel Romane zu, um mich in die Materie einzuarbeiten, danach machte ich mich an das Abfassen eines Exposés. Daraufhin bekam ich grünes Licht.

Ingo Löchel: Meines Wissens warst Du der erste der damaligen Neuautoren von "John Sinclair", auch dessen Name im Inneren des Heftes angegeben wurde.  War es zu Beginn schwierig, sich in der Serie zurechtzufinden?

Michael Breuer: Natürlich. Ich hatte zwar in meiner Jugend die Serie lange verfolgt, war aber schon lange kein regelmäßiger Leser mehr. Nach dem Telefonat wälzte ich mich erst einmal durch einen Stapel alter und neuer Romane, um wieder ein Gefühl für die Serie zu bekommen.

Ingo Löchel: Was war es für ein Gefühl, neben Helmut Rellergerd als Autor an der Horror-Serie mitzuarbeiten? 

Michael Breuer: Ich habe vor der Leistung von Herrn Rellergerd enormen Respekt und deshalb war das zu Beginn in der Tat etwas einschüchternd. Da ich kaum Vorgaben für den Roman hatte, habe ich mich jedoch bemüht, relativ unbefangen an die Sache heranzugehen.

Ingo Löchel: Nach Deinem Sinclair-Debüt erschienen weitere Romane der Serie aus Deiner Feder. Wie kamen Deine Romane bisher bei den Sinclair-Fans an? Bekamst Du Feedback seitens des Verlages und/oder der Leser?

Michael Breuer: Im Allgemeinen kommen die Texte ganz gut bei den geneigten Lesern an, wenn man den einschlägigen Foren und Leserbriefen trauen darf. Beim Verlag offenbar auch, denn sonst hätte ich von unserer geschätzten Lektorin schon einen auf die Mütze bekommen.

Ingo Löchel: Müssen sich die Autoren von "John Sinclair" an einen gewissen Handlungsfaden halten?

Michael Breuer: Wir treffen uns mehrmals im Jahr zu Autorenkonferenzen im Verlag, bei denen wir grob die weitere Entwicklung der Serie absprechen. Abgesehen von diesem roten Faden agieren wir jedoch relativ frei.

Ingo Löchel: Wer ist für die Exposes der Serie verantwortlich?

Michael Breuer: Ich verfasse meine Exposés selbst und stimme diese anschließend mit der Lektorin ab. Wenn diese das OK gibt, haue ich in die Tasten.

Ingo Löchel: Bist Du selbst ein Sinclair-Fan?

Michael Breuer: Wie viele der Team-Autoren bin ich mit Sinclair groß geworden und habe die Serie lange Jahre mit Vergnügen gelesen. Umso erfreuter war ich natürlich, selbst einmal daran mitarbeiten zu dürfen.

Ingo Löchel: Was war Dein erster Sinclair-Roman, den Du gelesen hast?

Michael Breuer: Das kann ich beim besten Willen nicht mehr sagen. Ich habe mich damals bis etwa Band 400 kreuz und quer durch die verschiedenen Auflagen geschmökert und einzelne Kracher sind mir durchaus im Gedächtnis geblieben, aber welches nun wirklich mein allererster Roman war, weiß ich nicht mehr genau.

Ingo Löchel: Stichwort "Dark Land". Wie kam es zur Mitarbeit an dem Sinclair-Spin-Off mit Band 12 „Priester der Verwesung“

Michael Breuer: Durch meine Tätigkeit für „Sinclair“ war ich schon früh über „Dark Land“ informiert und habe deshalb gleich mein Interesse bekundet, ebenfalls daran mitzuarbeiten. Die Geschichten rund um Twilight City bieten jede Menge Stoff für spannende Abenteuer, zumal wir ein solches Szenario im Heftroman bisher noch nicht hatten.

Ingo Löchel: Kannst Du uns etwas zum Inhalt des Romans erzählen?

Michael Breuer: Mit Band 12 werden wir einen genaueren Blick auf einen der Friedhöfe von Twilight City werfen.  Wie die „Dark Land“-Leser wissen, gibt es in Twilight City unterschiedliche Friedhöfe für Menschen und Dämonen und das aus durchaus gutem Grund.
Wenn man einen Menschen auf einem Dämonenfriedhof zur Ruhe bettet oder umgekehrt, hat das unter Umständen fatale Folgen. Was dann schlimmes passieren kann, beleuchten wir in diesem hoffentlich spannenden Roman.

Ingo Löchel: Inwieweit können eigene Ideen in "Dark Land" eingebracht werden?

Michael Breuer: Da sind wir relativ frei. Es gibt natürlich das übergreifende Serienexposé, an das sich alle Autoren halten müssen, aber jeder kann seine eigenen skurillen Einfälle in die Serie einbringen.

Ingo Löchel: Wie sprechen sich die Autoren bezüglich des Handlungsfadens der Serie untereinander ab?

Michael Breuer: Das läuft nicht anders wie bei Sinclair. Wir treffen uns zu Autorenkonferenzen und stehen ansonsten per Mail oder dem guten, alten Telefon in Verbindung.

Ingo Löchel: Wie lange schreibst Du ungefähr an einem Roman? 

Michael Breuer: Das variiert je nach Stoff. Mitunter bin ich in einer Woche durch. In der Regel brauche ich jedoch länger, da ich auch noch einem Hauptberuf nachgehe und nicht permanent schreibe.

Ingo Löchel: Michael, vielen Dank für die Beantwortung der Fragen. 

Michael Breuer: Ich habe zu danken, Ingo. Es war mir ein Vergnügen.





Keine Kommentare: