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Mittwoch, 10. Juli 2024

Billy Summers

Billy Summers

von Stephen King

Der Auftragskiller Billy Summers nimmt einen letzten Job an, bevor er in den Ruhestand gehen will. Er soll einen noch inhaftierten Killer beseitigen, sobald dieser das Gerichtsgebäude betritt.

Bis es jedoch zu dem Prozess kommt, muss Billy sich auf unbestimmte Zeit unter falschem Namen  in der Nähe des Gebäudes aufhalten und sich möglichst unauffällig verhalten.

Als ihm kurz nach dem tödlichen Schuss klar wird, dass seine Auftraggeber ihn ebenfalls abservieren wollen, taucht er unter und lernt die junge Alice kennen, die er bei sich aufnimmt, nachdem sie von mehreren Männern vergewaltigt und direkt vor seinem Versteck abgelegt wurde.

Obwohl Alice schnell weiß, wer er ist, schließt sie sich ihm bei seinem Rachefeldzug an, bei dem Billy sich auf die Spur jenes Mannes begibt, der ihn bei seinen Auftraggebern zum Abschuss freigegeben hat.

  • Erschienen im Heyne Verlag, 2022

Stephen King hat nicht viele Romane geschrieben, in denen es keine übernatürlichen Elemente gibt. Einige davon, wie “Der Todesmarsch” oder “Menschenjagd” hat er unter dem Pseudonym Richard Bachmann veröffentlicht, während unter seinem Namen Werke wie “Misery” oder “Dolores” zu den bekannteren zählen.

Bei dem vorliegenden Roman handelt es sich um einen waschechten Thriller, der sich abgesehen von dem Verzicht auf übersinnliches auch dadurch von den anderen Werken unterscheidet, dass er im Präsens geschrieben ist, woran man sich aber sehr schnell gewöhnt, zumal der lakonische Plauderstil des Autors dennoch unverkennbar bleibt.

Die Story entwickelt sich, wie so oft bei King, recht langsam und bedächtig, so dauert es etwa einige hundert Seiten, bis es zu dem Attentat kommt, bis dahin dreht sich alles hauptsächlich um die akribische Planung und Vorbereitung desselben.

Langweilig ist das jedoch keinesfalls, da dem Leser hier die Figur Billy Summers näher gebracht wird. Man erfährt, was für ein Mensch er ist, warum er das tut, was er nunmal tut und wie es dazu kam.

Da er sich als Autor ausgibt, der in der Wohnung des Gebäudes, von dem aus er den Schuss abgeben will, ein Buch schreibt, nutzt er die Gelegenheit, tatsächlich seine Lebensgeschichte aufzuschreiben, was einen Großteil des Romans ausmacht.

Wirklich spannend wird es aber erst unmittelbar nach dem Attentat und der Erkenntnis, dass man ihn reingelegt hat, worauf er untertaucht und nach und nach herausfindet, warum man auch ihn verschwinden lassen will. 

Dass ihm dabei eine junge Frau quasi vor die Haustür seines Verstecks gelegt wird und er sich, nachdem er sie gerettet hat, an den Kerlen rächt, die sie vergewaltigten, dient King dazu, aus der bis dahin reinen One Man Show eine Art Beziehungsdrama zu machen, auch wenn dieses rein freundschaftlicher Natur ist.

Dabei kann der Leser nicht umhin, die Figur Alice schon nach kurzer Zeit ins Herz zu schließen, was spätestens, als Billy loszieht, um ihre Peiniger zur Rechenschaft zu ziehen auch für die Hauptfigur gilt. 

King versucht hier, die im Grunde negativ besetzte Figur zum Helden und somit zu einer besseren Identifikationsfigur zu entwickeln. Zum einen wird immer wieder sehr deutlich betont, dass Billy nur schlechte Menschen tötet, zum anderen tötet er Alice Peiniger nicht, sondern erteilt ihnen nur eine Lektion, die sie natürlich mehr als verdient haben.

Diese Szenen sind dann sogar spannender und intensiver als das Finale, das leider etwas unspektakulär und undramatisch verläuft, auch wenn die Lösung am Ende nicht unbedingt vorhersehbar und durchaus logisch nachvollziehbar ist, weshalb der Roman trotz des etwas enttäuschenden Showdowns zu den besseren Spätwerken Kings gezählt werden darf.

Als kleine Randnotiz sei noch erwähnt, dass Billy und Alice sich in der Nähe der aus Shining bekannten Ruine des Overlook Hotels aufhalten. Billy findet ein Gemälde aus dem Hotel, dessen Motiv sich zu verändern scheint, womit King dann doch noch einen kleines übersinnliches Element eingebaut hat.

 © by Stefan Robijn

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