Gespenster-Krimi 165
Anstalt des Grauens
von Kaspar Ritter
Als Lost Places bezeichnet man gerne verlassene
Orte, die auch eine ganz eigene Geschichte haben. Und meist sind diese
Geschichten dunkel und erschreckend.
So ein Ort ist auch das abgelegene große Gebäude, welches einmal eine Art Sanatorium gewesen war und wo Menschen mit starken psychischen Problemen Hilfe finden sollten.
Auch Joachim Schenck, der eigentlich immer schon Arzt werden wollte um Menschen helfen zu können, war damals dort ein junger Assistenzarzt.
Heute feiert Joachim Schenck im kleinen Kreis seiner
Familie, bestehend aus seinem Sohn Sebastian, seiner Schwiegertochter Elisabeth
und dem Enkel Mirko seinen fünfundachtzigsten Geburtstag.
Und selbst der Bürgermeister Heinz Waller will
Joachim hierbei überraschend nicht nur gratulieren, sondern ihm auch im Namen
der Stadt ein ganz besonderes Geschenk überreichen.
Doch so ganz alleine möchte Waller diesen Besuch
nicht abstatten und ruft deshalb Günther Herbst an, den er aus dem Gemeinderat
kennt. Und dieser sagt sogar seine Beteiligung zu, da er so vielleicht mehr
über Joachims früheren Arbeitsplatz erfahren könnte. Denn das Sanatorium ist
seit zwanzig Jahren geschlossen und darf aus Versicherungsgründen nicht mehr
betreten werden.
Günther Herbst interessiert hier allerdings weniger
die medizinische Seite. Denn Herbst befasst sich privat auch intensiv mit
paranormalen Ereignissen, welch sich nicht rational erklären lassen. Und genau
solche Orte könnten solche Vorkommnisse begünstigen. Ein Hobby also, was Herbst
schon den Beinamen des "alten Spinner" in der Gemeinde eingebracht
hat.
Nur sein Freund Kommissar Eberhard Süß weiß, dass es
manchmal Dinge gibt, die sich einfach nicht logisch erklären lassen und
offenbar nicht von dieser Welt, sondern von einem ganz und gar bösen Ort
stammen.
Das Geschenk welches Waller Joachim Schenck zum
Geburtstag machen will ist indessen ein Foto, welches Joachim in jungen Jahren
im Kreis der Ärzte und dem Pflegepersonal vor der Anstalt zeigt. Eine Szene,
welche in Joachim jedoch wieder dunkle Erinnerungen aus der Vergangenheit
hervorruft.
Und dann kommt sein Enkel Mirko auch noch auf die
Idee, genau diese leer stehende Anstalt aufzusuchen, damit sein Großvater noch
einmal die Stätte seiner Arbeit besuchen kann. Und auch der Bürgermeister ist
dieser Idee nicht abgeneigt und sorgt telefonisch dafür, dass das Gebäude von
einem Gemeindeangestellten extra für die Familie geöffnet wird.
Auch Günther Herbst möchte die Familie bei diesem
Besuch begleiten, setzt aber auch Eberhard süß telefonisch hiervon in Kenntnis.
Denn ihm ist eine Veränderung bei Joachim Schenck aufgefallen, die von dem Foto
ausgelöst wurde.
Und damit liegt er auch nicht verkehrt. Denn in der
leerstehenden Anstalt ist bereits etwas erwacht, welches insbesondere das Leben
von Joachim und seiner ganzen Familie bedroht. Denn damals hatten die Ärtze und
auch Joachim hier schreckliches getan und die Geister ihrer Opfer wollen nun
tödliche Rache.
- Erschienen am 1. Februar 2025
„Joachim sah ihnen wehmütig nach, und Tränen schossen ihm in die Augen. Es fühlte sich plötzlich wie ein Abschied an. Warum nur? Sie würden doch zusammen nach Hause fahren und den Rest vom Geburtstagskuchen essen?“ (Gespenster-Krimi/Band 165, "Anstalt des Grauens"/Seite 27)
Der Roman von Kaspar Ritter
wartet mit idealen inhaltlichen Elementen auf, mit denen man am Prinzip Horror
eigentlich kaum noch vorbei kommt. Dazu zählen rachsüchtige Geister,
unmenschliche Experimente an psychisch kranken Menschen wie hier durch die
Elektroschocktherapie und eine seit vielen Jahren leerstehende Anstalt, welche
in ihren Mauern alle diese dunklen Schrecken vereint.
Und so schaffte es der Autor
Kaspar Ritter auch spielend, mich zumindest bist zur Mitte des Roman äußerst
gespannt mitzunehmen. Aber nachdem das erste Opfer im Keller der Anstalt zu
beklagen ist, sinkt leider die Spannungskurve langsam aber trotzdem bedenklich.
Der Grund ist hierbei einfach.
Denn wenn diese Geister angreifen hören sie plötzlich wieder auf und ziehen
sich erst einmal wieder zurück. Das vergleicht man hier inhaltlich mit einer
Katze und einer Maus, wo die Katze grausam mit ihrem Opfer spielt, bis das ihr
Hunger dann doch den tödlichen Akt ausführen lässt.
Hier aber wirkt es sehr
schnell, als wüssten die Geister selbst nicht, wie sie mit der Situation
eigentlich umgehen sollen. Dafür wird dann quasi als Ersatz ein unbeteiligter
Jogger schnell und kompromisslos zum zweiten tödlichen Opfer der Geister.
Auch das Grauen der
Vergangenheit, bei denen die Ärzte zum Schrecken ihrer hilflosen Patienten
wurden, verengt sich zu stark nur auf den Einsatz der tödlichen
Elektroschocktherapie. Doch als Leser merkt man nur zu schnell, das auch hinter
diesen unmenschlichen Grausamkeiten der Ärzte und des Pflegepersonals mehr
stecken muss, bzw. mehr zu schreiben sein dürfte.
Die Erklärung das Joachim
Schenck hier nur ein junger Mitläufer war, schwächelt einfach zu sehr um dies
einfach für sich selbst innerhalb der Handlung so stehen lassen zu können.
Damit man mich nun nicht falsch
versteht: Der Roman ist durchaus in seiner Gesamtheit interessant und spannend,
aber man erhält spätestens ab der Hälfte den Verdacht, dass da wesentlich mehr
drin gewesen wäre.
Und dies lässt sich hier nicht
einfach mit der normierten Seitenzahl entschuldigen, denn die Handlung
schwächelt gerade auch daran, dass ihr zwischendurch schlicht auch mal die Luft
ausgeht, wo dann kleine Wiederholungen, Erklärungen und manchmal auch
verzichtbare Dialoge den Handlungsverlauf quasi auspolstern.
Und unschlüssige böse Geister,
welche mittendrin erst einmal bei ihrem Angriff wieder eine längere Pause
einlegen, nimmt man auch bald nicht mehr wirklich ernst.
Daher mein Fazit: Die
Handlung von „ANSTALT DES GRAUENS“ von Kaspar Ritter war nicht schlecht, hatte
aber durchaus noch ordentlich Luft nach oben. Richtig gut konnte indessen das
vorliegende, irgendwie bizarr wirkende Cover bei mir punkten.
© by Konrad Wolfram
2 Kommentare:
Den Autor kenne ich als den "Raketenheftleser". So nennt sich sein YouTube channel.
Sehr empfehlenswert. Er rezensiert da die Werke seiner Kollegen. interessant sind vor allem die Interviews mit PR und Sinclair Autoren.
Na, das wusste ich noch nicht. Werde da mal so rein aus Neugierde in YouTube mal reinsehen. Danke für die Information.
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