Wendigo Diner
von Marc Busch
Die Kleinstadt Ardenburg in der Nähe der Catskill Mountains hat in diesem Jahr - wir schreiben das Jahr 1918 - noch nicht einmal 1000 Einwohner.
Und zu dieser Jahreszeit gibt es bereits über mehrere Tage
heftige Schneefälle und es besteht eine Unwetterwarnung hinsichtlich eines
möglichen Blizzard.
Deshalb hat sich Sheriff Monaghan die Mühe gemacht, alle Einwohner selbst auf die extreme Verschärfung hinzuweisen.
Und nun ist er kurz vor Murray's Road Stop, wo er sich nun noch eine heiße Tasse Kaffee und Spiegeleier gönnen will.
Und da Murray selbst sich eine ziemlich üble Grippe
eingefangen hat, dürfte der Sheriff auch sicherlich noch ein paar scherzhafte
Worte mit seiner sechzehnjährigen Tochter Liz wechseln können, die deshalb den
Diner ganz alleine stemmen muss.
Aber auch der Bus aus Kingston schafft es noch bis
zum Diner, bevor die Schneefälle auch dies unmöglich machen. Doch dem Bus
entsteigt neben dem Fahrer nur noch ein offenbar Kriegsversehrter, der aus
Europa (Erster Weltkrieg) zurückgekehrt ist.
Und genau dieser Mann mit der einseitig-gruseligen Gesichtsmaske,
um die völlig vernarbte Gesichtshälfte zu überdecken, weckt Sheriff Monaghans
Interesse.
Und das nicht nur, weil er offenbar in Ardenburg
fremd wirkt, sondern weil er sich zudem noch für die abgebrannte Ruine des
Herrenhaus Aldrich Manor auf dem nahen Hemlock Hill interessiert.
Denn der letzte Eigentümer Charles Aldrich hatte
damals einige Schicksalsschläge zu verkraften. So starb seine Frau im Kindbett
und dann erkrankte später auch bald seine nun über alles geliebte vierjährige
Tochter Sophia an Krebs.
Doch irgendwie schaffte es Carles wohl mit Hilfe der
ansässigen Indianer, seine Tochter vor diesem gesundheitlichen Todesurteil zu
retten. Aber schon bald scheint dieses offenbare Wunder sich ins Gegenteil
umgeschlagen zu haben. Charles betrinkt sich immer häufiger und auch Sophia
scheint späterhin doch verstorben zu sein.
Doch offensichtlich steckt dahinter mehr als Sheriff
Monaghan es damals zuerst gedacht hatte. Denn seit dem verschwanden damals auch
immer mehr Menschen und sogar Kinder weder spurlos oder wurden dessen blutige
Überreste wie von einem Raubtier zerfleischt aufgefunden.
Gerade Charles Aldrich schien nun den Tod in einer
völlig erschreckenden Form in seinem Schlepptau zu haben, was sich auch nicht
änderte, als er zum Militär eingezogen und später in Frankreich eingesetzt
wurde.
Offiziell soll Charles jedoch nach schweren
Verwundungen auf der Heimreise selbst beim Untergang des Schiffes ums Leben
gekommen sein. Doch wie passt nun dieser fremde Major ins Bild, der jetzt mit
dem Bus in Ardenburg angekommen ist. Und was haben die Legenden der Indianer
über einen dämonischen Wendigo mit der Geschichte um Charles Aldrich zu tun.
Als Sheriff Monaghan jedoch plötzlich erkennt, was
hier gerade vor sich geht, schlägt nicht nur der dämonische Wendigo zu.
- Wendigo Diner
- Autor: Marc Busch
- ISBN: 979-8850337216
- Taschenbuch ca. 108 Seiten
-
Independently published/Copyright
2020, by Marc Busch
" (...) Ihr Mann - oder das, was noch von ihm übrig war - lag auf einem der Stockbetten im Hinterraum. Der Brustkorb nur noch eine leergefressene Höhle. In der rechten Hand die Axt, mit der er sich offenbar vergeblich zu Wehr gesetzt hatte." (Wendigo Diner/Seite 21)
Dies ist zugegeben mein erster
Roman von Marc Busch, auf den ich ehrlich gesagt nur wegen dem recht
interessanten Cover bei Amazon neugierig geworden bin. Der Roman selbst geht
auch nicht über 100 Seiten, denn abziehen muss man hier z.B. die Werbung zu
weiteren Romanen des Autor aus Cuxhaven. Man kann den Roman allerdings hinsichtlich
der Seitenzahl problemlos im Umfang in die Nähe eines Romanheft verorten.
Der Inhalt allerdings liegt vom Niveau her dann doch überraschend höher als die üblichen Grusel-Romanhefte, auch wenn mehr als zwei Drittel sich eigentlich nur um die Unterhaltung des Sheriffs mit dem fremden Major der US-Army im Diner dreht.
Aber genau hierbei taucht man
als Leser recht tief in die jeweiligen Erinnerungen ein, die uns eine mit
dunklen Rätseln gespickte Geschichte des Grauens präsentiert. Und dabei geht es
eigentlich sogar zuerst um die Liebe eines Vaters zum eigenen, bald totkranken
Kind und zu was man alles bereit ist, um diese über alles geliebte Tochter zu
retten.
Doch eines dürfte jedem schnell
klar sein, ein Handel mit einer dämonischen Kreatur ist immer verbunden mit
einem schrecklichen Preis, welchen man dann zu zahlen hat.
Als Leser rätselt man bei jeder
neuen Seite dabei nur zu gerne mit. Und so stellt man sich die Frage, ob der
Major mit der Gesichtsprothese eventuell selbst dieser Charles Aldrich sein könnte.
Doch warum kommt er dann
Sheriff Monaghan nicht bekannt vor? Oder könnte es sein, das z.B. der alte
Medizinmann des Indianer-Stamm mit Namen Old Bill sogar mehr weiß, als er zu
Beginn bereit ist preiszugeben?
Fragen über Fragen also,
während die Atmosphäre dieser Handlung in einem Diner schon von Beginn an von
Seite zu Seite immer alptraumhafter wird. Und als sich gegen Ende dann eine
Bedrohung biblichen Ausmaßes nicht nur für den Sheriff oder die Personen im
Diner, sondern sogar für die gesamte Kleinstadt ankündigt, dürften die
Fingernägel vor Spannung beim lesen sicherlich schon etwas abgekaut sein.
Der Autor Marc Busch jedenfalls
hält die Zügel der Geschichte immer stramm genug, um die Steigerung der
Spannung niemals abreißen zu lassen.
In jedem Fall kann ich den
Roman „WENDIGO DINER“ daher mit seiner düsteren Atmosphäre und seinem eher
ungewöhnlichen wie gruseligem Verlauf ohne Übertreibung als eine durchweg
überraschende Geschichte mit passendem Gänsehautfaktor bezeichnen.
© by Konrad Wolfram
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