Ingo Löchel: Warum erzählen Sie uns nicht ein bisschen was über sich, auch für die Leser, denen George Snyder nicht bekannt ist?
Mit 55 war ich Chefherausgeber technischer Publikationen für die Firma Boeing. Die ganzen Arbeitsjahre über habe ich geschrieben. Da ich wusste, dass ich ein bisschen Talent habe, orientierte ich mich zuerst auf den Markt der Männermagazine.
Ingo Löchel: Seit wann schreiben Sie eigene Geschichten?
George Snyder: Es begann in den 1960er Jahren, damals schrieb ich eine Geschichte die Woche und schickte sie an die kleineren Männermagazine, und eine Woche später kamen sie wieder zurück. Ich habe ein Jahr lang jeweils eine Erzählung verschickt, bis ich eine erste verkaufen konnte. Danach konnte ich etwa die Hälfte meiner Geschichten in Magazinen wie "Male", "Men’s Digest", "Best for Man" und "Adam" unterbringen.
Ingo Löchel: Welche Autoren haben Sie dazu inspiriert, Kurzgeschichten und Romane zu schreiben?
George Snyder: Alle Meister der Krimis, am meisten Hammett, Raymond Chandler, sogar Don Pendleton, später auch John D. MacDonald, Elmore Leonard, Ed McBain, Richard S. Prather, Donald Hamilton. Ich habe vor allem jene verfolgt, die Kriminalgeschichten schrieben, die Sachen, die im Heftromanbereich herauskamen. Der größte Einfluss auf mich hatte Richard Stark und seine Parker Reihe, sowie Lawrence Block. Später kamen James Lee Burke und Harlan Coben dazu, für die ich mich ein bisschen interessierte, obwohl sie nicht den Stil oder den Bums der frühreren Autoren hatten.
Lee Childs hatte mich mit seinem ersten Buch gekriegt, danach jedoch verlor er mich wieder. Aber ich habe mich nicht stur auf den Krimi verlegt, ich las viel Western, vor allem Elmore Leonard, Lous L’Amour natürlich, aber auch Max Brand und andere.
Ich habe sogar in der Literatur etwas herumdilettiert, mit Somerset Maugham, Ernest Hemingway, John Dos Pasos, John Steinbeck, sogar zurück bis Mark Twain und Dickens und Victor Hugo, aber ich wusste, dass ich meine Schreibkünste nicht auf die Ebene dieser Jungs würde bringen können. Die populären Autoren von heute, Patterson, Grisham lese ich hin und wieder, aber meistens langweilen sie mich.
Ingo Löchel: Im März 1964 erschien Ihre Kurzgeschichte “Just Following Orders” im "Alfred Hitchcock's Mystery Magazine". War dies die erste Kurzgeschichte, die Sie in einem professionellen Magazin veröffentlicht haben?
George Snyder: Nein, aber was für ein Glückstreffer. Ich hatte schon Dutzende Geschichten in den Männermagazinen veröffentlicht, und dachte ich könnte einen Versuch in Richtung Klasse starten. Was eine Überraschung. Es gelang mir nie mehr, sie zu erreichen, ich habe es versucht. Die Überraschung war, das sie nicht mehr als die Männerblättchen zahlten, deren Geschichten leichter zu schreiben waren.
George Snyder: Ich war damals regelmäßig in "The Men’s Digest", verkaufte ihnen etwa 75% dessen, was ich an sie schickte. Der Herausgeber schrieb mir, sie hätten Pläne zu einer Veröffentlichung gemeinsam mit einem Verleger von Paperbacks in Las Vegas namens Playtime Books, und schlug mir vor, ich sollte einen Roman in voller Länge versuchen.
Ich dachte an einen Roman, aber hatte nie das Gefühl, ich könnte es durchhalten, all die verdammten Seiten. Ich sagte ihm, ich würde es versuchen. Seiten sind Seiten, ich habe einfach das, was eine Kurzgeschichte sein könnte, ausgeweitet und spulte meine übliche tägliche Seitenzahl wie am Fließband herunter. Und bevor ich es merkte, hatte ich einen Roman, den sie veröffentlichten. Ich erhielt 500$ Vorauszahlungen und nicht einen Penny mehr.
Ingo Löchel: Was inspirierte Sie dazu, diesen Krimi zu schreiben?
George Snyder: Alle meine Kurzgeschichten waren Kriminalfälle, verflochten mit sexuellen Anspielungen.
Ingo Löchel: Aus welchem Grund wurde der Titel deines Buches von “The Surfer Killers” zu “Surfside Sex” geändert?
George Snyder: Der Roman war für das Regal der Drug Stores vorgesehen, wo man sexy Covers benutzte, also dachten sie, sie bräuchten einen sexy Titel. Ich hatte darin auch kein Mitspracherecht.
Ingo Löchel: Haben Sie nach “Surfside Sex” noch andere Kriminalromane geschrieben, bevor Sie 1969 deinen ersten Nick Carter Roman veröffentlicht haben?
George Snyder: Nein. Durch “Surfside Sex” kam ich auf Nick Carter.
Ingo Löchel: Wie entstand der Kontakt zu Merit and Award Books, für die Sie Ihren ersten Nick Carter Roman “The Defector” geschrieben haben? Haben Sie direkt Kontakt mit dem Verleger aufgenommen?
George Snyder: Nachdem der Surferkrimi erschienen war, schrieb ich einen langen, verschlungenen Science-Fiction-Roman, der zunächst nirgendwohin führte, später jedoch von Extasy Books als futuristischer Liebesroman veröffentlicht wurde. Yuk.
Zu der Zeit las ich jedoch die meisten Autorenmagazine, und ich sah eine halbseitige Anzeige in Writer’s Digest von einem Kerl, der sich selbst Lyle Kenyon Engel nannte. Er sagte, er hätte die Rechte des alten Privatdetektiv-Charakters Nick Carter vom Verlag Smith and Street Publication erworben. Er hatte einen interessierten Verlag und suchte jetzt zwölf Autoren um die Bücher zu schreiben.
Sie zahlten tausend Dollar Vorauszahlung, die eine Hälfte bei der Annahme der ersten drei Kapitel und des Entwurfs, die andere bei der Abnahme des Romans mit 60.000 Wörtern, die innerhalb von sechs Wochen geschrieben warden mussten. Da Lyle von den Autoren verlangte, bereits einen Roman veröffentlicht zu haben, schieden gleich schon 99% der Mochtegernschreiber aus.
Ich zuckte die Schultern, dachte mir “egal” und schickte ihm eine Ausgabe von “Surfside Sex”. Etwa zwei Wochen später erhielt ich einen Anruf von Lyle selbst aus New York, der nur eine Frage stellte: “Wann wollen Sie anfangen?” So began ich mit Nick Carter.
Ingo Löchel: Warum haben Sie nach "Mark of Cosa Nostra” keine weiteren Carter Romane geschrieben?
George Snyder: Ich hatte Lyle ein paar Jahre schon damit genervt, dass ich eine eigene Serie unter meinem eigenen Namen haben wollte. Ich dachte, ich könnte mich auf Nick Carter ausruhen, vielleicht ein oder zwei pro Jahr schreiben.
Ich war zu dem Zeitpunkt geschieden und lebte das sprunghafte Singleleben in Newport Beach. Ich kam mit den Jahren zurecht und wollte etwas mit meinem eigenen Namen darauf.
Er [Lyle] sagte mir immer wieder, dass das es dazu kommen würde, ich müsste nur noch ein paar Bücher mehr gemacht haben. Zu der Zeit produzierte ich auch massenweise Hang Ten Bücher.
George Snyder: Lyle hatte zu der Zeit meinen Surferroman dem Herausgeber Mcfadden-Bartel gezeigt, und schlug eine Spionageserie vor, die auf meinem Surferroman basieren solte. Lyle kam auf die Idee, der Typ sollte reich sein, und auf das Logo der Operation Hang Ten. Und auf den Namen Bill Cartwright, vor dem ich etwas zurückscheute, den es klang zu sehr wie Bonanza am Strand.
Der Verlag stimmte zu. Ich dachte, zumindest hätte ich so etwas mit meinem eigenen Namen. Man teilte mir mit, der Autor würde Patrick Morgan genannt werden. Es gab Vorauszahlungen von 1.500$, aber von der Zustimmung zum Entwurf bis hin zur Abnahme und dem Verfassen des Buches sollten nur sechs Wochen bleiben.
Lyle gab auch noch eine Reihe von Magazinen über Autorennen heraus, bei denen er sich “Produzent” nannte. Und er nahm Schallplatten auf und gab diese heraus, überwiegend Geschichten für Kinder. Ich arbeitete als freier Journalist und schrieb über die ersten Ontario 500 und die Indy 500 sowie die Meisterschaft in den Midget Autorennen im Astrodome. Da Lyle dachte, ich wäre beschäftigt, holte er auch andere hinzu, um Nick Carter Bücher zu schreiben. Alles immer unter dem Namen Nick Carter.
Ingo Löchel: Warum haben Sie die zehn Romane der Spionageserie unter dem Pseudonym Patrick Morgan geschrieben?
George Snyder: Nicht meine Entscheidung. Die Verlagswelt war dabei sich zu verändern. Die meisten Lektoren waren jetzt Frauen, und die wollten Frauen in den Büchern um zu ermutigen. Außerdem sollte Cartwright einen Lauf für sein Geld geben, mit anderen Worten: Gleichwertig im Denken und Handeln. Ich habe lang und hart darum gekämpft, dass der Junge so bleiben konnte wie er war. Und obwohl ich ein paar Kämpfe gewonnen habe, verlor ich den Krieg.
Dazu kommt, dass Lyle, wie auch bei Nick Carter, andere hinzu holte, um die Hang Ten Bücher zu schreiben. Ich hatte keine Rechte an den Romanen, das hatte ich in einem Vertrag unterschrieben. In der Tat war ich sogar überrascht, dass wir Autoren überhaupt als jene erwähnt wurden, die die Romane geschrieben hatten. Lyle kontrollierte über die Verleger alles. Sie waren beide Verlagsnamen, und wir schrieben sie nur für das Geld.
Ingo Löchel: Was waren die Unterschiede zwischen Nick Carter und Bill Cartwright?
George Snyder: Nick Carter sollte ein amerikanischer James Bond sein. Wir Autoren waren nicht Ian Fleming, so wurde er letzten Endes etwas weniger als das. Aber er war gebildet und zog sich gut an. Er hat sich bis heute einen ziemlichen Kultstatus bei Sammlern erarbeitet. Ich bin froh darüber, einige dieser Bücher geschrieben zu haben.
Bill Cartwright war mit seiner “Strandeinstellung” zum Leben eine exakte Kopie meines Helden in “Surfside Sex”. Er stand auf Mädchen und Parties und war reich genug, um das auch so durchziehen zu können. Er war in einem Dreieck zwischen Kalifornien, Australien und Mexiko aktiv und nahm seinen hochentwickelten 30’ Trailer im Flugzeug jedes Mal mit.
Ingo Löchel: 1973 wurde der letzte „Operation Hang Ten“-Roman veröffentlicht. Haben Sie nach “Freaked Out Strangler” noch andere Spionage- oder Kriminalromane geschrieben?
George Snyder: Nicht für jemand anderen. Ich hatte genug davon. Alles was ich seitdem geschrieben habe, war meins, mein Charakter, mein Titel, ich als Autor. Einige Dinge, über die man als Autor immer noch wenig Kontrolle hat, wenn man nicht als Selbstpublisher arbeitet, so wie das Cover beispielsweise. Ich erlebe das gerade mit meinen Western.
Ingo Löchel: Stimmt es, dass Sie in den späten 1970er Jahren eine Pause gemacht haben? Was waren die Gründe für diese Unterbrechung?
George Snyder: Zwei Jahre flottes Single-Leben, plus die Kämpfe mit Lyle und den Lektoren der Verlage, und ich schrieb immer noch nicht das, was ich eigentlich schreiben wollte. Ich glaubte nicht, dass die Sachen, die ich da wie am Fließband produziert habe, gut waren. Ich kämpfte ständig mit dem Zeitplan, und das zeigte sich in dem Schreibergebnis. Ich war Kettenraucher, Trinker und übergewichtig.
Die Frauen in meinem Leben hatten leere Gesichter, ich konnte die eine nicht mehr von der anderen unterscheiden. Meine Kinder hatten einen neuen Dad, den sie lieber hatten als mich. Es war Zeit für Veränderungen. Ich hörte auf Bücher zu schreiben und schrieb ein paar Artikel über Boote. Ich dachte darüber nach, selbst ein eigenes Boot zu bauen.
Ingo Löchel: Wann begannen Sie wieder damit Romane zu schreiben? Und was haben Sie gemacht bevor sie zum Schreiben zurückkehrten?
George Snyder: Nachdem ich mich im ganzen Land herumgetrieben hatte, erhielt ich einen Vertrag als Journalist für technische Themen, lebte in Houston, Albuquerque, verschiedene Stellen in Arizona, wo ich das Goldsuchen entdeckte, und verbrachte ein Jahr damit, technische Texte für die Firma Case Tractors in Racine, Wisconsin schrieb. Ich segelte als Solosegler auf einer kleinen Schaluppe durch Mexiko und schrieb ein Jahr lang Fernsehstücke, die nirgendwo hinführten.
Die Reise brachte ein Buch mit Kurzgeschichten hervor, die nach Meinung einiger meine besten Arbeiten sind. “Baja Sailor Tales”. Ich landete schließlich neun Jahre in Seattle. Dort baute ich ein Boot, mit dem ich nach Alaska und zurück segelte. Ich schrieb einen Science Fiction Roman, der schließlich bei Extasy Books angenommen wurde.
Ingo Löchel: 2002 begannen Sie damit, als Selfpublisher die ersten Romane deiner „Bay Rumble“- Serie zu veröffentlichen. Können Sie uns etwas darüber erzählen?
George Snyder: Es gelang mir nicht einen Verleger für eine meiner Schreibereien zu interessieren, obwohl ich einige nette Feedbacks erhielt. Ich schrieb weiter Artikel über Boote. Ich lebte zu der Zeit auf meinem eigenen Boot, und habe seitdem nie mehr auf festem Boden gewohnt.
Ich hatte über einen Seriencharakter nachgedacht, hatte mich jedoch bereits dazu entschieden, alles selbst herauszugeben, vor allem aus Gründen der Kontrolle. Es war die Frühzeit der unabhängigen Selfpublisher, und das alles hatte das Stigma des Amateurs. Die frühen Bücher haben sich nicht gut verkauft.
Ingo Löchel: Wie kam es zum Bay Rumble Charakter?
George Snyder: Ich begann damit Ideen über einen Seriencharakter zu jonglieren, und kam auf Baylor (Bay) Rumble, Baylor, da er als Kleinkind in einem Müllcontainer gefunden wurde, mit einer Dose Baylor Beans, die in seiner Stirn steckte. Rumble, da er in dem Kinderheim selten weinte, er machte nur ein paar polternde (rumbling) Geräusche.
Zuerst dachte ich daran, ihn wie den Charakter in meinem Surferbuch zu gestalten, dann machte ich ihn zu einem Einzelgänger, mit einer Biographie von 50 Seiten, die ich über ihn schrieb. Er ist kein Privatermittler, einfach nur ein Kerl, der auf seinem Boot lebt und in Schwierigkeiten gerät. Ich schrieb sie und veröffentlichte sie selbst, bis Solstice Publishing zwei von ihnen in ihr Programm aufnahm. Und dann kam es zu dem Kontakt zum Verlag Books for a Buck Publishing.
Ingo Löchel: 2011, das war das Jahr, in dem die Verbindung zu Books for a Buck Publishing entstand, veröffentlichten sie “Satin Shorts”, 2012 dann “The Crossfire Diamonds”. Erzählen Sie uns etwas über diese beiden Romane?
George Snyder: Ich wollte weg von Serien, nicht vollständig, aber ich hatte Ideen für einzelne Krimi- und Raubüberfallromane. Sie waren eine großartige Pause, und ich konnte alle literarische Kurven einbauen, auf die ich Lust hatte. Ich wusste, ich würde nie ein Autor literarischer Werke werden, ich bin ein Schrottplatzautor, der Schrottplatzbücher schreibt.
Ich hoffe einfach, sie bieten eine tolle Leseunterhaltung. Ich fand Books for a Buck zufällig im Internet. Ich lebte zu der Zeit in Long Beach, und es stellte sich heraus, dass sie auch dort ihren Sitz hatten. Ich schickte ihnen “Satin Shorts” und es ging los. Es sind tolle Leute, aber mir gefielen ihre Cover nicht, und ich hatte nicht viel dabei zu melden.
Ingo Löchel: Ein Jahr später erhielten Sie für Ihren Kriminalroman "The Farewell Heist" den Preis der Southwestern Writers Conference in Albuquerque in der Kategorie Mystery/Detective/Thriller. War es für Sie etwas Besonderes, diesen Preis zu erhalten?
George Snyder: Das ist es heute noch. “The Farewell Heist” ist vielleicht neben “Satin Shorts” und dem ersten Logan Sand Roman “The Calcutta Dragon” die Romane, die mir persönlich am besten gefallen. Ich war traurig darüber keine Nachricht über den Preis oder das Datum der Verleihung erhalten zu haben. Ich wäre gern dort gewesen. Aber mir kamen fast die Tränen. All die Jahre hatte ich gedacht, ich produziere nur Mist, und niemand widersprach mir in diesem Punkt. Und dann erhielt ich plötzlich diesen Preis mit der Post, und es war sogar ein Scheck dabei.
Ich schrieb ihnen und dankte ihnen, es gibt sie inzwischen nicht mehr. Aber es konnte nicht kein Zweifel mehr bestehen, ich war ein Autor, der Preise gewann. Das konnte mir niemand mehr nehmen. Ja, das war eine aufregende Sache.
Ingo Löchel: 2014 erschien der erste Logan Sand Roman "The Calcutta Dragon" und der erste Mac Tuff Roman "Pillow Shot". Können Sie uns etwas über die beiden neuen Krimiserien erzählen?
George Snyder: Der Autor, der den meisten Einfluss auf mich gehabt hat, war Richard Stark und seine Parker Serie. Der Name ist das Pseudonym für den verstorbenen Donald Westlake. Ich wollte einen Charakter, der viele Züge von Parker hat, jedoch kein Clon war, ein Junge, der keinen Spaß verstand, gemein, der töten konnte und bereit war es zu tun, der sich nicht zu schade für Diebstahl und schweren Diebstahl war. Mein Charakter jedoch sollte ein Detektiv sein und von Bellingham, Washington aus arbeiten.
Sein bester Kumpel ist ein Gangster reinsten Wassers. Ich wollte einen gemeinen Typen, und nach vier Bücher denke ich, ich habe einen. Bei Makayla “Mac” Tuff war ich jener Aussagen überdrüssig, ein Mann könnte unmöglich glaubwürdig über Frauen schreiben.
Mac Tuff ist muskulös, gescheit und so hart wie ihr Nachname. Sie arbeitet nördlich von Lake Havasu, Arizona, und sie ist eine gestandene Frau. Sie ist glaubwürdig, ich weiß das von den Frauen, die mir dies in den Rezensionen bestätigen. Sie ist ein Liebling vieler Leser geworden. Ich habe gerade ihren fünften Roman veröffentlicht, und vielleicht war es das für die nächste Zeit.
Ingo Löchel: Was sind die Unterschiede zwischen Ray Rumble, Mac Tuff und Logan Sand?
George Snyder: Sie sind sehr unterschiedlich. Bay ist kein professioneller Detektiv, er segelt einfach von Ort zu Ort und gerät dauernd in Schwierigkeiten. Er wird von denen angeheuert, die seine Art von Talent wollen oder brauchen. Bay tötet nie jemanden. Er nimmt sie in die Mangel und macht jemanden vielleicht zum Krüppel, aber er tötet nicht. Ich habe gerade den fünften Roman “Deadly Doubloons” fertig gestellt, der vor dem Hurrican in den Everglades von Florida spielt .
Mac Tuff ist mein weibliches Gegenstück zu einem harten Privatermittler, auch wenn sie nicht gerade ein blutiges Mimöschen ist. Ihr Mann ist viel älter als sie, hat eine Bar, ist ein früherer Polizist, der mit einem Rucksack durch die Welt gezogen ist. Sie bilden ein gutes Team, aber er lässt ihr immer ihren Kopf und unterstützt sie in jedem Fall.
Logan Sand ist mir der liebste Charakter von den dreien, mit Mac dicht hinter ihm an zweiter Stelle. Logan steht für gemein. Er ist nicht so gemein wie Parker, aber er ist dicht dran. Er kann betrunken sein, moistens ist er das nicht. Er trifft auf Leute, die jemanden gemeinen brauchen, um ihnen zur Seite zu stehen. Logan Sand läuft Amok, und niemand stoppt ihn. Ich habe gerade seinen fünften Roman entworfen, “Hard Trouble”, und werde nächstes Jahr mit dem Schreiben anfangen.
Ingo Löchel: Wer ist Ihre Lieblingsfigur und warum?
George Snyder: Ich könnte sagen, es ist ein Rennen Mac Tuff und Logan Sand. Mac bedeutet mehr Arbeit, denn sie ist bis ins Mark eine Frau.
Es ist einfacher, in meiner Vorstellung mit meinem “Arschloch”-Charakter irgendwo reinzustampfen und zuzuschlagen. Ich freue mich auf seine nächste Eskapade, es könnte die letzte für die nächste Zeit sein.
Ingo Löchel: Wie schwer ist es, die verschiedenen Krimiserien frisch und die Geschichten voller Überraschungen zu halten?
George Snyder: Es ist gar nicht so schwer, wenn ich die sehr realen Unterschiede betrachte, wie die Charaktere denken und handeln. Ich liebe es, Kapitel mit Cliff Hangern zu beenden, und in jedes Kapitel einen einzubauen. Nur meine Rezensenten und ich können sagen, ob ich es richtig mache.
Ingo Löchel: Woher stamen die Inspirationen für Ihren Bücher?
George Snyder: Überall, sie bewegen sich durch das ganze Leben. Ich lese viel, und ich stoße auf eine Idee und denke “Das ist ziemlich gut, aber was, wenn …” und dann bin ich wieder weg. Ich habe einen großen Stapel an Papierschnipseln mit Romanhandlungen und Ideen, aus denen ich mich bediene.
Einige schaffen es nicht, einige schon. Ich mache mir ständig Notizen für Romane. Ich würde gerne eine Romanbiographie über Sir Francis Drake schreiben und habe sogar bereits einige Notizen dazu. Und Piraten. Und natürlich Western.
Ingo Löchel: Was ist Ihre Meinung zum Krimigenre heute? Denken Sie nicht, dass sich der Geschmack der Leser von Krimiromanen durch die große Zahl unterschiedlicher Krimiautoren stark verändert hat?
George Snyder: Die Welt der Leser ist wankelmütig, heute noch mehr als früher. Sie werden mit Autoren von Verlagen oder Selbstverlegern bombardiert, zusätzlich haben sie noch all die elektronischen Unterhaltungsmedien.
Das Krimigenre hat sich vom traditionellen abgewandt, jetzt muss es einen Gimmick geben, einen Vampirdetektiven, moderne Sherlocks, Alien Privatdetektive mit Zombie Partnern, Krimis im All, Monster, Robot Cops, Strahlenkanonn und Raketenwerfer, die man mit dem Finger bedienen kann, alles das unter dem Label der Krimiromane.
Wir haben Hunde und Katzen und Rotwild, und Comichelden, die als Detektive ermitteln. Der Typ des Einzelnen, der jemandem mit gelandener Kanone durch den Regen folgt, tauchen heute kaum noch auf. Ich weiß nicht, wohin das führen wird, aber ich stelle fest, dass ich inzwischen weniger Krimis lese.
Ingo Löchel: George, vielen Dank für die
Zeit, die Sie sich für das Beantworten meiner Fragen genommen haben.
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