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Sonntag, 29. Dezember 2024

Die Blutbibel (Teil 3)

Vampira 8

Die Blutbibel (Teil 3)

von Adrian Doyle (Manfred Weinland)

In der Leichenhalle von Neu-Delhi wird die Leiche des ermordeten Duncan Luther von drei unbekannten Männern in teuren Anzügen gestohlen.

Nachdem Lilith sich in der Gewalt des Kultes befindet, wird der Schwindel von Onan entdeckt und die Halbvampirin auf Befehl von ihr befreit. Statt  Lilith muss nun doch das eigentliche Opfer Usha dran glauben, die  bei lebendigem Leib gehäutet wird.

Währenddessen ist auch Landru nicht untätig. Er begibt sich zur Tempelanlage, wo sich der Kult aufhält. 

Landru setzt nun alles daran,  in den Besitz des Lilienkelches zu kommen. Doch der befindet sich nicht im Tempel. Dafür bekommt er die Macht von Onan zu spüren, gegen die er nichts entgegensetzen kann.

Nachdem Lilith in Gewahrsam genommen wird, beginnt Onan, die fast 2500 Jahre im Stasis-Schlaf in ihrem Schrein verbracht hat,  in der EWIGEN CHRONIK zu lesen, um sich über die Ereignisse der letzten 250 Jahre zu informieren. Darin erfährt sie auch alles über Lilith, über ihre Herkunft und ihre Bestimmung.

Danach formt Onan aus den Überresten der getöteten Usha zwei Hybride, Suchete und Minati, die Himachal Pradesh zur Tempelanlage des Kultes bringen, wo sie sich in Ungeheuer verwandeln.

Nachdem Pradesh auf Lilith trifft, werden sie von den beiden hybriden Wesen angegriffen. Lilith kann eines der beiden Mischwesen töten. Von dem anderen erfährt sie, dass sie, um den Lilienkelch zu finden, die EWIGE CHRONIK zu Rate ziehen muss, die sich im Scriptorium des Tempels befindet.

Im Scriptorium tötet sie das zweie Mischwesen. Doch bevor sie in der CHRONIK bzw. die BLUTBIBEL lesen kann, taucht Landru auf. Doch beide beschließen, nicht gegeneinander zu kämpfen, sondern gemeinsam die BLUTBIBEL zu stehlen. Doch als sie mit dem Buch den Tempel verlassen wollen, altern sie in Sekundeschnelle.

Während  sich Lilith und Landru nicht entscheiden können, ob sie das Buch zurückbringen oder darin lesen sollen, taucht der Inder Pradesh und macht dem Spuk ein Ende.

Er entzündet die BLUTBIBEL mit einer Fackel, so dass das Buch zu Asche verbrennt. Die freigesetzte Macht, die dem Buch innewohnte, wird dadurch freigesetzt und zerstört die gesamte Tempelanlage…

Erschienen am 9. August 2011

Der Abschlussband der ersten „VAMPIRA“-Trilogie kann leider die Qualität und die Spannung der beiden Vorgängerbände nicht halten.

Denn wirklich viel passiert in „DIE BLUTBIBEL“ nicht gerade, sieht man mal von dem Diebstahl der Leiche von Duncan Luther am Anfang des Romans und dem Kampf von Lilith gegen die beiden Hybridwesen am Ende des Romans ab.

Da im Roman die Grenzen zwischen Realität und Traum zu verwischen scheinen, weiß man als Leser zudem nie nie so genau, ob alles so stattgefunden hat, wie es im Roman auch beschrieben ist.

Dafür wird der Leser mit einigen neuen Informationen konfrontiert, die aber wiederum nur angedeutet werden und dadurch ziemlich vage bleiben.  Wer ist Felidae und Cane? Was hat es mit den Dämonen auf sich? Hat Pradesh nun überlebt oder nicht? Wer genau ist diese Onan? Und so weiter…

Alles in allem ist „DIE BLUTBIBEL“ kein krönender und besonders geglückter Abschluss der ersten „VAMPIRA“-Trilogie, die so gut begonnen hat. Denn das „VAMPIRA-Abenteuer entpuppt sich als ziemlich verworrender „VAMPIRA“- Roman, der  mehr Fragen aufwirft, als er beantworten kann.

© by Ingo Löchel 

 

Der Roman enthält drei neue (zwei kurze und eine längere) Textstellen. Folgende Abschnitte in dem Roman, konnte als neuer Text identifiziert werden.

Aus „Die Blutbibel, Seite 12-13:

Die Szene drängte mit visionärer Macht in ihr Bewusstsein. Eine unbekannt Gestalt - weiblich, fragil wie ein Engel (es ist ein Engel, du Närrin, sieh doch hin!), das hauchzarte Gewebe ihrer Robe umschmeichelte sie wie ein goldener Schleier. Sie blickte Lilith entgegen und winkte ihr, winkte Lilith zu sich heran, als müsse sie ihr eine wichtige Botschaft übermitteln. Aber Lilith war in einen Kokon aus Finsternis gebettet, in nachtfarbenen Bernstein eingeschlossen. Das Gewicht eines ganzen Gebirges lastete auf ihr - aber der winkende Engel schien davon nichts zu merken. Die mädchenhafte, geflügelte Gestalt war pure Unschuld, pures Versprechen. Lächelnd schwebte sie Lilith entgegen, streckte die Arme nach ihr aus. Aber bevor sich ihre Hände berühren konnten, erfolgte eine lautlose Explosion mit der Gewalt eines kosmischen Urknalls. Die Vision schwand. 

Aus „Die Blutbibel, Seite 33:

Die Unschuld in Person schwebte näher. Engelsgleich. Goldgewandet. Das Gesicht in stummer Qual erstarrt, die Hände in die blutbefleckte Kleidung gekrallt, deren Gold im Näherkommen immer mehr von einem öligen Rot durchtränkt und gefärbt wurde, einem warmen, lockenden Rot, das der-Quelle ihres zierlichen, anmutigen Leibes entsprang.

Sprudelnd ergoss sich der Lebenssaft über Haut und Stoff. Und als wären sie bleiern, hoben sich die Arme wie in Zeitlupe, um ein letztes Mal zu winken und Lilith anzuflehen, ihr entgegenzugehen.

Aus eigener Kraft würde sie es nicht schaffen. Sie blutete, weil ihr eine

unheilbare Wunde zugefügt worden war-so zumindest interpretierte Lilith das Bild einer immer mehr in sich zerfallenden Schönheit. »Ich kann nicht«, wollte Lilith rufen. »Ich brauche selbst Hilfe! Und ich dachte....... sie von dir

zu bekommen. Sie sprach nicht auf, was ihr auf Herz und Zunge lag. Sie wollte nicht, dass das engelsgleiche Wesen sich auch noch schuldig fühlte. Wer war es, und woher kam es? Hatte es jemand geschickt?

Mutter...Lilith verkrampfte. Die Erinnerung an ihre Mutter war nicht plastischer als der Traum, aus dem sie einen Herzschlag später jäh herausfiel.

Aus „Die Blutbibel, Seite 58-62:

„Zur gleichen Zeit in Sydney, Australien Anders als etwa Virgil Codd oder Bürgermeister Weinberg - Kreaturen wieer-hatte Geoff Molyneux kein Zuhause. Keinen Rückzugsort, an dem er nach getaner Arbeit Ruhe und Erholung tanken konnte.

Sein ganzes Leben spielte sich im Institut ab - von seltenen Ausflügen in die nächtliche Welt draußen abgesehen.

Molyneux war damit zufrieden.

Andererseits... war »Zufriedenheit« eine derart abstrakte Größe, dass er sich nicht erinnern konnte, sich jemals damit auseinander gesetzt zu haben?

»Haben Sie etwas herausgefunden, Matt?«, wandte er sich an Matthew Flinders, der als junger Bursche zum ANZAC, dem Australian and New Zealand Army Corps, gehört und unter anderem im 1. Weltkrieg an der Besetzung des Bismarckarchipels beteiligt gewesen war. Insgesamt zwei Weltkriege hatte Flinders von ein paar harmlosen Eleischwunden abgesehen gut überstanden - »erwischt« hatte es ihn, Ironi£ des Schicksals, in einer lauen Dezembernacht 1947, als er eine verführerisch schöne Frau mit nach Hause genommen hatte.

Damals hatte er noch eins gehabt, ein sehr geschmackvoll eingerichtetes sogar, dekoriert mit den Mitbringseln seiner Einsätze in aller Welt.

Er war weitgereist, doch davon - von den Erinnerungen - war ihm nicht viel geblieben. Die Bilder waren in seinem Gedächtnis wie einzementiert, ließen sich nur noch bruchstückhaft abrufen, und wenn es ihm gelang, fühlte es sich an, als würde er im verblichenen Fotoalbum eines Wildfremden blättern.

Eines Tages hatte sich Flinders darüber mit Molyneux unterhalten - unterhalten wollen. Aber Molyneux, der dieses Problem nur zu gut aus eigener Erfahrung kannte, hatte abgewiegelt, und danach hatten sie nie wieder auf privater Ebene miteinander gesprochen.

Flinders saß an seinem Labortisch und hatte die Augen gegen das an eine Tauchermaske erinnernde Okular eines Elektronenrastermikroskops gepresst.

Bei Molyneux' Eintreten wandte er kurz den Kopf, dann fuhr er in seiner Beschäftigung fort.

»Ich hätte mich bei Ihnen gemeldet«, sagte Flinders emotionslos, »bevor ich das Institut verlasse. Ja ... ja, es gibt einen neuen Aspekt - aber noch keine Erklärung dafür. Ich habe ein Opfer zu beklagen. Meinen Assistenten.«

»Bings?« Molyneux trat näher. Flinders ohne Bings war eigentlich nicht vorstellbar. Molyneux war verwundert, dass er das Fehlen des sonst allgegenwärtigen Faktotums noch nicht

bemerkt hatte. Sein ohnehin großes Interesse stieg sprunghaft. »Was ist passiert?«

Flinders, dessen naturwissenschaftliche Kenntnisse, obwohl autodidaktisch angeeignet, überragend waren, war beauftragt, für Molyneux — und damit die Herren - die Vegetationsproben vom Grundstück 333, Paddington Street, zu untersuchen.

»Er war unvorsichtig, als er mit einer der Gewächsproben umging.« Matthew Flinders löste die Augen vom Okular und erhob sich von seinem Platz. Er war etwas größer als Molyneux und sah eher wie ein durchtrainierter EUtekämpf er aus, während Molyneux vom Typus her ein ganz normaler Buchhalter hätte sein können.

»Unvorsichtig?«

»Er zog sich eine Verletzung zu, die sowohl er selbst als auch ich als völlig unbedeutend einschätzten. Ein winziger Spreißel drang in seine Haut. Selbst wenn er hätte bluten können, wäre nicht einmal ein Tropfen zum Vorschein gekommen.«

»Trotzdem bemerkte er es?« Molyneux wunderte sich, weil ihre Art eigentlich völlig schmerzunempfindlich war. »Wo ist er jetzt? Was soll dieser Splitter bei ihm angerichtet haben?«

»Es gibt ihn nicht mehr. Bings ist vernichtet.«

Molyneux wurde ärgerlich. Er hasste nichts mehr als eine unklare Faktenlage. Oder belogen zu werden.

Beides schien hier gegeben - obwohl er in all der Zeit hinsichtlich Flinders noch nie Anlass zu Beschwerden gehabt hatte.

»Reißen Sie sich zusammen!«, herrschte er ihn an. »Er kann nicht... vernichtet sein. Das hätte ich gespürt. Das hätte die ganze Sippe gespürt und auf den Plan gerufen ...«

Flinders bestätigte Teile seiner Aussage. »Ich habe auch nichts gespürt. Aber er... er muss Höllenqualen durchlitten haben.«

»Flinders!« Molyneux trat von einem Fuß auf den anderen, schnaubte ärgerlich.

»Sie können sich selbst überzeugen. Zunächst ...«, er gab Molyneaux zu verstehen, dass er das Mikroskop für ihn freigegeben hatte, »... werfen Sie einen Blick hinein.«

»Was ist das?«

Flinders schwieg, deutete aber noch einmal auf das Gerät.

Molyneux bequemte sich endlich, hineinzublicken.

Da war etwas, das wie verfaultes Fleisch aussah - ein winziges Klümp-chen nur. Und darin steckte etwas, das sonderbar leuchtete. Schon dieses Licht allein bereitete Molyneux ein vertrautes Unbehagen. Sonnenschein bewirkte Ähnliches bei ihm. Oder die Nähe einer Kirche...

»Das ist der Spreißel?«, fragte er, »den Bings sich zuzog?«

»Korrekt.«

»Was ist das? Warum leuchtet es? Wo ist das Ausgangsobjekt? Leuchtet es auch?«

Flinders verneinte. Er griff nach einem dünnen Zweig, der von einem Busch oder einem jungen Baum stammen mochte - ganz offenbar aber aus der Paddington Street. »Das Fragment scheint erst im Körper von Bings reagiert zu haben. Wie genau, untersuche ich gerade. Aber es wird dauern - falls ich überhaupt dahinter komme, was für ominöse Kräfte hier am Werk waren.« Er schwieg, leckte sich über die trockenen Lippen.

»Was ist mit Bings passiert, nachdem der Splitter in seine Haut geriet?«

Flindei*s wich Molyneux' Blick aus. »Er fing an zu leuchten. Sein ganzer Körper. Oder besser zu glühen. Dann explodierte er.«

»Er ... explodierte?«

Flinders nickte. »Als hätte er eine Granate verschluckt.«

»Das ist der größte -«

»Es ist die Wahrheit. Er wurde zerfetzt. Es regnete Fleisch und Knochen!«

»Hier?« Molyneux sah sich um. »Ist es hier passiert?«

Flinders nickte.

»Wo ist die Sauerei?«

»Es gibt keine. Kurz nach der Sprengung lösten sich sämtliche Leichenteile auf. Was blieb, ist Asche, wie wir sie von...«, er räusperte sich, »... nun, von anderen Gelegenheiten her kennen.«

»'An dem Splitter hängen Gewebereste - keine Asche!«

Flinders nickte. »Ich weiß. Auch mir ist bislang unerfindlich, warum das so ist.«

Molyneux schüttelte den Kopf. Er hielt immer noch den abgebrochenen Zweig in der Hand, den jemand aus 333, Paddington Street hierher gebracht hatte. »Ich war immer mit Ihnen zufrieden, Matt. Aber das hier.... was Sie mir hier auftischen ... bedaure, ich glaube Ihnen nicht. Nicht ohne eindeutigen Beweis jedenfalls.«

Flinders blickte ihn ausdruckslos an. »Ich fürchte, den werde ich nicht -«

Molyneux ließ ihn nicht ausreden. »O doch! Ich glaube, das können Sie!«

Immer noch ohne Argwohn sah Matthew Flinders, wie Geoff Molyneux ansatzlos die Hand vorschnellen ließ, die den Zweig hielt. Er stach damit in die linke Wange von Flinders und ließ den Zweig sofort los, trat drei Schritte nach hinten.

Flinders blickte im ersten Moment nur verdutzt, dann panisch. »Aber —«, ächzte er.

Zweig und Wissenschaftler begannen zu glühen.

Düsterrot zu glühen.

Dann wurde Flinders vor Molyneux' Augen gesprengt.

Nachdem Molyneux seine Verblüffung überwunden hatte, nahm er Kontakt zu Virgil Codd auf und schilderte ihm, was gerade passiert war.

»Ich habe keinen Impuls gespürt«, bezweifelte Codd das Gehörte ebenso wie Molyneux es Flinders gegenüber getan hatte.

»Das«, sagte er, »ist eines der Dinge, worüber wir mit den Herren sprechen müssen. Vielleicht haben Sie eine Möglichkeit, die Kräfte zuzuordnen, die in dem Zweig aus der Paddington Street stecken.« Er blickte zu dem Stecken, der am Boden lag und im Gegensatz zu Flinders selbst immer noch existierte. Auch an ihm klebten Reste von Flinders Fleisch - alles andere war zu Asche geworden. Der Zweig leuchtete und setzte Molyneux mit seinem Licht zu.

»Bevor Sie mit den Herren sprechen, probieren Sie es bei einem lebenden Menschen aus«, verlangte Codd.

So geschah es.

Molyneux führte den Test höchstpersönlich durch. Dazu verwendete er einen anderen Zweig, der aus der Paddington stammte.

Als er eine Stunde später erneut mit Codd sprach, sagte er: »Negativ. Das dumme Ding wurde verletzt und fing fürchterlich an zu schreien - aber wohl mehr wegen mir als aus einem übernatürlichen Grund. Ich musste die Kleine zum Schweigen bringen. Immerhin wissen wir nun, dass es nur uns betrifft -keine sterblichen Menschen.«

»Geben Sie es so weiter.«

Molyneux legte auf und tupfte sich die Blutreste seines Mahls aus den Mundwinkeln, das er im Dienste der Wissenschaft genossen hatte.

Dann entsorgte er das dumme Ding, das keinerlei Verständnis für Notwendigkeiten gehabt hatte.

****

Wieder der Engel. Aber jetzt grau, nicht golden. Von Blut war keine Spur, auch nicht von einer tödlichen Wunde.

Der graue Engel schwebte näher und näher auf Lilith zu, und - seltsam! - sie wusste, dass sie es nur träumte. Hoffte im Innersten, es nur zu träumen, denn...

... das graue Wesen vor ihr war kein Engel!

Das Engelsgleiche war nur eine Puppe, aus der das wahre Wesen in dem Moment hervorplatzte, in dem Lilith begriff, wofür diese schöne Fassade in all ihren trügerischen Versprechungen stand.

Die Engelspuppe barst...

...und heraus schlüpfte ein Geschöpf, das nur auf den ersten flüchtigen Blick Ähnlichkeit mit der Hülle hatte, in der es herangereift war. Auch dieses Wesen hatte Flügel - aber nicht die eines Engels, sondern ledrige, geäderte Schwingen, durch die schwarzes Blut pulste.

Fledermausflügel.

Der Vampir schoss auf Lilith zu und verwandelte sich in eine Fleisch gewordene Drohung.

DU ENTKOMMST MIR NICHT! WIR TREFFEN UNS WIEDER - UND DAS NÄCHSTE MAL FÜLLE ICH UNSER UNHEILIGTUM MIT DEINEM BASTARDBLUT, LILITH EDEN, UND ZEUGE DAMIT DIE FÜRCHTERLICHSTEN KINDER, DIE DEM LILIENKELCH JE ENTSPR UNGEN SIND...!“

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