Paul Ernst Fackenheim wurde 1892 in Frankfurt am Main geboren. Schon seit seiner Kindheit schrieb er Kurzgeschichten.
"Am 1. August 1914 begann der Erste Weltkrieg. Am nächsten Morgen meldete sich der junge Fackenheim im Hauptquartier des 81. Infanterieregiments in Frankfurt freiwillig zum Dienst. Er wurde abgelehnt.
Als ehemaliger Student war er erst in ein paar Jahren zur Einberufung für einen kurzen Offiziersdienst vorgesehen. Die Reichswehr hatte genug Soldaten und brauchte keine Hochschulabsolventen." (1)
Doch Fackenheim gab nicht auf. Mit Hilfe familiärer Beziehungen erhielt er eine Anhörung beim kommandierenden General des Militärbezirks Frankfurt, so dass er am nächsten Morgen im 63. Artillerie-Regiment aufgenommen wurde.
Nach seiner Grundausbildung wurde der Gefreite Fackenheim nach Belgien entsandt. Danach ging es nach Frankreich, wo er an den Kämpfen von Saint-Quentin und in der Schlacht an der Somme beteiligt war.
Auch danach zeichnete sich Fackenheim im Kampf aus und wurde schnell vom Unteroffizier zum Feldwebel und schließlich zum Offiziersanwärter befördert.
1917 übertrug man ihm in Montdidier das Kommando über eine Batterie mit 75-Millimeter-Feldgeschützen, die auf speziellen Anhängern befestigt waren, Deutschlands Antwort auf die neue britische Wunderwaffe, die ersten Panzer.
Nach Ende des Ersten Weltkrieges wollte Ernst Paul Fackenheim Journalismus studieren, doch sein Vater weigerte sich, das Studium seines Sohnes zu finanzieren, auch weil sein Geschäft schlecht lief, und zwang Paul in einer Lederwarenfabrik zu arbeiten, deren Leiter ein entfernter Verwandter von Pauls Mutter Hedda war.
Kurze Zeit darauf lernte Fackenheim Gretchen kennen und heiratete sie aus einer Laune heraus, ohne seinem Vater davon zu erzählen. Nur seine Mutter Hedda war die einzige, die bei der geheimen Hochzeit anwesend war.
Einige Wochen nach der Hochzeit erhielt er eine Anstellung als internationaler Handelsvertreter für einen Verbund deutscher Eisenwarenfirmen. Kurz darauf reiste Paul Ernst Fackenheim zusammen mit seiner Frau in den Fernen Osten und bereiste unter anderem Java, Sumatra, Bali, Hong Kong, Singapur und Shanghai.
Seine Reisen beschrieb
Fackenheim in Artikeln, die er an deutsche Zeitungen verkaufte. In Jakarta
(damaliges Batavia), wo er seinen Wohnsitz hatte, ging es ihm finanziell und
beruflich ausgezeichnet.
Nur sein Privatleben entwickelte sich problematisch, da seine Frau mit dem Leben fern der Heimat nichts anfangen konnte, und nach einem Jahr in Indonesien für eine Kur nach Deutschland zurückkehrte, wo sie blieb.
Schließlich ließ sich Fackenheim, der über Freunde von der Untreue seiner Frau erfahren hatte, über seinen Rechtsanwalt in Frankfurt von seiner Frau Gretchen scheiden.
Als er Ende Juli 1931 durch einen
Brief von seiner Mutter erfuhr, dass sein Vater an einem Herzinfarkt gestorben
war und seine Mutter krank und verarmt und ohne Hilfe in Frankfurt lebte,
zögerte er nicht lange und nahm das nächste Schiff nach Deutschland.
In Frankfurt angekommen beglich er die Schulden seines Vaters und kümmerte sich danach um seine kranke Mutter.
Da er in Frankfurt jedoch keine
Anstellung fand, fuhr er mit dem Zug nach Berlin. Dort nahm er alles an, was
ihm angeboten wurde.
Er arbeitete als Hilfskraft in Büros, Geschäften, Hotels, Restaurants, als Handelsvertreter, Handwerker und Laborgehilfe, so dass er seiner Mutter Hedda am Ende des Monats Geld schicken konnte.
In Berlin lernte er Luzi Schiller kennen, die im zweiten Monat schwanger war. Nach wenigen Monate heiratete er die junge Frau, die sechs Monate später ihren Sohn Willi zur Welt brachte.
Um nun auch seine neue Familie ernähren zu können, musste sich Fackenheim eine geregelte Arbeit suchen, die er schließlich bei einer Textfabrik fand. Seine erste Festanstellung seit seiner Rückkehr aus Asien.
Nachdem er nach der
Machtergreifung der Nazis seine Arbeit verloren hatte, wollte er sich dies
nicht gefallen lassen und wehrte sich gegen seine Entlassung bei den
zuständigen Stellen.
Auch an Hermann Göring schrieb er einen Brief, den er während des Ersten Weltkrieges kennengelernt und Freundschaft geschlossen hatte.
Doch nichts half. Stattdessen standen eines morgens Leute von der Gestapo vor seiner Tür, die Paul Ernst Fackenheim verhafteten. Danach wurde er nach Dachau deportiert, wo er die Nummer 26336 erhielt.
Nach der Deportierung wurde die deutsche Abwehr unter Führung von Canaris auf Fackenheim aufmerksam, die ihn als Spion nach Palästina schicken wollten, um dort die Briten auszuspionieren. Und die Abwehr hatte ein Druckmittel gegen Paul Ernst Fackenheim. Das Leben seiner Mutter Hedda!
"Der deutsche Geheimdienst hatte die Akte Fackenheim gründlich studiert. Die Experten der Abwehr wussten alles über 26336: über seine Lebensgeschichte, seine militärische Erfahrung und seinen familiären Hintergrund.
Sie wussten über seinen Mut, seine Gelassenheit, seine Offenheit und Ehrlichkeit. Sie besaßen detaillierte Berichte über seinen Lebensabschnitt in Asien, seine Not in Berlin und Frankfurt, seine Beherrschung diverser Fremdsprachen." (2)
Nach seiner Ausbildung als Spion bei der Abwehr wurde Fackenheim unter dem Decknamen "Paul Koch" nach Belgien beordert.
"Der Inhaber dieses Dokumentes, Herr Paul Koch, reist im Auftrag des Oberkommandos in offizieller Angelegenheit durch Deutschland und die besetzten Gebiete.
Er wurde vom Oberkommando mit einer Mission beauftragt. Sämtliche Dienststellen der Armee und der Partei werden hiermit ersucht, ihm allen erforderlichen Beistand und Schutz zu gewähren." (3)
1941 sprang Fackenheim schließlich im Auftrag der deutschen Abwehr über Palästina mit dem Fallschirm ab, wo viele Juden lebten, die aus Deutschland und Europa hatten fliehen konnten.
Doch sein Auftrag war von vorne herein zum Scheitern verurteilt. Und so wurde Paul Ernst Fackenheim schließlich von den Briten verhaftet.
"Armer Paul Fackenheim! Er konnte nicht wissen, dass seine Mission von Anfang an zum Scheitern verurteilt war. Er konnte nicht wissen, dass die meisten Einheiten der britischen Armee im Norden Palästinas sich in Alarmbereitschaft befanden und seine Ankunft erwarteten.
Er konnte nicht wissen, dass er das Opfer einer diabolischen Verschwörung war, ausgeheckt vom Nazi-Polizeiapparat in Berlin und Athen, und umgesetzt von Pauls neuem Erzfeind, Hauptsturmführer Kronberg, der ein skrupelloser Fanatiker war." (4)
Nach seiner Verhaftung wurde
Paul Ernst Fackenheim in Latrun (15 Kilometer westlich von Jerusalem)
inhaftiert. Trotz seiner Beteuerungen, glaubten ihm die Briten kein Wort, auch
weil Fackheims Onkel Karl, der in Palästina lebte, seinen Neffen bei der
Gegenüberstellung nicht identifizieren wollte.
Der Grund für seine Weigerung war, das Karl Fackenheim beschämt darüber war, dass ein Neffe ein Nazi-Spion war.
"Ein israelischer Reporter, der von meinen Nachforschungen gehört hatte, interviewte mich während einer Live Talkshow im Radio. Als ich Paul Fackenheims Geschichte beschrieb, erhielten wir einen dramatischen Telefonanruf aus einem Kibbutz im Norden des Landes.
Am Apparat war die Tochter von Karl Fackenheim. Sie erinnerte sich lebhaft an den Tag, an dem ihr Vater vorgeladen worden war.
»Mein Vater erkannte Paul natürlich«, sagte sie, »aber er war so beschämt darüber, dass sein Neffe ein Nazi-Spion geworden war, dass er sich entschied, jegliche Verbindung mit ihm abzustreiten." (5)
Diese Zeugin war Irma Kobliner, die in einem kleinen Haus in der Gemeinde Petach Tikva, ungefähr achtzig Kilometer nördlich von Jerusalem lebte, und einige Zeit bei den Fackenheims zur Untermiete gewohnt hatte.
"Ich kannte Hedda Fackenheim in Frankfurt. Wir waren sehr enge Freunde. Nach dem Tod meines Mannes, Dr. Kobliner, lebte ich in Heddas Wohnung zur Untermiete. Ihr Mann war einige Jahre vorher ebenfalls gestorben.
Ich nahm meine Mahlzeiten bei ihr ein, und wir verbrachten die Nachmittage miteinander. Durch sie lernte ich ihren Sohn Paul kennen, der auch ein guter Freund meiner Familie wurde. Meine Tochter Marion ging in seine Kochschule." (6)
Schließlich hatten die Richter ein einsehen mit dem Angeklagten. Und so wurde Paul Ernst Fackenheim zwar freigesprochen, und entkam so der Todesstrafe, doch als Feind Englands wurde er bis Anfang 1946 erneut in Latrun inhaftiert. Im März 1946 wurde er dann nach Kairo verlegt und in Maadi erneute inhaftiert.
"Sie befanden sich im Konzentrationslager Neuengamme. Hier hatte die SS abertausende von Juden, Freiheitskämpfern und politischen Dissidenten massakriert. Und nun war das Lager in ein Gefängnis für Nazis umgewandelt worden.
Siebentausend SS- und Gestapo-Beamte sowie weitere NSDAP-Funktionäre aus ganz Deutschland wurden hier in denselben Baracken untergebracht, wo sie ihre Opfer gequält und ermordet hatten.
In Neuengamme endete die Odyssee von Paul Ernst Fackenheim. Sie hatte in Dachau begonnen. Der frühere Häftling 26336 wurde Mithäftling seiner ehemaligen Gefängnisaufseher und Folterer. Die Absurdität hatte keine Grenzen." (7)
Am 23. Juni 1946 wurde Paul Ernst Fackenheim aus Neuengamme entlassen. Noch am selben Tag fuhr er vom Hamburger Hauptbahnhof nach Frankfurt, wo er allerdings erfahren musste, dass seine Mutter im Februar 1943 von der Gestapo verhaftet, am 16. März 1943 in das Todeslager Theresienstadt deportiert und dort gestorben war.
"Nach seiner Befreiung heiratete Paul Ernst
Fackenheim wieder, aber seine Frau starb ein Jahr später an einer Krankheit,
die sie sich während der Bombardierung Hamburgs zugezogen hatte.
Danach heiratete er noch ein viertes Mal und ließ sich dann in Ulzburg nieder, wo er bis zu seinem Tod lebte. Dort verwirklichte er schließlich seinen Kindheitstraum – das Schreiben. Unter dem Pseudonym Paul Ernst veröffentlichte er einige Romane." (8)
Daneben knüpfte er Kontakte zum Bastei Verlag, so dass er dort ab Mitte der 1950er Jahre unter dem Pseudonym Paul Ernest in der Reihe "Bastei Kriminal-Roman" erste Heftromane veröffentlichte.
1959 gab Paul Ernst Fackheim vermutlich mit dem Roman "WIR UND DAS WACHSFIGURENKABINETT" sein "JERRY COTTON" - Debüt.
Wie viele Romane Fackenheim für diese Krimi-Serie geschrieben hat und bis wann, ist leider nicht bekannt.
Bis weit in den 1960er Jahre schrieb der Autor aber auch weiterhin Romane für den Leihbuchbereich.
Von 1968 bis 1972 Jahre folgten unter seinem Pseudonym Paul Ernest seine "SWEETY BUNN"-Kriminalromane für die Heftromanreihe "Silber-Kriminalromane" des Zauberkreis Verlages...
© by Ingo
Löchel
- (1) Hitlers jüdischer Spion von Michael Bar-Zohar
- (2) Hitlers jüdischer Spion von Michael Bar-Zohar
- (3) Hitlers jüdischer Spion von Michael Bar-Zohar
- (4) Hitlers jüdischer Spion von Michael Bar-Zohar
- (5) Hitlers jüdischer Spion von Michael Bar-Zohar
- (6) Hitlers jüdischer Spion von Michael Bar-Zohar
- (7) Hitlers jüdischer Spion von Michael Bar-Zohar
- (8) Hitlers jüdischer Spion von Michael Bar-Zohar
Bibliographie (Eine Auswahl)
Bastei Kriminal-Roman (als Paul Ernest)
- 131 Die gelbe Bestie
- 247 Gib auf, Percy!
- 251 Gangster im Ruhestand
- 336 Gefährliche Flitterwochen
- 339 Die Tote vom Pier 21
- 347 Tote reden nicht
- 353 Mord im Nachtexpress
- 358 Der Teufel lacht dazu
- 363 ...sieben...acht...neun...aus!
- 367 Freitag der Dreizehnte: Mord
- 374 Pik As bedeutet Mord
- 380 Den Tod im Nacken
- 385 Gangster, Gold und Zyankali v
- 390 Ein Toter kam aus Alaska
- 395 Die Wölfe von President City
- 427 Männer haben tausend Namen
- 431 Henker warten nie vergebens
- 435 Ich habe meinen Mann ermordet
- 438 Die Bestie von Manhattan
- 443 Der Teufel machte Überstunden
- 448 Der Lockvogel singt nicht mehr
- 451 Die Jalousie verrät den Mörder
- 453 Blond war seine große Masche
- 508 Das Stilett verriet den Mörder
- 516 Der Schatten mit den Todeskrallen
- 519 Der Bankier des Satans
- 523 Ein Dolch in der 70.Straße
- 527 Der Spitzel stirbt um Mitternacht
- 531 Das Geheimnis der tödlichen
- 535 Nur die Nacht kennt die Täter
- 547 Entscheidung im Agentennest
- 551 Mord am Nachmittag
- 559 Der Tod trägt ein gelbes Gesicht
- 567 Der Boß mit der stählernen Weste
Jerry Cotton
- 104 Wir und das Wachsfigurenkabinett
Sweety Bunn, 1968-1972 (unter Paul Ernest) im "Silber Krimi", Zauberkreis Verlag
- 0731 Roter Mohn - Weißes Gift
- 0759 Die schwarze Hand schlägt zu
- 0766 Die Mafia wetzt die Krallen
- 0774 Der Mörder mit dem Siegelring
- 0783 Sweety Bun macht reinen Tisch
- 0791 Ein Mord und kein Motiv
- 0795 Sweety Bun spielt mit dem Feuer
- 0805 Todesblumen für Sweety Bun
- 0811 Sweety Bun spielt Katz und Maus
- 0821 Sweety Bun jagte den Unsichtbaren
- 0827 Die Grausamen von Los Angeles
- 0835 Ein Girl zerschlug die Revolte
- 0843 Sweety Bun und die Hyänen von Tanger
- 0853 Sweety Bun und die Teufelsgeister
- 0859 Der Tod kam nachts
- 0869 In den Krallen der Cosa Nostra
- 0871 Froschmänner des Teufels
- 0877 Spione gehen über Leichen
- 0883 Eine Witwe muß sterben
- 0891 Blondinen sind nicht billig
- 0901 Tickets für die Hölle
- 0911 Der zärtliche Mörder
- 0919 Der Henker kam an Bord
- 0933 Flirt mit dem Tod
- 0953 Die Stunde des Satans
- 0973 Pulverfaß Alaska
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