Ingo Löchel: Herr Rahn. Können Sie den Lesern des Online-Magazins kurz etwas über Ihre Person erzählen. Wie sind Sie zum Schreiben gekommen?
Wolfgang Rahn: Ich wurde in Berlin geboren, besuchte dort die Realschule, absolvierte eine Feinmechaniker-Lehre und baute später meinen Ingenieur Richtung Feinwerktechnik.
Danach erschlug es mich nach Oberbayern, wo ich 17 Jahre lang in einem Betrieb für feinoptische und elektronische Mess- und Steuersysteme arbeitete.
Dieser Beruf machte mich nicht wirklich glücklich.Deshalb begann ich nebenbei zu schreiben.
Dass diese Nebentätigkeit einen beträchtlichen Umfang annahm und die Tatsache, dass ich mit meinem Chef nicht mehr klar kam, fielen auf den gleichen Zeitpunkt.
Die logische Folge war der Wechsel in den riskanten Beruf des Autors. Trotz einiger eiskalter Duschen seitens der Verlage habe ich diese Entscheidung nie bereut.
Im Übrigen bin ich glücklich verheiratet, habe 2 Kinder
und drei Enkel, habe seit dem Ruhestand völlig mit dem Schreiben aufgehört und
widme mich stattdessen vor allem der Ahnenforschung.
Ingo Löchel: Wann, wo und unter welchen Titeln wurden ihre ersten Romane veröffentlicht?
Wolfgang Rahn: 1976 erschienen meine ersten Romane, und zwar beim Zauberkreis-Verlag. Es waren die Horror-Romane "Diabolons grausiges Streicheln", "Skeletthände sind nicht zärtlich" und "Guru - Herr der Verdammten".
Mir wurde das Verlags-Pseudonym Marcos Mongo zugewiesen,
unter dem wohl alle Neulinge schreiben mussten. Es war mein Glück, dass gleich
mein erster Roman sehr positiv beurteilt und ich um weitere Manuskripte gebeten
wurde. Sonst hätte ich vermutlich mit
dem Schreiben gleich wieder aufgehört.
Ingo Löchel: Können Sie sich noch daran erinnern, wie sie zum „KOMMISSAR X“-– Team gestoßen sind? Standen Sie schon vorher in irgendeiner Beziehung' zu KX oder kamen sie erst als Autor mit Jo Walker in Kontakt?
Wolfgang Rahn: Eigentlich wollte ich ja von Anfang an Krimis schreiben. Nur wurden damals eben Horror-Romane benötigt. 1980 lehnte Zauberkreis meinen Roman "Blutbrot des Bösen" ab, weil sie ihn als "nicht jugendfrei" einstuften. Sie gaben ihm auch bei einer Überarbeitung keine Chance.
Frustriert schickte ich das Manuskript unverändert an den Pabel-Verlag. Wenige Tage später bat mich der zuständige Redakteur Rainer Delfs nach München. Er war ganz begeistert, wunderte sich, dass ich nur nebenberuflich schrieb, und stellte die Mitarbeit an weiteren Serien - so auch beim Kommissar X - in Aussicht. "Blutbrot des Bösen" erschien dann unter dem Titel "Schwarze Todesengel" als Vampir-Roman, (Vampir-Horror-Roman # 385 Schwarze Todesengel unter Joe Dunhill, Anmerkung der Redaktion) und das Honorar war erheblich höher als bei Zauberkreis.
Meinen ersten Kommissar-X-Roman schrieb ich dann Monate
später, als ich bereits meinen seriösen Beruf aufgegeben hatte. Ich las zuvor
einige Hefte, die mir der Redakteur
Hermann Peters zur Verfügung stellte, um mich mit den wiederkehrenden Personen
vertraut zu machen, und dann legte ich los.
Ingo Löchel: 1981 gaben Sie mit dem Roman # 1161 "JEDER ZAHLT AUF SEINE WEISE" unter dem Pseudonym CLARK CONNELLI Ihr KX - Debüt. Worin ging es in dem Heftroman?
Wolfgang
Rahn: Eine Bande brachte alleinstehende, vermögende Frauen dazu, ihr Geld in
angeblich gewinnträchtige Anlagen zu investieren, die jedoch nicht existierten.
Die Frauen wurden umgebracht und der Verdacht auf einen einschlägig
vorbestraften Heiratsschwindler gelenkt. Dieser wandte sich an Kommissar X um
Hilfe und löste damit eine Kette turbulenter Ereignisse aus
Ingo Löchel: Gibt es ein besonderes Ereignis im Bezug auf KX an das sie sich heute noch besonders gut erinnern?
Wolfgang Rahn: Eigentlich nur, dass ich diese Serie besonders gerne schrieb. Noch heute lese ich hin und wieder den einen oder anderen meiner Romane und wundere mich, was mir damals so alles eingefallen ist.
Die Zusammenarbeit mit der Redaktion war extrem erfreulich (zumindest in den ersten Jahren!) und das Echo sehr positiv.
Bei keiner anderen Serie, für die ich schrieb, war der
Kontakt zum Redakteur so eng und der Gedankenaustausch so intensiv und
produktiv wie hier.
Ingo Löchel: Wie muss man sich die Arbeit als Autor an einer Serie wie KX vorstellen? Gab es bestimmt Vorgaben für die Serie und die Figur des Jo Walker (abgesehen vom Expose)? Konnte man eigene Ideen einbringen?
Wolfgang Rahn: Ich stieg ja erst sehr spät in die Serie ein und informierte mich ausschließlich an Hand der mir zur Verfügung gestellten Hefte über die wiederkehrenden Personen wie Jo Walker, April Bondy und Tom Rowland. Ein Rahmenexposé gab es, zumindest zu meiner Zeit, nicht.
Sämtliche Romane entstanden auf Grund eigener Handlungsideen, für die zuvor ein Exposé angefertigt werden musste.
Außerdem wurden Titelbildvorschläge verlangt, damit die Covers auch wirklich zum Inhalt
passten. Später erhielt ich vorhandene
Bilder, nach denen ich die jeweiligen Handlungen strickte. Das war eine ganz
neue Herausforderung.
Ingo Löchel: Wer war zu ihrer KX - Zeit für die Exposes der Serie zuständig und aus welchen Leuten bestand die Redaktion der Serie?
Wolfgang Rahn: Wie schon erwähnt, schrieb jeder Autor seine Exposés selbst. Mein erster KX-Redakteur war Hermann Peters, der 1984 leider an Krebs starb. Danach wurde die Serie von Chefredakteur Werner Müller-Reymann, Frau Maschlewitz und Frau Andrea Haitz betreut.
Kurze Zeit gab es dann ein Wiedersehen mit meinem ehemaligen
Redakteur vom Marken-Verlag Olaf Dietsch, der sich allerdings nicht lange im
Sattel halten konnte. Den Abschluss machte Herr Villinger, mit dem beim
Zauberkreis-Verlag alles für mich begonnen hatte. (Zauberkreis wurde ja damals
von Pabel übernommen).
Ingo Löchel: Kannten sich die Autoren untereinander und gab es eine Zusammenarbeit zwischen den Autoren der Serie?
Wolfgang
Rahn: Jeder Autor arbeitete ohne Absprache für sich. Widersprüche waren deshalb
sicher vorhanden. Ich kannte lediglich Klaus Schmidt bereits aus unserer
gemeinsamen Horror-Zeit. Mit ihm stehe ich auch heute noch in losem Kontakt,
obwohl für uns beide die KX-Zeit längst Geschichte ist.
Ingo Löchel: Verfassten Sie auch Taschenbücher für die KX - Serie?
Wolfgang
Rahn: Ich schrieb die Taschenbücher "Die Todesinsel", "Mord im
Rampenlicht", "Gangsterkrieg am Golden Gate", "Der Mann,
der Bogart sein wollte" und "Kennwort: Apokalypse".
Ingo Löchel: 1987 schrieben sie mit "KONZERT FÜR KLARINETTE UND DREI KILLER" (KX 1512) ihren letzten KX - Heftroman. Warum stiegen Sie aus der Serie aus?
Wolfgang
Rahn: Die Betreuung der Serie wurde durch den häufigen Redakteurswechsel immer
chaotischer. Es machte einfach keinen Spaß mehr. Aber ich stieg ja nicht nur bei KX aus, sondern überhaupt
aus dem Heftroman-Geschäft, von dem ich nicht mehr leben konnte. Zu viele
Serien waren eingestellt worden. Ich wechselte dann zu den Zeitschriften, für die ich bis
zu meinem Ruhestand Kurzromane und -krimis schrieb.
Ingo Löchel: Wie würden Sie die Figur des Jo Walker bezeichnen? Ist er der typische Krimi - Held oder doch eher eine Figur mit Ecken und Kanten, die sich von den üblichen ,Helden' abhebt?
Wolfgang
Rahn: Bei mir hatte Jo durchaus Ecken und Kanten, vor allem aber einen Schuss
Humor. Er war kein unüberwindlicher Superheld, sondern ein Mensch mit
Schwächen. So habe ich grundsätzlich alle meine 'Helden' gezeichnet.
Ingo Löchel: Hätte - Ihrer Meinung nach - eine Serie wie KX heutzutage noch eine Chance sich auf dem Heftroman-Markt durchzusetzen oder ist die Zeit solcher Krimi - Helden vorbei?
Wolfgang Rahn: Ist nicht die Zeit des Heftromans überhaupt vorbei? Es gibt doch fast nur noch Nachdrucke. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich heute noch eine neue Serie durchsetzen könnte. Das hat vor allem finanzielle Gründe.
Schon zu meiner aktiven Zeit wurden die Serien immer
kurzlebiger (nicht nur die Krimis). Heute schaltet man den Fernseher mit seinen
zig Programmen ein und kann jeden Tag unter mehreren Krimis wählen. Leider ist
das so.
Ingo Löchel: Herr Rahn, vielen Dank für die Beantwortung der Fragen.
Wolfgang Rahn: Auch ich bedanke mich. Immerhin erinnere ich mich gerne an die Zeit mit Jo Walker und Co.
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