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Donnerstag, 8. Dezember 2022

Das Leben ist tödlich

Young Sherlock Holmes 2

Das Leben ist tödlich

von Andrew Lane

Ein totgeglaubter Auftragskiller und ein Verbrechen, das ein ganzes Land erschüttert, halten den jungen Sherlock Holmes in Atem.

Und dann ist da noch sein Bruder, der irgendwie in dieser Geschichte mit drinzuhängen scheint.

In seinem zweiten Fall führt die Spur den jungen Sherlock Holmes an einen Ort, an dem Leben und Tod keinen Wert besitzen, die Wahrheit jedoch unbezahlbar ist…

Im Roman „DAS LEBEN IST TÖDLICH“ bekommt man endlich mehr Informationen über Amys Crowe. Der wurde nämlich von Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika nach England geschickt, um ehemalige Soldaten und aktive Sympathisanten der Südstaaten aufzuspüren, auf die ein Kopfgeld ausgesetzt ist.

Hinzu kommt, dass Crowe zusammen mit Allan Pinkerton, Gründer der Pinkerton National Detective Agency, Abraham Lincoln beschützt hat und ihm mehrmals das Leben gerettet hat. Nur die Ermordung des Präsidenten durch John Wilkes Booth konnte Crowe nicht verhindern.

Und nun beginnt das erste große Manko des Romans. Andrew Lane kommt mit der Klischeekeule des bösen Südstaatlers und mit ein paar dürftigen Informationen über Booth und die Ermordung Abraham Lincolns. Auf das eigentliche Problem, dass Lincoln nur unzureichend geschützt wurde und die vielen anderen Ungereimtheiten geht Lane gar nicht ein. Warum auch?

Die Frage, die man sich natürlich stellen muss, ist: Was hat die Beschäftigung mit dem Amerikanischen Bürgerkrieg, die Ermordung Abraham Lincolns durch Booth etc. in einem Sherlock Holmes-Roman zu suchen?

Mag ja sein, dass der Autor Andrew Lane seine Leser über diese Zeit etwas aufklären wollte, was ihm aber nicht gelingt, weil diese Infos in nur wenigen Sätzen von Lane im Roman heruntergeleiert werden und man diese auch in jedem schlechten oder mittelmäßigen Lexikon nachlesen kann.

Das zweite große Manko von „DAS LEBEN IST TÖDLICH ist, dass der zweite „YOUNG SHERLOCK HOLMES“-Roman überhaupt keine Handlung besitzt.

Nachdem Sherlock Holmes das Gespräch von Mycroft und Amys Crowe belauscht und sich schließlich dazugesellt hat, weil er von den beiden Männern entdeckt wurde, werden in Lanes Werk wie am Fließband nur noch eine Action-Szene nach der anderen heruntergespult.

Holmes und Matty begeben sich zu einem ominösen Haus, in dem sich Booth aufhalten soll und wird mal wieder prompt geschnappt. Nach allerlei Verfolgungsszenen ist es mal wieder Matty, der Holmes rettet. Das hat leider seine Folgen. Denn Matty wird von den Südstaatler-Verschwörern geschnappt. Und damit beginnt die Non-Stop-Verfolgung durch die halbe Welt.

Dabei bekommt man eine Ungereimtheit nach der anderen geboten, die eher einem Hollywood-Blockbuster gleicht, als einen „Sherlock Holmes“-Roman, in dem der junge Holmes auch noch Fähigkeiten entwickelt, die er vorher gar nicht besaß. Bei diesen ganzen Unglaubwürdigkeiten und Ungereimtheiten bleiben die Figuren im Roman leider gänzlich auf der Strecke.

Fand ich Sherlock Holmes, Amys Crow, Mycroft oder Virgiania im ersten Band noch recht glaubhaft beschrieben, wirken sie im zweiten Roman sehr klischeehaft, oberflächlich und fast wie Superhelden. Da wird geritten und geballert wie im Wilden Westen und diverse andere Verfolgungsjagden und Kämpfe geboten. Und das alles bewerkstelligt Holmes ohne mit der Wimper zu zucken mit vierzehn Jahren? Da kann man sich nur noch wundern.

So stelle ich mir persönlich keinen „Sherlock Holmes“-Roman vor, insbesondere keinen, in der Sherlock gerade mal vierzehn Jahre alt ist.

Da kann man nur hoffen, dass Andrew Lane in den nächsten Romanen die Richtung ändert und weniger auf  eine Aneinanderreihung von Action-Szenen setzt, sondern endlich mal einen Roman mit einer nachvollziehbaren und glaubwürdigen Handlung präsentiert und den Figuren darin mehr Platz einräumt, um sich zu entwickeln.

Young Sherlock Holmes 2
Das Leben ist tödlich
(Originaltitel: Red Leech)
von Andrew Lane
Taschenbuch
Fischer Verlag

© by Ingo Löchel

 

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