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Mittwoch, 19. Mai 2021

Die Leihbuch-Ära - Pat Wilding und Mac Driving

Als der NETSCH Verlag in Osnabrück (vermutlich 1953) in Konkurs ging, verließ der Autor GÜNTER DÖNGES (1923-2001), der dort sieben Kriminalromane unter dem  Pseudonym PAT WILDING geschrieben hatte, den Verlag. 

"Ich bin tatsächlich der ‚Erfinder‘ dieses Namens. Insgesamt schrieb ich 7 Texte des frühen Wilding, dann ging der Netsch-Verlag in Konkurs. Danach wurde der Name Wilding sozusagen ‚mißbraucht‘. Ich glaube, auch Günter Netsch schrieb welche unter diesem Pseudonym."  (1)

Nachdem mit "FRACHT FÜR KEY WEST" sowie "FEHLBETRAG 600 MILLE" zwei weitere Pat Wilding-Romane im ILTIS VERLAG in Düsseldorf erschienen waren, wurde das Pseudonym in MAC DRIVING unbenannt.

Zum einen weil es Schwierigkeiten mit dem Wilding-Pseundonym gab. Zum anderen weil auch noch andere Autoren (Günter Netsch und Karl Theodor Horschelt) Kriminalromane unter dem Namen Pat Wilding schrieben, die in den Verlagen SABA, DANKWART sowie REIHENBUCH und SCHMIDT veröffentlicht wurden. Doch viele dieser neuen Wilding-Titel landeten auf der Indizierungsliste. 

"Liebe Leser! Ich glaube, daß wir uns mittlerweile kennengelernt haben. Richtig, unter dem Namen Pat Wilding schrieb ich bisher neun Kriminalromane', die Sie ja vielleicht schon gelesen haben. 

Soll ich sie mal der Reihe nach aufzählen? Schön, die Stories nannten sich: Pat Wilding wird gesucht, Falschgeld aus Chikago, Sechs müssen schweigen, Brand in der City, Drei für einen Dollar, Luftgangster, Goldfisch AG.

Bisher waren es nur sieben Titel. Die Romane unter dem Pseudonym Pat Wilding, nämlich ‚Fracht für Key West‘ und ‚Fehlbetrag 600 Mille‘ erschienen bereits in dem bekannten Düsseldorfer ILTIS-VERLAG,  den Sie ja bestimmt schon kennen. 

Und damit komme ich bereits auf den Kern der Sache. In Zukunft werden meine Kriminalstories nur noch im Iltis-Verlag, Düsseldorf, erscheinen. Ab sofort ist mein Name geändert, und zwar in Mac Driving.

Der ILTIS-VERLAG wird unsere neuen Kriminalromane aufmachungsmäßig so herausbringen, daß eine Verwechselung unmöglich ist und Sie als Leser schon aus der Farbe erkennen können, daß wir mal wieder einen neuen Kriminalroman heraus-gebracht haben. 

Es besteht die Möglichkeit, daß andere Verlage unter dem Namen Pat Wilding weitere Kriminalromane herausbringen. Ich möchte meine Leser aber darauf hinweisen, daß diese Romane nicht von mir verfaßt sind. Ich schreibe ab sofort unter dem Pseudonym Mac Driving, und diese Kriminalromane erscheinen nur im Iltis-Verlag Düsseldorf.

Wenn ich also heute als Pat Wilding Abschied von Ihnen nehme, so hoffe ich, daß wir auch in Zukunft gute Freunde bleiben. In diesem Sinne verbleibe ich mit freundlichen Grüßen Ihr  Mac  Driving." (2)

Der erste Roman, der unter dem Pseudonym MAC DRIVING im ILTIS Verlag in Düsseldorf erschien, war der Kriminalroman "AFFÄRE RENO" mit dem Privatdetektiv Mac Driving und seinem Partner Jimmy. 

Neben den Abenteuern des Privatdetektiv Mac Driving erschienen unter diesem Pseudonym auch Kriminalromane, die in sich abgeschlossen waren, und in denen andere Helden die Hauptrolle spielten. 

So unter anderem "UM KOPF UND KRAGEN“ der Privatdetektiv Clive Clatcher, in"„BLONDE STÄBCHEN  FÜR  MARSEILLE" Robert Small oder in "CUMMINGS SPIELT NICHT MIT" Gene Cummings.

"Der bekannte Kriminalautor Mac Driving legt mit diesem Band eine Arbeit vor, die außerhalb der laufenden Serie steht." (3)

Neben Günter Dönges schrieben aber auch noch andere Autoren unter dem Pseudonym MAC DRIVING. So unter anderem der Autor KARL THEODOR HORSCHELT. 

"Das Pseudonym Mac Driving stammt ebenfalls von mir. Unter diesem Decknamen habe ich eine Menge Krimis im Iltis-Verlag geschrieben. Danach wechselte ich über zu Bastei, dann zu Zauberkreis. 

Mac Driving-Krimis wurden aber auch von anderen Autoren geschrieben, als ich bei Iltis ausstieg. Damals waren die Urheberrechte der Autoren gerichtlich noch nicht geklärt."  (4)

Auf jeden Fall waren die "MAC DRIVING"-Romane bei den Leihbuchlesern sehr beliebt. Denn wie aus zwei "MAC DRIVING"-Exemplaren zu entnehmen ist, wurden diese recht oft ausgeliehen.

So ein Exemplar von "UM KOPF UND KRAGEN", das vom 7. Oktober 1954 bis 31. Dezember 1960 immerhin 37 Mal  ausgeliehen wurde. Oder ein Exemplar von "SCHARF WIE RASIERMESSER", das vom 15.12.1954 bis zum 5. Mai 1959 insgesamt 34 Mal einen Leser fand.

Geht man von einer Verleihgebühr von 35 Deutschen Pfennig aus, wie aus den Stempeleinträgen in den beiden Büchern zu entnehmen ist, so hatte der Inhaber der Leihbücherei den Verkaufspreis des Buches immerhin doppelt wieder hereingeholt. Was vermutlich aber eher eine Ausnahme war und mit Romanen von bestimmten Autoren bzw. Pseudonymen gelang. Doch dafür dauerte dies auch ein paar Jahre.

Neben dem ILTIS Verlag erschienen auch einige Mac Driving-Romane im LUGANA Verlag in Düsseldorf, so dass zu vermuten ist, dass die beiden Verlagen in irgendeiner Verbindung standen bzw. zusammengehörten. So wie Iltis und Möhring. 

Interessanterweise sollte noch erwähnt werden, dass einige Mac Driving – Romane aus dem Iltis Verlag der Indizierung zum Opfer fielen. Darunter die Leihbücher

  • Blei in den Rippen
  • Die Mörder vom Kai
  • Prügel aus erster Hand
  • Scharf wie Rasiermesser
  • Treffpunkt Miami 
  • Wolf im Schafspelz 
  • Wer zuletzt lacht ... 

© by Ingo Löchel


  • (1) Günter Dönges
  • (2) Affäre Reno, Seite 7 und 8, Iltis-Verlag, Düsseldorf, ohne Jahresangabe)
  • (3) Cummings spielt nicht mit, Seite 2, Iltis Verlag, Düsseldorf, ohne Jahresangabe)
  • (4) Günter Dönges

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