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Samstag, 2. September 2023

Zum 50. Todestag: Fantasy-Autor J.R.R. Tolkien - Teil 1

J(ohn) R(onald) R(euel) Tolkien wurde am  3. Januar 1892 als Sohn des britischen Bankmanagers Arthur Reuel Tolkien (1857-1896) und seiner Frau Mabel (1870-1904) (geborene Suffield) in Bloemfontein im Oranje-Freistaat, Südafrika, geboren.

Als er drei Jahre alt war, ging er zusammen mit seiner Mutter und seinem jüngeren Bruder Hilary Arthur Reuel Tolkien (geboren am 17. Februar 1894) nach England, wo ein  längerer Familienbesuch geplant war.

Sein Vater starb jedoch in Südafrika an rheumatischem Fieber, bevor er zu ihnen stoßen konnte, so dass die Familie ohne Einkommen dastand und Tolkiens Mutter ihn zu ihren Eltern in Kings Heath, Birmingham, brachte.

1896 zog die Familie nach Sarehole (heutiges Hall Green), damals ein Dorf in Worcestershire, das später nach Birmingham eingemeindet wurde.

Mabel Tolkien unterrichtete ihre beiden Kinder zu Hause. Tolkien ein eifriger Schüler, dem sie viel über Botanik beibrachte. 

Zudem zeichnete der junge Tolkien gerne Landschaften und Bäume, aber am liebsten lernte er Sprachen, so dass ihm seine Mutter schon sehr früh die Grundlagen des Lateinischen beibrachte.

Tolkien konnte bereits im Alter von vier Jahren lesen und bald darauf fließend schreiben. Seine Mutter Mabel erlaubte ihm, viele Bücher zu lesen, worunter  "Die Schatzinsel" und die "Fairy Books" des Autors Andrew Lang waren, dessen  Einfluss in einigen seiner späteren Schriften zu erkennen ist.

Im Jahr 1904, als Tolkien 12 Jahre alt war, starb seine  Mutter an akuter Diabetes (das Insulin wurde erst 1921 entdeckt) in Fern Cottage in Rednal, das sie gemietet hatte.

Vor ihrem Tod hatte Mabel die Vormundschaft für ihre Söhne ihrem engen Freund, Pater Francis Xavier Morgan vom Oratorium in Birmingham, übertragen, der sie zu guten Katholiken erziehen sollte.

Nach dem Tod seiner Mutter wuchs Tolkien im Stadtteil Edgbaston in Birmingham auf und besuchte dort die „King Edward's School“, und später die „St Philip's School“.

Im Jahr 1911 gründeten Tolkien und seine drei Freunde Rob Gilson, Geoffrey Bache Smith und Christopher Wiseman am „ King Edward's School“ eine halb geheime Gesellschaft, die sie „T.C.B.S.“ nannten.

Die Initialen standen für „Tea Club and Barrovian Society“, eine Anspielung auf ihre Vorliebe für das Teetrinken in den Barrow's Stores in der Nähe der Schule. Nach dem Verlassen der Schule blieben die Mitglieder in Kontakt.

Im Oktober 1911  begann Tolkien sein Studium am „Exeter College“ in Oxford. Er studierte zunächst Klassische Philologie, wechselte aber 1913 zu Anglistik und schloss sein Studium 1915 mit Auszeichnung ab.

Im Alter von 16 Jahren lernte Tolkien die drei Jahre ältere Edith Mary Bratt kennen, als er mit seinem Bruder Hilary in die Pension zog, in der sie in der Duchess Road in Edgbaston wohnte.

Edith Bratt und Ronald Tolkien verlobten sich offiziell im Januar 1913 in Birmingham und heirateten am 22. März 1916 in der katholischen Kirche St. Mary Immaculate in Warwick.

Nachdem  er im Juli 1915 seine Abschlussprüfung bestand, wurde er am 15. Juli 1915 als Second Lieutenant in die „Lancashire Fusiliers“ aufgenommen.

Danach wurde er elf Monate lang beim „13. (Reserve-)Bataillon“ in Cannock Chase, Rugeley Camp in der Nähe von Rugeley, Staffordshire, ausgebildet.

Am 5. Juni 1916 ging Tolkien an Bord eines Truppentransporters, der über Nacht nach Calais fuhr, und wurde wie  andere Soldaten auch, die zum ersten Mal auf dem europäischen Kontinent ankamen, zum Basisdepot der „British Expeditionary Force“ in Étaples geschickt.

Anfang Juli 1916 traf er mit seinem Bataillon an der Somme ein, wo er die Schrecken des Ersten Weltkrieges erlebte, das nach seiner Rückkehr nach England fast vollständig ausgelöscht wurde.

Viele seiner engsten Schulfreunde fielen im Krieg. Zu ihnen gehörten Rob Gilson und vom „Tea Club and Barrovian Society“.

Der geschwächte und erkrankte Tolkien verbrachte den Rest des Ersten Weltkrieges abwechselnd in Krankenhäusern und in der Garnison, da er aus medizinischer Sicht nicht mehr diensttauglich war.

Am 16. Juli 1919 wurde Tolkien in Fovant, Salisbury Plain, mit einer vorübergehenden Invalidenrente aus dem aktiven Dienst entlassen. Am 3. November 1920 schied er aus der Armee aus, wobei er seinen Rang als Leutnant behielt.

Seine erste zivile Anstellung nach dem Ersten Weltkrieg fand er beim „Oxford English Dictionary“, wo er hauptsächlich an der Geschichte und Etymologie von Wörtern germanischen Ursprungs arbeitete, die mit dem Buchstaben W beginnen.

1920 trat er eine Stelle für englische Sprache an der Universität Leeds an und wurde damit das jüngste Mitglied des akademischen Personals.

Während seiner Zeit in Leeds erstellte er zusammen mit E. V. Gordon „A Middle English Vocabulary“ und eine endgültige Ausgabe von „Sir Gawain and the Green Knight“, die beide für mehrere Jahrzehnte zu wissenschaftlichen Standardwerken wurden.

1925 kehrte Tolkien als Professor für Angelsächsische Philologie nach Oxford zurück, wo er ein Stipendium am „Pembroke College“ erhielt.

In den 1920er Jahren nahm Tolkien eine Übersetzung von „Beowulf“ in Angriff, die er 1926 fertigstellte, aber nicht veröffentlichte. Sie wurde später von seinem Sohn Christopher überarbeitet und 2014 veröffentlicht.

Im Vorfeld des Zweiten Weltkriegs war Tolkien als Codebrecher vorgesehen. Im Januar 1939 wurde er gebeten, im Falle eines nationalen Notstands in der kryptografischen Abteilung des Außenministeriums zu arbeiten.

Ab dem 27. März 1939 besuchte er einen Lehrgang im Londoner Hauptquartier der „Government Code and Cypher School“. Doch im Oktober 1939 wurde ihm mitgeteilt, dass seine Dienste doch nicht benötigt würden.

1945 wechselte Tolkien an das „Merton College“ in Oxford und wurde dort zum Professor für englische Sprache und Literatur ernannt, eine Position, die er bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1959 innehatte.

© by Ingo Löchel

- Teil 2 -

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