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Montag, 28. Juni 2021

Ein „Callgirl 2000“- Interview mit dem Autor Friedrich Tenkrat

Ingo Löchel: Herr Tenkrat, wie kam es zur Zusammenarbeit mit dem Marken Verlag? Und wie stießen Sie zu der Serie "Callgirl 2000"? 

Friedrich Tenkrat: Zunächst muss ich darauf hinweisen, dass die Serie nicht der Marken Verlag herausbrachte, sondern der Hamburger Kelter Verlag. Nachdem ich schon etliche Romane für die „Inspektor Kennedy“-Reihe geschrieben hatte, bot man mir die Mitarbeit bei dieser neuen Serie an und ich habe gerne zugesagt.

Ingo Löchel: Wer war der Erfinder der Serie? Und wie lautete der Name des Redakteurs von "Callgirl 2000"?

Friedrich Tenkrat: Wer die Serie erfunden hat, weiß ich nicht. Ich bekam ein Rahmen-Exposé und durfte loslegen. Der Redakteur hieß Dietmar Spahnke, glaube ich. Ist ja schon ein Weilchen her.

Ingo Löchel: Gab es irgendwelche Vorgaben an denen sich die Autoren der Serie halten mussten?

Friedrich Tenkrat: Die Vorgabe war das Rahmen-Exposé. Sonst hatten die Autoren freie Hand.

Ingo Löchel: Mit "Ein Gentleman ohne Manieren" schrieben Sie den ersten Roman der Krimi-Serie. Wussten Sie von Anfang an, dass dieser Roman als Band 1 der Serie "Callgirl 2000" erscheinen würde? Und wie haben Sie sich darauf vorbereitet?

Friedrich Tenkrat: Dass der „Gentleman“ Band 1 werden würde, wusste ich nicht. Deshalb habe ich mich auch nicht besonders darauf vorbereitet. Ich habe mich mit den Figuren vertraut gemacht und mich an die Arbeit gemacht. Die Materie hat mir von Anfang an Spaß gemacht.

Ingo Löchel: Mir persönlich hat Ihr Roman "Ein Gentleman ohne Manieren" sehr gut gefallen. Er ist schwungvoll, abwechslungsreich und zeitlos geschrieben. Wie kamen Sie auf die Idee zur Roman-Handlung?

Friedrich Tenkrat: Ich hatte vom Redakteur den Titel bekommen und dazu eine passende Story entwickelt. So haben wir das auch bei allen folgenden Romanen gehandhabt.

Der Titel kam von Spahnke, der Roman von mir. (Ein paar Jahre später haben wir das bei den Jerry-Cotton-Taschenbüchern von Bastei so gemacht. Titel: Thannisch. Roman: Tenkrat. Das hat wunderbar funktioniert.)

Ingo Löchel: Hatten Sie freie Hand beim Schreiben der Callgirl-Romane und der Entwicklung von Natascha Ulowa oder gab es für die Autoren der Serie keine Möglichkeit an der Protagonistin der Serie zu feilen bzw. sie auszubauen?

Friedrich Tenkrat: Es war nicht erwünscht, an der Protagonistin herumzuexperimentieren. Schließlich war ich ja nicht der einzige Autor dieser Serie. Wenn da jeder eigene Ideen eingebracht hätte, wäre Natascha in jedem Roman anders aufgetreten, und das hätte die Leser bestimmt irritiert.

Ingo Löchel: Wie würden Sie die Protagonistin der Serie "Callgirl 2000 beschreiben? War die Agentin Natascha Ulowa eine typische Krimi-Heldin oder doch eher eine besondere Heftromanfigur, die sich von den üblichen Roman-Heldeninnen abhob?

Friedrich Tenkrat: Da es nicht so viele Heldinnen auf dem Heftromanmarkt gab, war Natascha zwangsläufig etwas Besonderes, deshalb hat es mir große Freude gemacht, diese neue Art von Romanen zu schreiben.

Ingo Löchel: Wissen Sie zufällig, warum die Serie ab Band 33 in "Callgirl Krimi" umbenannt wurde?

Friedrich Tenkrat: Nein, das weiß ich nicht.

Ingo Löchel: Ab Band 89 wurden für die Krimi-Serie Autorenpseudonyme verwendet. Ihr Pseudonym war Edgar Tarbot? Wie kam es zu diesem Pseudonym-Name?

Friedrich Tenkrat: Dieses Pseudonym hat mir der Verlag aufs Auge gedrückt, und ich war damit einverstanden. Erst viel später erschienen von mir auch Romane unter den Pseudonymen Anne Karen, Brian Ford und A.F.Morland bei Kelter.

Ingo Löchel: Hätte - Ihrer Meinung nach - eine Serie wie "Callgirl Krimi" heutzutage noch eine Chance sich auf dem Heftromanmarkt durchzusetzen oder ist die Zeit solcher Krimi-Heldinnen vorbei?

Friedrich Tenkrat: Gut geschriebene Romane finden immer ihre Leser. Das gilt auch für Krimi-Heldinnen.

Ingo Löchel: Gab es ein besonderes Ereignis im Bezug auf "Callgirl 2000" bzw. "Callgirl Krimi" an das sie sich heute noch besonders gut erinnern?

Friedrich Tenkrat: Die Zusammenarbeit mit Herrn Spahnke lief mustergültig ab. Deshalb gab es auch keine besonderen Ereignisse, die mir im Gedächtnis haften geblieben wären.

Ingo Löchel: Hatten Sie Kontakt zu anderen Autoren der Serie oder kannten sich die Autoren untereinander nicht?

Friedrich Tenkrat: Ich hatte zu keinem Kelter-Autor Kontakt. Bei Bastei war das anders, dort fand ich gute Freunde (Jason Dark, Bruce Coffin, Frank Callahan, Lex Lane, Karl Wasser, Hal W. Leon... - um nur einige zu nennen).

Ingo Löchel: 1978 erschien mit "Warten auf Kempowsky" ihr letzter Callgirl-Roman. Wie erfuhren sie als der Autor von der Einstellung der Serie?

Friedrich Tenkrat: Ich war beim halben Roman angelangt, da rief mich Dietmar Spahnke an und sagte, die Verlagsleitung habe beschlossen, die Serie einzustellen. Ich solle „Kempowsky“ noch fertig schreiben. Der Roman würde dann als Letzter erscheinen.

Ingo Löchel: Blieben durch die Einstellung der Serie einige Callgirl-Krimis von Ihnen unveröffentlicht?

Friedrich Tenkrat: Nein. Es wurden alle veröffentlicht.

Ingo Löchel: Unter dem neuen Serientitel "Die Agentin" erschienen 23 Ihre Callgirl-Romane im Bärenklau Verlag, wobei der Name der Heldin in Natalia Ustinov umbenannt wurde.

Wurde außer der Namensänderung der Serie und der Protagonistin sonst noch etwas verändert? Blieben die Inhalte der Romane unangetastet oder wurden sie für die Veröffentlichung beim Bärenklau Verlag noch einmal überarbeitet?

Friedrich Tenkrat: Das weiß ich nicht. Ich habe die „neuen“ Romane nicht gesehen. Vermutlich wurden die neuen Rechtschreibrichtlinien berücksichtigt. Dass sonst noch etwas geändert wurde, glaube ich eher nicht.

Ingo Löchel: Welche neuen Tony Ballard-Romane werden demnächst von Ihnen erscheinen?

Friedrich Tenkrat: Demnächst nehme ich Band 25, „Der Höllen-Titan“, für die Romantruhe in Angriff. Drei weitere Doppelbände werden danach in diesem Jahr, wie in jedem Jahr, folgen.

Ingo Löchel: Sind neben "Tony Ballard" auch noch andere neue Romane von Ihnen geplant?

Friedrich Tenkrat: Ja. Jerry-Cotton-Romane. Wie viele das in diesem Jahr sein werden, weiß ich noch nicht.

Ingo Löchel: Herr Tenkrat, vielen Dank für die Beantwortung der Fragen.

Friedrich Tenkrat: War mir ein Vergnügen.


Die Callgirl-Romane von Friedrich Tenkrat

  • 001 Ein Gentleman ohne Manieren
  • 005 Tango fatale
  • 006 Striptease für den großen Boss
  • 012 Mr. Salvas sieht rot
  • 019 Schwindelnde Kurven
  • 024 Heiße Takte für Belinda
  • 030 Eine Süße mit Schuss
  • 034 Ein heißes Eisen
  • 038 Durch die Hintertür
  • 042 Guten Rutsch ins Fiasko
  • 057 Tücke des Objekts
  • 065 Das gab Ihr den Rest
  • 067 Auf den Leim gegangen
  • 072 Träume sind Schäume
  • 074 Trau keinem Skorpion
  • 081 Das große Ding mit Libelle
  • 087 Herein ohne anzuklopfen

Die Callgirl-Romane von Friedrich Tenkrat unter dem Pseudonym Edgar Tarbot

  • 090 Todeskuss per Telefon
  • 095 Höllenfahrt zum Nulltarif
  • 107 Trouble im Studio A
  • 114 Beim Abschuß riß der Film
  • 121 Buck Feston narrt die City Police
  • 127 In Panik geraten
  • 132 KGB ohne Haftung
  • 137 Ein Bombenauftrag für Joe Pearson
  • 141 Warten auf Kempowsky

 

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