Gespenster-Krimi 134
Der schwarze Garten
von Camilla Brandner
Adele Wraxholm war ein äußerst hübsches Mädchen von 16 Jahren, als sie offenbar wegen ihrem schwachen Herzen plötzlich verstarb.
Doch so hübsch sie auch war, niemand trauerte aus ehrlicher Anteilnahme um sie, denn sie war ein regelrechtes Biest und Ausbrüche von Zorn waren bei ihr ebenfalls keine Seltenheit.
Und so kam es dann auch zu recht wunderlichen Besonderheiten seitens der Familie Wraxholm hinsichtlich ihrer Beisetzung, die den alten und erfahrenen Bestatter Everard Limpkins durchaus eher verwunderten.
Doch auch Reverend Arthur Rowland macht bei der Zeremonie eine schaurige Entdeckung, welche ihn an finstere Mächte glauben lässt. Doch Bischof Woolworth von der anglikanischen Kirche mag kein Gerede über irgendwelche Geister und Dämonen, weshalb er umgehend Reverend Rowland gleich in einen zweijährigen Zwangsurlaub schickt.
Und da Rowland persönlich auch als heimliches Hobby die neue Technik der Fotografie im viktorianischen Zeitalter pflegt, nutzt er diese Zeit daher produktiv bei der ledigen Fotografin Emily Primus, die mit ihren bereits 28 Jahren auch darauf spezialisiert ist, so manche kürzlich Verstorbenen zum Andenken für die trauernde Verwandschaft nochmals zu fotografieren.
Da mag mitunter ein geistlicher Beistand durchaus auch keine schlechte Idee sein. Aber auch der etwas wunderliche Leander Sarrazin würde sich gerne fotografieren lassen, doch hierbei kommt es zu einem gravierenden Zwischenfall.
Denn Leander, der sich selbst als "Geisterbanner" sieht und so manches okkulte Wissen von seiner verstorbenen Mutter geerbt hat, wird genau in diesem Moment vom dämonischen Geist der verstorbenen Adele Wraxholm attackiert, welche in der Gestalt einer grauenerregenden Chimäre ihn auf bösartigste Weise verfolgt.
Denn sie will über ihren Tod hinaus den jungen Leander an sich binden, um ihn auf die dunkle Seite zu ziehen. Im Vrfeld hatte Leander nämlich den Fehler begangen, mit dem okkulten Buch "Evocatio" die Verstorbene nochmal zu kontaktieren.
Denn diese hatte vor ihrem Tod ein armes Mädchen mit einem bösen Fluch belegt und Leander hoffte daher durch dieses magische Buch, diesen Fluch seitens Adele wieder brechen zu können.
Doch Reverend Rowland und Emily Primus kommen recht schnell dahinter, auf welche verderbliche Weise Leander Sarrazin in den Besitz dieses okkulten Buches gelangte und das er unwissentlich längst schon mehr ein Werkzeug des Bösen statt der Retter eines unschuldigen Mädchens geworden ist.
Und so ist man sich sicher, Leander muss das Buch Evocatio vernichten, damit auch er sich für immer vom diabolischen Geist der Adele Wraxholm befreien kann. Doch wie soll Leander das junge Mädchen Annie McColleens trotzdem von ihrem Fluch befreien und was ist der "schwarze Garten", in dem scheinbar die Lösung aller Rätsel zu finden ist?
Auf diese Frage könnte ein Albtraum seitens Emily Primus vielleicht eine Antwort parat halten. Doch darf man überhaupt Albträumen trauen, wenn das Böse alle Register zieht, um zu einem Sieg zu gelangen?
- Erschienen am 25. November 2023
- Neuer Roman
"Herr du meine Güte!", platzte Rowland heraus. "Nichts Gotteslästerliches? Sie dummer Junge, Sie haben mit den Fäusten an die Pforten der Hölle getrommelt und gerufen: Darf ich eintreten? Sie wissen ganz genau dass Nekromantie eine Todsünde ist..."
(Gespenster-Krimi/Band 134, "Der schwarze Garten"/Seite 34)
Gleich vorweg möchte ich hier gestehen, das ich mir am Ende des Romans durchaus etwas mehr Action gewünscht hätte. Allerdings ist dies wiederum eine Kritik auf sehr hohem Niveau, denn der Roman von Camilla Brandner in seiner Gesamtheit kann ansonsten durchweg mit einigen Inhalten der Handlung bei mir verdammt gut punkten.
So erfährt man als Leser (oder auch Leserin) etwas über den Brauch im viktorianischen Zeitalter, bei dem man die Verstorbenen nochmals hübsch herausgeputzt fotografieren ließ, um so ein letztes Andenken an den Verstorbenen zu erhalten.
Dies mag durchaus auch einer morbiden Faszination entsprungen sein, entspricht allerdings zur damaligen Zeit durchaus der Realität im Kreis der Menschen, die hierfür auch das nötige Kleingeld besaßen.
Aber man erhält hier auch durchaus seitens der Autorin kleine Einblicke in die Lebensweisen der Menschen verschiedenster gesellschaftlicher Klassen in Großbritannien, als auch von alleinstehenden und berufstätigen Frauen. Denn die hatten es auch nicht gerade leicht gehabt und die Gleichberechtigung wurde zu dieser Zeit eben auch nicht gerade großgeschrieben.
Im Grunde gelingt es Camilla Brandner daher geradezu perfekt, ihre Leserschaft trotz der eher starren Seitenanzahl eines „GESPENSTER-KRIMI“, ohne Probleme in die Vergangenheit mitzunehmen, die sich doch sicherlich sehr extrem von unserer heutigen Lebensweise unterscheidet.
Dabei kommt allerdings auch der gruselige Aspekt innerhalb der Handlung wahrlich nicht zu kurz und kann durchweg überzeugen. Das liegt auch daran, weil die Autorin auch hier nie zu übermäßigen Übertreibungen innerhalb des Handlungsverlauf neigt, die eine bereits gruselige Atmosphäre eher konterkarieren könnten.
Überhaupt hat man beim Lesen recht bald das Gefühl (wie bei mir als alten Horror-Nerd), als laufe dabei im Kopfkino gerade ein alter Hammer-Horrorfilm ab, bei dem nur noch die Darsteller Peter Cushing und Christopher Lee fehlen.
Aber mit ein wenig Fantasie kriegt man auch die in die dazugehörigen Bilder im Kopf eingebaut.
Alles in allem kann ich diesen Roman von Camilla Brandner eigentlich nur jedem empfehlen, wenn man auf recht atmosphärische wie düstere Gruselgeschichten steht und einem klassischen Einzelroman im Format Heftroman ebenfalls nicht abgeneigt ist.
© by Konrad Wolfram
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