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Dienstag, 4. Februar 2025

Anstalt des Grauens

Gespenster-Krimi 165

Anstalt des Grauens

von Kaspar Ritter

Als Lost Places bezeichnet man gerne verlassene Orte, die auch eine ganz eigene Geschichte haben. Und meist sind diese Geschichten dunkel und erschreckend.

So ein Ort ist auch das abgelegene große Gebäude, welches einmal eine Art Sanatorium gewesen war und wo Menschen mit starken psychischen Problemen Hilfe finden sollten. 

Auch Joachim Schenck, der eigentlich immer schon Arzt werden wollte um Menschen helfen zu können, war damals dort ein junger Assistenzarzt.

Heute feiert Joachim Schenck im kleinen Kreis seiner Familie, bestehend aus seinem Sohn Sebastian, seiner Schwiegertochter Elisabeth und dem Enkel Mirko seinen fünfundachtzigsten Geburtstag.

Und selbst der Bürgermeister Heinz Waller will Joachim hierbei überraschend nicht nur gratulieren, sondern ihm auch im Namen der Stadt ein ganz besonderes Geschenk überreichen.

Doch so ganz alleine möchte Waller diesen Besuch nicht abstatten und ruft deshalb Günther Herbst an, den er aus dem Gemeinderat kennt. Und dieser sagt sogar seine Beteiligung zu, da er so vielleicht mehr über Joachims früheren Arbeitsplatz erfahren könnte. Denn das Sanatorium ist seit zwanzig Jahren geschlossen und darf aus Versicherungsgründen nicht mehr betreten werden.

Günther Herbst interessiert hier allerdings weniger die medizinische Seite. Denn Herbst befasst sich privat auch intensiv mit paranormalen Ereignissen, welch sich nicht rational erklären lassen. Und genau solche Orte könnten solche Vorkommnisse begünstigen. Ein Hobby also, was Herbst schon den Beinamen des "alten Spinner" in der Gemeinde eingebracht hat.

Nur sein Freund Kommissar Eberhard Süß weiß, dass es manchmal Dinge gibt, die sich einfach nicht logisch erklären lassen und offenbar nicht von dieser Welt, sondern von einem ganz und gar bösen Ort stammen.

Das Geschenk welches Waller Joachim Schenck zum Geburtstag machen will ist indessen ein Foto, welches Joachim in jungen Jahren im Kreis der Ärzte und dem Pflegepersonal vor der Anstalt zeigt. Eine Szene, welche in Joachim jedoch wieder dunkle Erinnerungen aus der Vergangenheit hervorruft.

Und dann kommt sein Enkel Mirko auch noch auf die Idee, genau diese leer stehende Anstalt aufzusuchen, damit sein Großvater noch einmal die Stätte seiner Arbeit besuchen kann. Und auch der Bürgermeister ist dieser Idee nicht abgeneigt und sorgt telefonisch dafür, dass das Gebäude von einem Gemeindeangestellten extra für die Familie geöffnet wird.

Auch Günther Herbst möchte die Familie bei diesem Besuch begleiten, setzt aber auch Eberhard süß telefonisch hiervon in Kenntnis. Denn ihm ist eine Veränderung bei Joachim Schenck aufgefallen, die von dem Foto ausgelöst wurde.

Und damit liegt er auch nicht verkehrt. Denn in der leerstehenden Anstalt ist bereits etwas erwacht, welches insbesondere das Leben von Joachim und seiner ganzen Familie bedroht. Denn damals hatten die Ärtze und auch Joachim hier schreckliches getan und die Geister ihrer Opfer wollen nun tödliche Rache.

  • Erschienen am 1. Februar 2025
„Joachim sah ihnen wehmütig nach, und Tränen schossen ihm in die Augen. Es fühlte sich plötzlich wie ein Abschied an. Warum nur? Sie würden doch zusammen nach Hause fahren und den Rest vom Geburtstagskuchen essen?“ (Gespenster-Krimi/Band 165, "Anstalt des Grauens"/Seite 27)

Der Roman von Kaspar Ritter wartet mit idealen inhaltlichen Elementen auf, mit denen man am Prinzip Horror eigentlich kaum noch vorbei kommt. Dazu zählen rachsüchtige Geister, unmenschliche Experimente an psychisch kranken Menschen wie hier durch die Elektroschocktherapie und eine seit vielen Jahren leerstehende Anstalt, welche in ihren Mauern alle diese dunklen Schrecken vereint.

Und so schaffte es der Autor Kaspar Ritter auch spielend, mich zumindest bist zur Mitte des Roman äußerst gespannt mitzunehmen. Aber nachdem das erste Opfer im Keller der Anstalt zu beklagen ist, sinkt leider die Spannungskurve langsam aber trotzdem bedenklich.

Der Grund ist hierbei einfach. Denn wenn diese Geister angreifen hören sie plötzlich wieder auf und ziehen sich erst einmal wieder zurück. Das vergleicht man hier inhaltlich mit einer Katze und einer Maus, wo die Katze grausam mit ihrem Opfer spielt, bis das ihr Hunger dann doch den tödlichen Akt ausführen lässt.

Hier aber wirkt es sehr schnell, als wüssten die Geister selbst nicht, wie sie mit der Situation eigentlich umgehen sollen. Dafür wird dann quasi als Ersatz ein unbeteiligter Jogger schnell und kompromisslos zum zweiten tödlichen Opfer der Geister.

Auch das Grauen der Vergangenheit, bei denen die Ärzte zum Schrecken ihrer hilflosen Patienten wurden, verengt sich zu stark nur auf den Einsatz der tödlichen Elektroschocktherapie. Doch als Leser merkt man nur zu schnell, das auch hinter diesen unmenschlichen Grausamkeiten der Ärzte und des Pflegepersonals mehr stecken muss, bzw. mehr zu schreiben sein dürfte.

Die Erklärung das Joachim Schenck hier nur ein junger Mitläufer war, schwächelt einfach zu sehr um dies einfach für sich selbst innerhalb der Handlung so stehen lassen zu können.

Damit man mich nun nicht falsch versteht: Der Roman ist durchaus in seiner Gesamtheit interessant und spannend, aber man erhält spätestens ab der Hälfte den Verdacht, dass da wesentlich mehr drin gewesen wäre.

Und dies lässt sich hier nicht einfach mit der normierten Seitenzahl entschuldigen, denn die Handlung schwächelt gerade auch daran, dass ihr zwischendurch schlicht auch mal die Luft ausgeht, wo dann kleine Wiederholungen, Erklärungen und manchmal auch verzichtbare Dialoge den Handlungsverlauf quasi auspolstern.

Und unschlüssige böse Geister, welche mittendrin erst einmal bei ihrem Angriff wieder eine längere Pause einlegen, nimmt man auch bald nicht mehr wirklich ernst.

Daher mein Fazit: Die Handlung von „ANSTALT DES GRAUENS“ von Kaspar Ritter war nicht schlecht, hatte aber durchaus noch ordentlich Luft nach oben. Richtig gut konnte indessen das vorliegende, irgendwie bizarr wirkende Cover bei mir punkten.

 © by Konrad Wolfram

2 Kommentare:

Stefan Robijn hat gesagt…

Den Autor kenne ich als den "Raketenheftleser". So nennt sich sein YouTube channel.
Sehr empfehlenswert. Er rezensiert da die Werke seiner Kollegen. interessant sind vor allem die Interviews mit PR und Sinclair Autoren.

Konrad Wolfram hat gesagt…

Na, das wusste ich noch nicht. Werde da mal so rein aus Neugierde in YouTube mal reinsehen. Danke für die Information.